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Thema: Tipps bei Erkrankungen des Harntraktes

  1. #1
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Standard Tipps bei Erkrankungen des Harntraktes

    Blasenschlamm bzw. Blasengries sowie Blasen- und Nierensteine stellen häufige Erkrankungen bei Kaninchen dar. Sie entstehen, wenn sich schlecht lösliche Substanzen im Harntrakt ablagern. Meist sind dies Kalziumverbindungen. Häufig werden auch andere Substanzen wie beispielsweise Struvit nachgewiesen.


    1.) Mögliche Ursachen
    2.) Was sind mögliche Anzeichen für Ablagerungen im Harntrakt?
    3.) Was tun?
    4.) Fütterungshinweise
    5.) Literaturnachweise
    6.) Link-Tipp
    Geändert von Simone D. (18.09.2012 um 08:29 Uhr)
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  2. #2
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Mögliche Ursachen dafür sind:

    • Ernährungsfehler: Ein zu geringer Wasseranteil in der Nahrung ist vermutlich die häufigste Ursache für Harnwegserkrankungen beim Kaninchen. Auch eine zu einseitige Ernährung kann Ablagerungen im Harntrakt verursachen.
    • Haltungsfehler: Zu wenig Bewegung und mangelhafte Hygiene begünstigen Harnwegserkrankungen. Auch eine reine Innenhaltung kann sich dadurch, dass ein Vitamin D-Mangel entstehen kann, nachteilig auf den Mineralienstoffwechsel auswirken. (Mehr Infos zum Thema Vitamin D)

    Weitere Risikofaktoren liegen in Vorerkrankungen der Nieren, einer geschwächten Immunabwehr, einer hormonellen Schieflage (z.B. Schilddrüse) sowie in genetischer Veranlagung oder im fortgeschrittenen Lebensalter.
    Geändert von Simone D. (05.07.2012 um 16:37 Uhr)
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  3. #3
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Was sind mögliche Anzeichen für Harnwegserkrankungen?

    Unsere Kaninchen geben uns unterschiedliche Möglichkeiten, wie wir auf ihre Harnwegserkrankungen aufmerksam werden können:

    • Häufiger Harnabsatz in kleinen Mengen
    • Mangelnder Harnabsatz
    • Harnabsatz an ungewöhnlichen Stellen
    • Kaninchen nässt sich ein
    • Blut im Harn
    • Schmerzen während des Harnabsatzes (gekrümmter Rücken, Zähne knirschen)
    • Ausgeschiedener Urin ist dickflüssig
    Geändert von Simone D. (10.09.2012 um 13:05 Uhr)
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  4. #4
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Was tun?

    Sollte ein Kaninchen sich so verhalten, ist sofort ein Tierarzt aufzusuchen, weil es möglicherweise unter großen Schmerzen leidet. Hilfreich ist es, zum ersten Tierarztbesuch eine möglichst sterile und frische Urinprobe mitzubringen. Ziehen Sie hierfür den Urin des betreffenden Tieres am besten in einer sauberen Spritze auf. Der Tierarzt kann anhand einer frischen Urinprobe die genaue Zusammensetzung des Urins sowie eine mögliche Blasenentzündung feststellen. Zusätzlich kann ein Röntgenbild Aufschluss über mögliche Ablagerungen im Harntrakt geben.


    Links: Blase voll mit Blasenschlamm, rechts: Blase nach angefangener Behandlung mit wenig Blasenschlamm

    Vorsicht!
    Ist die Blase voll mit Ablagerungen, können mögliche Blasensteine auf dem Röntgenbild zunächst nicht erkennbar sein. Ein falscher Druck auf der Blase durch Ausmassieren kann dazu führen, dass die Blasenwand reißt!
    Wichtig:
    Achtung bei harnansäuernden Medikamenten! Nicht jede Substanz, die für Ablagerungen in der Blase verantwortlich ist, reagiert chemisch gleich. So kann ein Medikament, das im einen Fall hilft, im anderen Fall unter Umständen zur einer Verschlechterung führen! Bestehen Sie daher vor einer Medikamentengabe unbedingt darauf, dass ihr Tierarzt mittels eines Urintests genau abklärt, welche Substanzen im Urin des Patienten am Werk sind.
    Wieder zuhause muss der Patient durch eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme und eine naturnahe Fütterung unterstützt werden. Um die Flüssigkeitsaufnahme zu erhöhen, kann als Anreiz ein Schuss Möhren- oder Apfelsaft ins Trinkwasser gegeben werden. Sollte die über die Nahrung zugeführte Flüssigkeitsmenge nicht reichen, muss infundiert werden. Der Urin des Tieres sollte regelmäßig auf Blut und Entzündungen kontrolliert werden. Wenn Blut oder Anzeichen für eine Entzündung im Urin gefunden werden, sind ein Antibiotikum (Baytril) und ein Schmerzmittel die Mittel der Wahl. Nach abgeschlossener Behandlung empfiehlt sich ein Kontrollröntgenbild – auch um eine mögliche Steinbildung auszuschliessen.
    Geändert von Simone D. (18.09.2012 um 08:32 Uhr)
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  5. #5
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Fütterungshinweise

    Die natürliche Nahrung von Kaninchen ist vorwiegend frisch und besteht hauptsächlich aus Wasser. Überschüssige Mineralstoffe gelangen daher stark verdünnt in den Harn, was eine problemlose Ausscheidung ermöglicht. Mit der hohen Wasseraufnahme geht auch ein häufiger Harnabsatz einher. Krankheitserreger und schädliche Bakterien können sich somit schlechter vermehren. Dies beugt Harnwegserkrankungen vor.

    Bei Harnwegserkrankungen ist daher vor allem darauf zu achten, dass die Nahrung einen möglichst hohen Wasseranteil enthält. Im Vergleich zu frischem Grün nimmt ein Kaninchen mit Heu beispielsweise ein Vielfaches an Kalzium auf. Heu sollte zwar nicht vom Kaninchenspeiseplan gestrichen werden – aber je mehr die Kaninchen es freiwillig durch frisches Grün ersetzen, desto besser.

    Info:
    Fütterungstipps bei Harnwegserkrankungen

    Blasenpatienten benötigen täglich ein abwechlsungsreiches Gemisch aus frischen Gräsern und Kräutern, Blättern und Zweigen. Vermeiden Sie eine einseitige Ernährung. Wenn ein Kraut häufig und in großen Mengen gefressen wird, kann dies zur Verschlimmerung der Symptome beitragen. Besonders gut geeignet sind bei diesem Krankheitsbild vor allem auch stark wasserhaltige, harntreibende und entzündungshemmende Futtermittel.

    Besonders wertvoll sind: Ackerschachtelhalm*, Birkenblätter, Birne, Brennnessel (getrocknet anbieten), Gurke, Heidelbeeren, Echinacea, Kamille, Löwenzahn, Pfefferminze, Ringelblume, Salbei, Schafgarbe, Thymian und Wassermelone.

    *Ackerschachtelhalm nicht in zu hohen Mengen verfüttern (3 Pflanzen auf 1 kg frisches Pflanzengemisch), Verwechslungsgefahr: Sumpfschachtelhalm
    Eine vermehrte Durchspülung der Harnwege fördern beispielsweise auch Tees aus Löwenzahn, Birkenblättern und Goldrute, Queckenwurzel, oder Blasen-Nieren-Tees. Tee sollte immer zusätzlich zum Wasser gereicht werden.

    Vorsicht ist geboten bei:

    • Trockenkräuter: Wegen hoher Mineraliengehalte und einem geringen Wasseranteil sollte bei Harnwegserkrankungen nach Möglichkeit auf getrocknete Kräuter verzichtet werden. Harntreibende und entzündungshemmende Kräuter können jedoch auch getrocknet in geringen Mengen bei der Genesung helfen. Die frischen Varianten sind dennoch vorzuziehen.
    • Gepresstes und krümeliges Futter: Pellets, Cobs, "Kekse", "Plätzchen", Futterblöcke oder andere Pressprodukte verweilen strukturbedingt lange im Kaninchendarm und sind somit ein idealer Nährboden für krankmachende Keime.
    • Trockengemüse und -obst: Quellen im Magen auf, entziehen Wasser und sollten somit keinesfalls gefüttert werden. Auch dann nicht, wenn sie als „kalziumarmes“ Futter für Blasenpatienten deklariert werden!
    • Getreide und Sämereien: Einige Sorten wie Gerste, Weizen, Roggen, Mais und Soja hemmen durch die enthaltene Phytinsäure die Aufnahme von Mineralien. Ebenso führen Getreide und Sämereien zu einem starken Sättigungsgefühl, das die Aufnahme von Frischfutter behindert.


    Zum Kalziumbedarf eines Kaninchens
    Kaninchen haben einen sehr hohen Kalziumbedarf – beispielsweise durch die ständig nachwachsenden Zähne. Sie nehmen von Natur aus mehr Kalzium über die Nahrung auf, als sie benötigen. Daher ist der Urin gesunder, erwachsener Kaninchen leicht trüb ("milchig"). Klarer Urin kann ein Zeichen für einen Kalziummangel sein. Mögliche Folgen eines Kalziummangels sind beispielsweise Zahnprobleme, Abszesse und Herzrhythmusstörungen.

    Eine kalziumarme Fütterung kann zu einem Kalziummangel führen. Sie ist daher nicht die Lösung, sondern schafft nur neue Probleme!
    Geändert von Simone D. (26.02.2013 um 22:15 Uhr)
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  6. #6
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Literaturnachweise

    P. Carstensen, Untersuchungen zum Kalziumstoffwechsel ausgewachsener Kaninchen, Tierärztliche Hochschule Hannover, 1984

    J. Fairham, F. M. Harcourt-Brown, Preliminary investigation of the vitamin D status of pet rabbits, The Veterinary Record, October 16, 2009

    F. M. Harcourt-Brown, Textbook of Rabbit Medicine, Butterworth-Heinemann, 2002

    P. Hollmann, B. Hollmann, Blasenschlamm als Ursache von Harnabsatzbeschwerden bei einem Zwergkaninchen, Tierärztl. Praxis 2001; 29 (K): 384-5

    S. Rappold, Vergleichende Untersuchungen zur Urolithiasis bei Kaninchen und Meerschweinchen, Tierärztliche Hochschule Hannover, 2001

    A. Rühle, Kaninchen würden Wiese kaufen: Haltung und Ernährung von Zwergkaninchen - Informationen für engagierte Halter, Books on Demand, 2009

    www.degupedia.de

    www.kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de
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  7. #7
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Tolle Infoseite mit weiterführenden Informationen:

    Kaninchen würden Wiese kaufen – Calcium & Phosphor
    Geändert von Simone D. (05.07.2012 um 20:02 Uhr)
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  8. #8
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Anhang: Vitamin D

    Vitamin D ist für Kaninchen essentiell. Es ist für die Regulation des Kalzium- und Phosphorstoffwechsels zuständig. Leider kommt es in der natürlichen Nahrung von Kaninchen kaum vor. In Gegenwart von ungefiltertem Sonnenlicht sind sie aber in der Lage, es mit Hilfe von UV-B-Strahlen selbst zu synthetisieren. Kaninchen, die im Freien leben, füllen ihren Vitamin D Speicher also automatisch auf.

    Für Kaninchen in Innenhaltung gilt das nicht, denn UV-B-Strahlung dringt nicht durch Fensterglas. Aus diesem Grund kann es bei einer reinen Wohnungshaltung nicht von den Tieren gebildet werden. Ermöglichen Sie Kaninchen in reiner Innenhaltung daher Zugang zu ungefiltertem Sonnenlicht. Bieten Sie ihren Tieren bei Temperaturen über 10 Grad regelmäßigen Auslauf im Garten oder auf dem gesicherten Balkon, oder öffnen Sie täglich die (Dach)Fenster weit.

    Zusätzlich können Sie ihren Tieren auch sonnengetrocknete Grünpflanzen, Herbstlaub sowie Pilze (z.B. Champignons) anbieten – sie alle enthalten Vitamin D2. Neben einem Mangel kann auch eine Überdosierung an Vitamin D verheerende Folgen haben. Daher ist von künstlichen Vitaminpräparaten, die ohne ärztliche Anweisung verabreicht werden, abzuraten.
    Geändert von Simone D. (05.07.2012 um 19:47 Uhr)
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