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Thema: FAQ Verhalten

  1. #1
    Mit ohne H. Avatar von Sarah
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    Standard FAQ Verhalten

    Was ist normales Kaninchenverhalten - und was nicht?
    Zwar sind unsere Hauskaninchen seit Jahrhunderten domestiziert, aber die eingeprägten Verhaltensweisen der wilden Vorfahren prägen bis heute das Verhalten unserer langohrigen Mitbewohner. Darum sollte man sich immer vor Augen führen, wie Wildkaninchen leben und sich verhalten, wenn es Fragen zum Verhalten des eigenen Tieres gibt.
    Ein gutes Beispiel ist das Buddeln und Scharren. Wildkaninchen leben in großen, unterirdischen Höhlensystemen. Daher haben auch Hauskaninchen, welche in der Wohnung gehalten werden, einen gewissen Buddeltrieb. Die Frage ist nur, wie ausgeprägt dieser ist. Natürlich kann es sehr nervig sein, wenn ein Kaninchen permanent versucht, sich durch den Zimmerboden zu graben – aber es lebt nur sein natürliches Verhalten aus. Als Halter kann man versuchen, den Buddeltrieb durch das Anbieten von Buddelboxen mit Tüchern gefüllt, ein wenig zu steuern.
    Viele Verhaltensweisen ergeben sich auch aus dem natürlichen Miteinander in einer Kaninchengruppe. Das Klopfen mit den Hinterläufen zum Beispiel dient der Warnung der anderen Gruppenmitglieder vor einer möglichen Gefahr und ist ein Zeichen von Aufregung. Wenn ein Kaninchen aber immer wieder und ausdauernd klopft, sollten man schauen, ob es irgendeinen auslösenden Faktor im Gehege gibt.
    Auch wenn Kaninchen biologisch gesehen keine Nagetiere sind, haben sie ein großes „Knabberbedürfnis“. Manche Langohren lassen diesen Trieb an Möbeln und Tapeten aus. Als Halter kann man versuchen, dies durch das Anbieten von Knabberhölzern aus Obstbaumzweigen umzulenken. Eine Garantie ist das aber nicht. Daher sollte man im Zweifelsfall Tapeten und Möbel entsprechend schützen. Viele Anregungen dazu findet man in unserem Haltungsbereich.
    Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Verhaltensweisen ist Gitternagen/Gitterrütteln keine natürliche Verhaltensweise, sondern eher eine Verhaltensauffälligkeit, die auf Langeweile und Unterforderung hinweist. Daher sollte man, falls das Kaninchen diese Verhaltensweise zeigt, entweder über eine Vergrößerung des Geheges oder zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten nachdenken.


    Wie gehe ich mit aggressiven und ängstlichen Kaninchen um?
    Manche Kaninchen reagieren auf Menschen äußerst ängstlich oder aggressiv. Gerade wenn man Tiere aus schlechter Haltung von einem Tierschutzverein übernimmt, kennt man häufig nur wenig über die Vorgeschichte des Tieres. Aber auch Kaninchen, die in einer liebevollen und artgerechten Umgebung aufgewachsen sind, können ein für den Halter problematisches Verhalten zeigen.
    Wenn ein Kaninchen ein solch unsicheres Verhalten zeigt, sollte zunächst ein gründlicher TA-Check erfolgen. Häufig ist ängstliches und aggressives Verhalten ein Anzeichen für Schmerzen oder anderes Unwohlsein. Sind alle körperlichen Ursachen ausgeschlossen, ist das oberste Gebot Geduld. Manche Kaninchen brauchen sehr lange Zeit, um einmal verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen.
    Ängstliche Kaninchen sollte man niemals bedrängen und ihnen Nähe aufzwingen. Setzen Sie sich ruhig in das Gehege und lassen sie das Tier die Distanz bestimmen. Meist ist es so, dass sie erfolgreicher sind, wenn sie sich selbst auch entspannen. Nehmen Sie sich ein Buch mit und versuchen sie, dem Kaninchen so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu schenken. Nach und nach wird das Kaninchen wahrscheinlich merken, dass keine Gefahr von Ihnen ausgeht. Irgendwann können Sie beginnen, ein Leckerlie ruhig auf die flache Hand zu legen. Stürmen Sie dem Kaninchen nicht entgegen und bedrängen Sie es nicht. Irgendwann wird die Lust auf die Leckerei wahrscheinlich die Angst besiegen. Es gibt aber auch Kaninchen, die auch mit viel Geduld nie die Nähe des Menschen suchen oder sich anfassen lassen. Dann sollte man sich damit begnügen, dass das Kaninchen die Nähe des Halters toleriert und nicht in Panik ausbricht.
    Bei aggressiven Kaninchen sollte man zunächst versuchen, den auslösenden Faktor der Aggression herauszufinden. Ist das Kaninchen extrem ängstlich und handelt nach dem Prinzip „Angriff ist die beste Verteidigung“? Reagiert es besonders auf bestimmte Gerüche (andere Tiere), Geräusche oder Gegenstände? Ist die Aggressivität ein Ausdruck von ausgeprägtem Revierverhalten? Bei (unkastrierten) Weibchen tritt ein erhöhtes Aggressionspotential auch in Zusammenhang mit einer Hitzigkeit oder Scheinschwangerschaft auf. Je nach Auslöser der Aggression sollte man versuchen, dass Kaninchen daran zu gewöhnen. Und natürlich gibt es auch Tiere, die einfach nicht bedrängt, angefasst, festgehalten oder hochgehoben werden wollen. In diesem Fall akzeptieren Sie den individuellen Charakter Ihres Kaninchens.

    Wie verhalten Kaninchen sich untereinander?
    Kaninchen haben keine bzw. kaum eine Lautsprache, sie kommunizieren untereinander fast ausschließlich über die Körpersprache, die aber recht komplex ist. Sie zeigen eine Vielzahl von Verhaltensweisen, auf einige soll hier eingegangen werden:

    Das Rammeln dient üblicherweise dem stark ausgeprägten Fortpflanzungstrieb der Kaninchen. Nach Kastration der Rammler bzw. auch der Weibchen deutet es eher auf Dominanzverhalten hin; das überlegene Tier rammelt das unterlegene Tier. Das ist nicht geschlechtsgebunden, auch Weibchen können und werden rammeln, wenn sie dominant sind.

    Viele Kaninchen sind sehr futterneidisch, vor allem, wenn sie aus schlechter Haltung kommen und nicht sicher sind, wann es wieder was zu fressen gibt. Das geht vom Mundraub (das Gemüse wird dem Partnertier direkt aus dem Mäulchen weggenommen) bis hin zum kompletten Verjagen vom Futternapf oder wilden Verfolgungsjagden, wenn ein Tier glaubt, das andere habe gerade was Besseres zum Futtern gefunden. Gegen den Futterneid kann man nur mit viel Geduld und immer ausreichend Nahrung ankommen, aber die meisten Kaninchen sind schon recht futterneidisch. Ist es sehr schlimm, kann die Trennung während der Fütterungszeiten erwogen werden oder man lenkt das dominantere Tier vorher mit etwas besonders Leckerem ab, damit das unterlegene Kaninchen an den Futternapf darf.

    Kaninchen sind sehr revierbezogen, jeder Revierwechsel kann Stress bedeuten. Je kleiner ihr Revier (z. B. ein Käfig), desto größer das aggressive Revierverhalten, weil sie den wenigen Platz verteidigen wollen. Je mehr Platz, desto weniger aggressiveres Revierverhalten. Niemals sollte man fremde Kaninchen einfach so in das Revier eines Kaninchens stecken, die Folge werden fast immer Kämpfe sein. Für Zusammenführungen empfiehlt sich von daher ein neutraler Raum, den keines der Kaninchen als sein Revier beanspruchen kann.

    Aus der Revierbezogenheit ergibt sich, dass das ganze Gehege der Kaninchen nach ihnen riechen muss, was entweder mittels Markierung mit der Kinndrüse, Kotabsatz oder in extremeren Fällen auch durch Urin spritzen (bis 1 m die Wände hoch) erfolgen kann. Neue Reviere werden erstmal ausführlich markiert; auffällig ist, dass die Kotkugeln dabei auch strenger riechen als der normale, gleich aussehende Kotabsatz. Nach einiger Zeit sollte die Markiererei nachlassen, wenn sie ihr Revier als ihres akzeptiert und sich eingelebt haben.

    Kaninchen sind sehr reinliche Tiere, die sich oft und gründlich putzen. Ihr Sozialverhalten zeigt sich auch, indem sie sich gegenseitig putzen und ganz viel miteinander kuscheln. Sie brauchen den Körperkontakt mit Artgenossen für das Wohlbefinden.

    Besondere Verhaltensweisen bei Weibchen
    Bei Kaninchen ist es so, dass Weibchen einige „Verhaltensauffälligkeiten“ zeigen, welche man bei Männchen nicht antrifft und die unter Umständen den Frieden in der Gruppe gefährden. Diese Verhaltensweisen sind vom natürlichen Fortpflanzungstrieb der Häsinnen veranlasst, welcher aufgrund der hohen Reproduktionsraten bei Wildkaninchen sehr ausgeprägt ist.
    Bei vielen Häsinnen kommt es zu massiven „Frühlingsgefühlen“. Diese äußern sich in verschiedener Art und Weise. Möglich sind Nestbauaktivitäten, Scheinschwangerschaften und verstärktes Dominanzverhalten gegenüber anderen Gruppenmitgliedern. Aufgrund dieser Verhaltensweisen kommt es im Frühling relativ häufig zu Streit in ansonsten harmonischen Gruppen. Als Halter hat man kaum eine Chance, etwas gegen dieses Problem zu tun. Man sollte ruhig bleiben und die Gruppe das Problem unter sich lösen lassen, so lange es nicht zu Verletzungen kommt. In extremen Fällen kann es notwendig werden, Gruppen vorübergehend zu trennen und später wieder zusammen zuführen. Dies sollte man aber wirklich nur in Ausnahmefällen in Betracht ziehen. Manche Halter haben gute Erfahrung mit der Gabe von Bachblüten oder Salbei zur Unterstützung gemacht.
    Unabhängig von der Jahreszeit zeigen manche Weibchen Scheinschwangerschaften. Das offensichtlichste Zeichen einen Scheinschwangerschaft ist der Nestbau, wobei die Häsin sich Fell am Bauch ausrupft und damit ein Nest baut. Lassen sie ein solches Nest einfach so lange liegen, bis die Häsin das Interesse daran verliert. Aber es gibt auch deutlich weniger auffällige Indizien für eine Scheinschwangerschaft: verstärkter Buddeltrieb, Markieren, Urinspritzen, besonders dominantes oder ängstliches Verhalten gegenüber Artgenossen oder dem Halter, Lautäußerungen wie brummen und knurren. Während eine einmalige Scheinschwangerschaft noch nichts Bedenkenswertes ist, deuten immer wiederkehrenden Scheinschwangerschaften auf ein hormonelles Ungleichgewicht hin. Verschiedene Bücher oder Züchter empfehlen in diesem Fall, das Weibchen einmalig decken zu lassen. Dies ist keine adäquate Lösung des Problems, wobei eine Linderung der Symptomatik auch äußerst unsicher ist. Da unserer Beobachtung nach bei der Kastration (Entfernung von Gebärmutter und Eierstöcken) von auffälligen Weibchen häufig Veränderungen an Gebärmutter und/oder Eierstöcken gefunden werden, sollte man diesen Eingriff bei wiederkehrenden Scheinschwangerschaften in Erwägung ziehen.

    Wie wird mein Kaninchen stubenrein?
    Sehr viele Kaninchen werden quasi von selber stubenrein, zumindest der Urin landet fast immer in entsprechenden Klos (z. B. Käfigunterschalen, Katzentoiletten, Slugi-Boxen von IKEA); hilfreich ist es, wenn das/die Klo/s angenehm weich ausgepolstert ist, z. B. mit Holzpellets (gut saugend, geruchsarm) und einer dicken Lage Stroh (für die Weichheit). Pärchen sind sehr oft sauber, bei Gruppenhaltung ist das leider weniger oft anzutreffen, denn je mehr Kaninchen es sind, desto mehr muss markiert werden und das leider oft gern durch das ganze Gehege.

    Es gibt aber auch weniger saubere Exemplare, die Kot und Urin fallen lassen, wo sie gerade gehen und stehen. Hier kann es helfen, die Kaninchen genau zu beobachten und beim leisesten Anzeichen, dass die Blume erhoben wird, sofort ins Klo zu setzen, ausgiebig zu loben und mit Leckerchen zu belohnen, wenn tatsächlich ins Klo gemacht wird. Sieht man das nicht rechtzeitig, kann es helfen, die Kotkugeln aufzusammeln, sowie die Pfützen mit Küchentüchern aufzuwischen und beides ins Klo zu packen – mit ein klein wenig Glück schaffen es die Tiere, das zu verstehen, aber eine Garantie gibt es leider nicht. Schimpfen oder gar die Nase in den Urin zu stupsen, verschreckt die Tiere nur und wird nicht zum gewünschten Ergebnis führen!

    Hilfreich kann es auch sein, viele kleine Klos aufzustellen. Schieben die Kaninchen die Klos durch die Gegend, sollte man sich wenigstens übergangsweise von der beabsichtigten Inneneinrichtung verabschieden und die Klos genau dort aufstellen, wo die Tiere sie haben möchten; die Anzahl der Klos kann man später immer noch reduzieren, wenn der Verwendungszweck erkannt wurde. Je sauberer die Klos und das Gehege gehalten werden, desto größer die Chance auf Stubenreinheit.

    Und ansonsten: Geduld, Geduld, Geduld. Oft dauert es mehrere Wochen oder gar Monate, bis sie es verstehen, was man von ihnen möchte. Manche verstehen es nie, was man dann so akzeptieren muss.




    Geändert von Sarah (08.03.2010 um 07:21 Uhr)

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