Es tut mir leid, dass deine Situation dich zur Zeit so überfordert.
Ich war schon öfter in ähnlicher Situation aus verschiedenen Gründen und da sagte mein Psychologe, wenn sie die Situation nicht ändern können oder wollen, dann müssen sie die Einstellung dazu ändern. Das hat zwar eine Weile gedauert, aber es war erfolgreich. Ebenfalls in verschiedenen Situationen.
Konkret würde es in deiner Situation bedeuten, Prioritäten zu setzen. Was ist dir wichtiger, die super saubere Wohnung, die leer ist und wo dich abends keine Vierbeiner erwarten und sich auf dein Kommen freuen? Oder die Tiere, für die du dann Abstriche bei der Sauberkeit deiner Wohnung machen musst, aber die dir neben Sorgen und Stress auch Gesellschaft und Freude machen?
Ich hatte auch mal eine Phase, wo mir die ständig kranken Tiere, neben meinem Beruf, meinem chronisch kranken Pferd, meinem ständig in der Werkstatt stehenden Auto und meinen eigenen chronischen Krankheiten zu viel wurde. Ich habe mich dann für die Kaninchen entschieden und bis heute stehe ich dazu. Meine Wohnung ist eben keine tote Musterwohnung, sondern lebt. Meine Kaninchen haben mein Schlafzimmer als ihr Zimmer, das wir uns dann nachts teilen, da sie nachts ebenfalls schlafen. Es dauerte eine Weile, bis sie akzeptiert haben, dass das Bett nachts meins ist und sie dann draußen bleiben müssen. Tagsüber liegt auf em Bett eine von unten gummierte Badezimmermatte und da sitzen sie dann gerne. Allerdings gehen sie inzwischen nicht mehr drauf, wenn die Matte da nicht liegt. Das spielt sich mit der Zeit ein. Machen sie Unfug, gibts Ärger. Ich bin der Herdenchef und bestimme, was erlaubt ist und was nicht. Das funktioniert prima. Sie dürfen in die ganze Wohnung, wenn ich da bin und freuen sich riesig, wenn sie aus dem Zimmer dürfen. Bin ich am WE zu Hause, ist es ihnen schnell gleich. Dann ist der Reiz dahin und sie schlafen und verbringen die meiste Zeit im Schlafzimmer. Soviel zum Thema es ist ihnen unangenehm auf zu kleinem Raum. Das Schlafzimmer hat 12 m² und es stehen noch Möbel darin. Entscheidend für die Sauberkeit war hier, dass ich den Tieren gezeigt habe, wo sie ihr Geschäft machen sollen. Ich habe sie bei jeder Gelegenheit in ihre Klokiste gesetzt und riesig gelobt, wenn sie es da gemacht haben. Das haben sie bald begriffen. Es dauerte dann zwar einige Zeit, aber jetzt sind sie nahezu zuverlässig sauber. Dazu kommt, dass sie viele Toiletten benötigen. In jedem Raum mindestens 3. Immer eines mehr, als man Tiere hat. Sie wollen Heu im Klo haben, dass sie dort dann auch fressen und es muss angenehm unter den Füßen sein.
Meine beiden Zwerge haben ebenfalls Probleme mit der Verdauung. Sie neigen sehr zu Blähungen und Matschkot bis Durchfall. Kotproben auf alles waren ohne Befund. Meine eigene Erfahrung sagt, auch Kaninchen neigen wie Menschen zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Also bleibt nur austesten. In diesem Jahr hatten sie in 5 Monaten schon 4 Bauchgeschichten. Sie vertragen kein Gras und neuerdings auch keine Petersilie. Wir testen gerade Dill aus... Daneben bevorzugen meine Tiere alle eher trockenes Futter als Frischfutter, was bei ihnen die Produktion von schönen Kötteln sehr fördert und den Matschkot länger verhindert. Sie fressen sehr gerne trockene blättrige Kräuter, Obstbaumblätter und Trockengemüse. Nicht viel, aber über den Tag verteilt neben Heu. Damit sie genug trinken gibt es neben Wasser Apfelsaft-Wassergemisch.
Sobald sie Matschkot machen gibt es Stullmisan, ein pflanzliches Durchfallmittel, Dimeticon, Rodicare akut und Heilerde. Damit haben wir das relativ schnell wieder im Griff und es spart den TA Besuch, meistens. Man kann auch noch Moorliquid versuchen. Das hilft auch bei einigen. Mit oder ohne Darmbakterien macht hier keinen Unterschied. Der Zucker in Bene Bac oder ähnlichem dient u.a. als Nahrung für die Bakterien, die sonst im Darm zu schnell wieder absterben würden ohne Futter. Das hat daher durchaus seine Berechtigung.
Es ist also nicht immer notwendig, die Tiere so zu halten, wie sie draußen leben würden. Kaninchen passen sich sehr gut an ihre Umgebung an, ohne sich darüber zu grämen. Sie sind von Natur aus positiv eingestellt. Wichtig ist, dass ihre Bedürfnisse erfüllt sind. Sie wollen das Futter, dass ihnen schmeckt, Gesellschaft, Platz zum Laufen und die Möglickeit zum Buddeln und Graben. Dafür bekommen meine Tiere Kartons mit kleinen Eingängen, die sie selber größer knabbern und zum Buddeln Fleecedecken in lange Streifen geschnitten, die sie dort dann rauswühlen können. Damit waren bisher alle Weibchen glücklich am Buddeln. Sooft ich sie wieder reingesteckt habe, wurden sie wieder rausgewühlt. An machen Tagen machen sie auch mal gar nichts und chillen nur.
Ich würde mal überlegen, wo für die Tiere und wo für dich, du Abstriche machen kannst, willst. Eine Prioritätenliste überlegen und vor allem bedenken, dass sowohl Tiere wie auch Familie nun mal Spuren hinterlässt und überlegen, ob wirklich ständig alles super sauber sein musss, oder ob es für deinen Seelenfrieden auch reicht, wenn du abends das Gröbste zusammen fegst, das Nasse aus den Klokisten entfernst und ein mal pro Woche gründlicher sauber machst? Und wenn du nicht gut drauf bist, dass auch mal auf einen anderen Tag verschiebst. Wenn du Zeit für dich einplanst und sie dir nimmst, bleibt zwar was anderes liegen, aber es wird dir besser gehen, da du weniger Stress hast. Dazu haben meine Tiere in jedem Raum einen Bereich, der ihrer ist, wo ihre Klokisten und ihr Futter stehen, ein offener Käfig zum wühlen und verstecken und wo sie Dreck machen dürfen, der auch mal liegen bleibt. Das hilft auch, den Dreck im ganzen Raum einzuschränken. Denn wie gesagt, man kann auch seine Einstellung dazu ändern, bis es zu einem paßt
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