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Thema: Empfehlungen des KS zur Freilandhaltung

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    Standard Empfehlungen des KS zur Freilandhaltung

    Ergänzungsvorschlag Freilandhaltung am Tage zur Aufnahme in die Richtlinien

    Definition:
    Die Freilandhaltung am Tage ist eine Haltung in einem Garten oder auf einem gartenähnlichen Grundstück, welches zwar umfriedet, aber nicht nach oben hin abgesichert ist. Die Haltung auf diese Art und Weise erfolgt von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang und in der Regel ohne dauerhafte Aufsicht. Für die Nacht steht den Kaninchen ein von allen Seiten gemäß den Richtlinien zur Außenhaltung gesichertes Gehege zur Verfügung.

    Vorteile gegenüber der dauerhaften Außenhaltung im gesicherten Gehege:
    - wesentlich reichhaltigeres Platz- und Revierangebot, dadurch deutlich höhere Befriedigung des natürlichen Bewegungs-und Erkundungsbedürfnisses (Sprints, Haken schlagen, Gänge graben,…)
    - natürliche Nahrungsaufnahme (selektierendes Grasen) an im Grundstücksbestand vorhandenen Pflanzen möglich, dadurch Aufwertung der Ernährung und Befriedigung der physiologischen Art der Nahrungsaufnahme (viele kleine Mahlzeiten am Tag)
    - bessere Möglichkeiten der flexiblen Gestaltung und Veränderung der Freilauffläche

    Mögliche Gefahren und Problematiken der Haltungsform und der Umgang damit:
    Fressfeinde (Greifvögel, Marder, Fuchs,…):
    - die Gefahr eines Besuchs von Fressfeinden ist in der Nacht und im Winter, sowie zur Aufzuchtzeit der Jungen erhöht
    - ausreichend hohe Umfriedung des Grundstücks, möglichst ohne „Aufsitzmöglichkeit“ für Greifvögel und kletternde Raubtiere
    - evtl. Anbringung von Stacheldraht oder ausreichend breitem Plexiglas/Metall-Streifen am oberen Ende der Umfriedung (kletternde Raubtiere haben keinen Halt), Anbringen von "Drahtbürsten" zur Marderabwehr (Link: Marderabwehr)
    - Aufstellen eines Elektrozauns: z.B. Schafzaun, muss engmaschig auf seine Stromstärke und den durchgängigen Durchfluss kontrolliert werden, sollte mit möglichst wenig Buschwerk in Berührung kommen
    - Greifvogel-Abwehrkugeln/Spiegelkugeln, bunte Windrädchen (irritieren den anfliegenden Vogel)
    - ausreichend gute und schnell erreichbare Verstecke und Unterschlüpfe, in die die Kaninchen rein passen, Fressfeinde (außer Marder) aber nicht, dichtes Buschwerk, Höhlen, Gänge
    - bei kleineren Grundstücken: Vogelabwehrnetze
    - eigener „Herdenschutzhund“

    Andere Tiere (Hund, Katze)

    - s. „Fressfeinde“

    Menschen (Diebstahl, Vergiftung, Misshandlung)
    - sicheres, abschließbares Gehege für die Nacht, stabile Schlösser
    - Schutz des Grundstücks vor unbefugtem Zutritt
    - Bewegungsmelder/Überwachungskamera

    Parasitenbefall
    - Gefahr nicht höher als in Gehegehaltung
    - Hygiene etwas schwieriger, Möglichkeit der Unterteilung des Grundstücks bei der Bekämpfung von Vorteil
    - regelmäßige Kotproben mindestens vor der Impfung
    - Kotstellen regelmäßig absammeln

    Tunnelbau
    - Tunnel engmaschig kontrollieren und bei Bedarf (Einsturzgefahr, Länge und somit die Tiere nicht mehr kontrollierbar) verschließen/umleiten/stabilisieren
    - Gefahr von die Grundstücksgrenze untergrabenden Tunneln ist umso geringer je größer das Grundstück ist
    - möglichst natürliche Alternativen anbieten (Korkröhren, Pflanzsteine, Weidentunnel,…)

    Giftpflanzen
    - wenige Pflanzen können einem Kaninchen von ihrer Giftwirkung her gefährlich werden
    - sicherheitshalber sollte auf folgende Pflanzen im Auslaufbereich der Kaninchen verzichtet oder diese unerreichbar abgegrenzt werden (auch herunterfallende Blätter/Blüten/Knospen):
    Aronstab, Gefleckter (Arum maculatum)
    Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)
    Brechnuss (Strychnos nux-vomica)
    Eibe (Taxus baccata) 0.7 g Nadeln/kg Körpergewicht oder 1.75 g Nadeln/Tier p.o.
    Eisenhut (Aconitum napellus)
    Engelstrompete (Brugmansia spp.)
    Fingerhut, Roter (Digitalis purpurea)
    Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)
    Nachtschatten, Schwarzer (Solanum nigrum) & Bittersüßer (Solanum dulcamara)
    Oleander (Nerium oleander) 0.005% des Körpergewichtes getrocknete Oleanderblätter
    Rittersporn (Delphinium elatum)
    Schierling (Gefleckter (Conium maculatum) & Wasserschierling (Cicuta virosa))
    Wunderbaum (Ricinus communis) 1 g Ricinussamen/kg Körpergewicht p.o

    Kaninchen stressfrei wieder ins Gehege sperren

    - Rituale etablieren (Fütterung mit bestimmtem Geräusch/Lockwort verbinden)
    - besondere Leckerlies ausschließlich im Gehege geben

    Gartenteiche/Gewässer
    Ein Gewässer kann eine erhebliche Gefahrenquelle für Kaninchen darstellen. Vor allem im Winter wenn sich eine dünne Eisschicht gebildet hat besteht die Gefahr des Einbrechens ( Ertrinken, Unterkühlung).
    Da selbst der gewissenhafteste Halter seine Augen nicht überall haben kann sollte auf eine ausreichende Sicherung gedacht werden. Hierfür eignet sich eine Umzäunung oder bei kleinen Gewässern das Abdecken mit evtl. Holzbrettern.

    Die Freilandhaltung einschränkende Faktoren:
    - kranke Tiere sollten aufgrund der schlechteren Beobachtungsmöglichkeit und eventuell verminderter Sinneswahrnehmungen nicht in Freilandhaltung leben
    - schlecht hörende Widder nehmen Gefahren schlechter/langsamer wahr
    - kleine Kaninchen sind gefährdeter bei Raubtier- und Greifvögelangriffen, große Kaninchen sind dafür weniger flink und wendig bei Fluchtversuchen
    - wildfarbene und in Brauntönen gemusterte Kaninchen sind weniger sichtbar für Fressfeinde als sehr helle und sehr dunkle Vertreter
    - baurechtliche Bestimmungen: je nach Region und Gemeinde gibt es unterschiedliche Regelungen, was die Höhe und Art der ortsgemäßen Umfriedung von Grundstücken angeht, nicht immer ist also eine ausreichend sichere Umzäunung zu gewährleisten
    Hier ist umso mehr immer eine individuelle Beurteilung der Eignung der Tiere und des Grundstücks für Freilandhaltung durch den Halter nötig.

    Empfehlungen und Rahmenbedingungen für möglichst sichere Freilandhaltung am Tage:
    - Tagesfreilauf grenzt direkt an das gesicherte Gehege an, die Tiere können jeweils zwischen den Bereichen wechseln, der Gehegeeingang ist an die Größe der Kaninchen angepasst, so dass kein Raubtier (außer der Marder) bei Flucht in Selbiges folgen kann
    - Gehegegröße muss weiterhin den bekannten Richtlinien entsprechen
    - ausreichende Versteckmöglichkeiten im Auslaufbereich
    - nur gesunde Tiere sind für die Freilandhaltung geeignet
    - die Fütterung muss weiterhin dem Bedarf der Kaninchen entsprechen (je nachdem, wie viel Futter auf dem Grundstück selbst zur Verfügung steht), fast immer muss vom Halter zugefüttert werden
    - Gruppenhaltung wird empfohlen und erhöht die Sicherheit der einzelnen Kaninchen (Warnverhalten der Artgenossen, Gruppendynamik, „Wachposten“,…)

    All unsere Empfehlungen und Aufzählungen von Gefahren (insbesondere der Giftpflanzen) erfolgen ohne Gewähr und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Der Halter wird nachdrücklich dazu aufgefordert eine für seine individuellen Gegebenheiten vor Ort geeignete, vernünftige Lösung zur Umsetzung einer größtmöglichen Sicherheit für seine Kaninchen zu finden.
    Geändert von Anja S. (10.06.2016 um 00:53 Uhr)

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