Lautlos herangeschwebt,
sanft niedergelassen,
zu kurz verweilt verweilt,
in den Himmel entschwunden.


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Nun ist es schon etwas über zwei Wochen her und ich traue mich endlich, diese Sätze zu schreiben.
In den letzten Tagen hab ich mich unglaublich sehr zusammengerissen und meine Verluste versucht zu verdrängen.
Lottis Tod musste ich bewusst verdrängen, da ich in den darauffolgenden Tagen stark für meinen Manni sein musste.
Das waren alles keine schönen Stunden und nach Tagen des Verdrängens und des „erschöpft seins“ muss ich nun wieder weinen.
Ich muss endlich loslassen.
Ich dachte ich habe das schon längst getan, aber so ist es noch lange nicht.

Lotti verweilte nur 24 Tage bei mir.
Einzig 24 Tage durfte ich sie kennenlernen, keinen Monat.
24 Tage durfte sie erfahren, wie es ist, umsorgt und geliebt zu werden.
Viel zu wenig...

Und so schnell wie sie, war keine!
Zack, fest in mein Herz gesprungen.
So feste, dass ich alles dafür geben wollte, dass sie noch ein schönes, langes, ansatzweise gesundes Leben bei mir leben würde.
Kurz nach ihrer Ankunft bei mir, musste ich meinen Otis einschläfern lassen.
Sie gab mir Kraft, ich hatte eine neue, weitere Aufgabe und sie schaffte es, dass ich weiterhin nicht den Mut verlor, weiter zu machen, mit allem wenn und aber!

Sie verzauberte mich im Sturm.

Lottis Rückblick ist ein kurzer, aber dafür umso intensiver!


Am 22.03.2016 holte ich dich aus deiner katastrophalen Haltung.
Du warst ein Kind einer Gebärmaschine in einem Hinterhof.
Dunkler Verschlag, eigentlich ein „Schlacht“Riese... geboren um zu sterben, um auf irgend einem Teller zu landen.
Du warst ein Kümmerling, eine Scheckin und wurdest von deinen Geschwistern hart traktiert.
Meine Chefin entdeckte dich so bei ihrem Nachbarn und fragte ihn, warum du so klein seist.

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Er hatte sich eh schon gewundert, dass du noch nicht „dod“ seist.
Sie erzählte mir von dir und ich holte dich am 22.03.2016 da raus.

Am nächsten Tag sind wir dann zum TA.
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Die Diagnose MEGACOLON war uns da schon bewusst und alle deutete daraufhin.
Natürlich hattest du neben den ganzen Kratz und Bisswunden auch Milben, Kokis etc. pp.
Und natürlich wurdest du gegen alles behandelt.

Nach nur 4 Tagen sahst du schon so toll aus
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Du warst so unglaublich verzaubernd!!!
Du hast Wiese gefressen, du hast ProPreBac geliebt und wurdest immer zutraulicher.
Jeden Tag hast du mich unglaublich stark gemacht, denn kurz nach deiner Ankunft musste ich meinen Otis einschläfern lassen.
Und neben meinem Manni hatte ich nun also auch noch dich, die mich auf Trab hielt

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Ich habe mich so sehr auf eine Zukunft mit dir gefreut.
Mich so darauf gefreut, dich groß werden zu sehen!
Wir wollten es allen zeigen, jawohl!
Und du hast jeden Tag bewiesen, dass du es auch wolltest!
Jeden verdammten Tag!!!
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Dein dicker Bauch wurde auch immer besser und - abgesehen neben deiner ein oder anderen Körperfehlstellungen und deiner viel zu kleinen Größe - hast du jeden Tag immense Fortschritte gemacht.
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Dein Auslauf im Zwinger gestaltete sich anfangs sehr schwierig, du warst so unsicher
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Aber schon am zweiten Tag wusstest du, mit dem Platz was anzufangen.
Du mochtest es vorallem in der Sonne zu dösen
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Eines der letzten Bilder von dir...
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Ein paar Tage vor deinem Tod wurdest du komisch.
Du hast nur noch mäkelig gefressen und warst mir gegenüber ungewohnt scheu und wolltest nicht angefasst werden.
Ich bin am 2. Tag deiner Veränderungen zu meiner TÄ.
Dein Kreislauf war im Keller.
Du hast Infusionen bekommen.
Abends ging es dir schon etwas besser und ich war voller Hoffnung, dass dies nur ein kleiner Rückschritt sei.
Doch dies wurde alles am Morgen des 15.04.2016 zerstört.
Dir ging es erbärmlich.
Du hattest schlimmen Durchfall bekommen... DEN Durchfall und du starbst noch, bevor wir los zum TA wollten.



Liebes, kleines, zauberhaftes Lotti Chaplin!

Ich kann mir bis heute nicht erklären, was da passiert ist und mache mir Vorwürfe irgendetwas nicht erkannt, zu spät gehandelt zu haben oder es selbst -wie auch immer- verursacht zu haben.
Du warst mein erstes Chaplin und ich wurde durch viele andere liebe Menschen gut auf dich und deine Erkrankung vorbereitet.
Manchmal kommt es dann aber doch anders.
Die kurze Zeit, die du nur bei mir hattest, hat dir hoffentlich gezeigt, dass es noch ein gutes Leben gibt.
Ach, wie gern hätte ich dich im Garten flitzen, im Sand buddeln und mit den anderen kuscheln gesehen.
Aber all das war dir nicht vergönnt

Wo auch immer du nun bist...
verzeih mir, dass ich dir nicht mehr zeigen konnte

Du warst nur kurz hier, aber hast unglaublich tiefe Spuren hinterlassen!
Sei meinem alten, geliebten Manni eine gute Freundin, so wie du es hier auf Erden bestimmt für ihn gewesen wärst!

Werde groß und stark, zeig es ihnen da oben!
Mach es gut, liebste Lottimaus...