Carepaket von Luisa im Kaninchenladen Carepaket von Luisa im Kleintierbistro
Hallo, mein Name ist Hase und ich möchte euch meine Geschichte erzählen...
Vor vielen Jahren, es waren mindestens 6, vielleicht auch mehr, da wurde ich von meiner Mama zur Welt gebracht.
Ich war sehr glücklich, denn es war warm und kuschelig und meine Mama hat mich gefüttert und geputzt. Es war die schönste Zeit meines Lebens.
Leider endete sie sehr bald und viel zu früh. Kalte Menschenhände holten mich einfach von meiner Mama weg, dabei war ich noch gar nicht bereit. Es ging alles ganz schnell und nach einer Weile im Dunkeln, saß ich plötzlich ganz alleine in einem Käfig. Keiner war da. Mama war weg und mein Rufen hörte sie nicht mehr. Ich war so einsam und mir war kalt.
Im Käfig stand ein Napf mit bunten Körnern, aber ich hatte keinen Hunger. Die Körner haben auch später nicht geschmeckt und sie haben Bauchweh gemacht. Außerdem hing da eine Flasche mit Wasser... ich hatte solchen Durst. Die Flasche hing so hoch, ich kam fast nicht dran. Als ich endlich verstanden hatte, dass ich an einer Kugel lecken muss um ein paar Tropfen Wasser zu bekommen, war ich schon so schwach, dass ich zusammen gesackt und eingeschlafen bin. Es war so kalt.
Irgendwann wachte ich wieder auf und hatte immernoch schrecklichen Durst. Ich reckte und streckte mich wieder zu der Kugel an der Flasche, mein Nacken tat schon ganz weh. Mit aller Kraft leckte ich so lange ich konnte an der Kugel und bekam endlich ein paar Tropfen Wasser ab. Um meinen Durst richtig zu stillen, war es aber immernoch viel zu wenig.
Ich wünschte mir so sehr eine Pfütze oder eine Schale mit Wasser, aus der ich unbeschwert so viel trinken konnte wie ich wollte, aber nichts davon war da.
Ich knabberte ein paar Körner, als plötzlich ein Schatten über mir erschien. Ich hatte schreckliche Angst, mein Instinkt sagte mir, dass von Oben immer Feinde kommen.
Menschenhände griffen mich und holten mich aus dem Käfig. Ich fand mich auf einem kalten Boden wieder und die Hände hielten immernoch meine Ohren fest, während andere Hände an meinem Fuß zogen. Es war so schrecklich und es tat weh.
Ich wusste nicht, was die Menschen von mir wollten, aber ich konnte mich nicht wehren.
Irgendwann wurde ich wieder in den Käfig gesetzt und ich freute mich darauf, wieder alleine zu sein.
Nachts lag ich wach und vermisste meine Mama und überhaupt den Kontakt zu anderen Kaninchen.
Ich wurde größer und hatte so Lust mich zu bewegen, zu springen... aber es gab keinen Platz und immer wenn die Menschenhände mich aus dem Käfig holten, wurde an mir gezogen und gezerrt.
Wenn das mein Leben sein sollte, dann wollte ich es nicht. Aber ich hatte keine Wahl. Ich war jung und gesund und es gab keine Aussicht auf ein Ende.
Bis eines Tages Leute kamen, die sahen, wie mich die Kindermenschenhände wieder malträtierten.
Sie nahmen mich mit und meine Hoffnung lebte auf. Sollte das endlich der Weg in ein besseres Leben sein?
Ich bekam ein neues Zuhause, draußen, im Garten. Aus einem Käfig wurde ein Holzstall. Wieder kein Platz zum hoppeln und Haken schlagen, wieder keine echten Freunde.
Die Menschen dachten, draußen würde es mir sicher besser gefallen. An der frischen Luft. Die Körner im Napf waren die selben und auch sonst war alles gleich. Bis auf die Kinderhände, die waren weg.
Wenigstens etwas, dachte ich.
Bis der Winter kam.
Es war so schrecklich kalt im Stall, ohne Bewegung, ohne Kuschelpartner.
Nachts kratzen Marder und Füchse an meiner Tür und oft waren sie kurz davor, das dünne Holz zu zerstören.
Ich hatte Angst, mir war kalt und ich war schrecklich einsam.
Tag ein, Tag aus... Jahr ein, Jahr aus!
Was bewegt die Menschen dazu, uns Kaninchen solchen Qualen auszusetzen?
Haben sie wirklich so wenig Empathie?
Wie sollen deren Kinder lernen, wie man Lebewesen behandelt, wenn sie es so grausam vorgelebt bekommen? Ist das unser aller Zukunft?
Ich habe mich mit meinem Schicksal abgefunden. Ich bin jetzt alt und meine guten Jahre sind vorüber.
Ich hörte sie sagen, dass sie darauf warten, dass ich sterbe.
Ja, das sagten sie tatsächlich, letzte Woche, zu einer Frau am Telefon.
Diese Frau erzählte etwas von einem neuen Platz für mich, wenn mich meine Leute doch freigeben würden.
Was soll ich auf meine alten Tage noch umziehen? Wohin auch? Wieder in einen neuen Stall?
Ich habe in all den Jahren kein anderes Kaninchen kennengelernt. Keine Fürsorge, keinen Platz zum springen.
Meine alten Knochen geben das jetzt auch nicht mehr her.
Was soll ich alter Tropf noch umziehen?
Die Menschen sind gut darin, Pläne zu schmieden. Aber sie würden besser mal ihre Pläne hinterfragen.
Heute habe ich mitbekommen, dass eine Frau am Telefon war. Wohl die Frau, die den neuen Platz für mich hat.
Aber ich bin müde und ich mag keinen neuen Stall. Wer weiß, ob es dort nicht noch kälter ist oder ob es da überhaupt Körner und Wasser gibt.
Vielleicht vergessen sie mich dort dann ganz... Was soll’s, kein Leben ist sowieso besser als dieses.
Euer Hase (dabei bin ich gar keiner, aber sie nennen mich schon immer so!)
Nachtrag von der Frau am Telefon:
Lieber Hase,
ich verspreche dir, dass du ganz bald einen Namen bekommst und dass ich weiß, dass du ein Kaninchen bist.
Ich verspreche dir auch, dass ich deine alten Knochen nochmal zum Leben erwecken werde und du endlich all das bekommst, was du schon immer so sehr vermisst!
Du wirst Platz zum springen bekommen und Wasser aus einem Napf. Außerdem wirst du richtiges Kaninchenessen bekommen, knackig und frisch! Und ganz sicher wirst du dein Leben nicht beenden, bevor du nicht noch mindestens einen echten Kaninchenfreund an deine Seite bekommen hast. Versprochen!
Das einzige, was ich dir nicht geben kann, sind deine verlorenen Jahre. Um die tut es mir von Herzen leid und ich wünschte, ich hätte früher von dir erfahren.
Die Frau, die dich bald holen kommt!
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