Die Top 10 der Giftigkeit (sollte also besser gar nicht bei den Tieren landen, auch wenn selbst bei diesen Pflanzen bei Meerschwein und Kanin normalerweise nix passiert - man steckt da halt einfach nicht drin und noch wissen wir zuwenig über Selektion.)
- Fingerhüte (Digitalis)
Fingerhüte enthalten größere Mengen herzwirksamer Glycoside ... dies kann den Kreislauf durcheinanderbringen, zu Herzrasen führen oder bei herzkranken Tieren sogar im Worst Case zum Tode führen.
- Eisenhüte (Aconitum), allen voran der blaue Eisenhut (Aconitum napellus)
Wildlebende Kaninchen fressen Aconitum-Arten zwar unbeschadet, dennoch gehören sie zu den giftigsten Pflanzen in unseren Breitengraden. Bislang gibt es niemanden, der die tatsächliche Gefahr für gefangene Kaninchen auch nur ansatzweise abschätzen kann - für alle anderen Heimtiere muß zumindest der blaue Eisenhut als tödlich giftig gelten, bis wir mehr wissen. Die Vergiftungssymptome sind Lähmungen, Herzrhytmusstörungen, Krämpfe, Kreislaufstörungen bis hin zu Kreislaufversagen.
- Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)
Die Herbstzeitlose benutzt ein Giftprinzip, an welches sich kein Säugetier, nicht mal Kaninchen, anpassen kann. Das Glycosid Colchicin bewirkt schon in sehr geringen Mengen, daß die Aufteilung der Chromosomen bei Zellteilung nicht mehr funktioniert ... da jedoch Zellteilungen ständig im Körper stattfinden, um den Körper funktionstüchtig zu halten, hat dies fatale Auswirkungen. Herbstzeitlosen müssen also nach jetzigem Wissen selbst für Kaninchen als tödlich giftig gelten!
Der höchste Colchicin-Gehalt befindet sich übrigens in den Blüten der Herbstzeitlose ... also "Krokusse", die ihr im Herbst findet, auf jeden Fall stehenlassen, das sind keine ungefährlichen Krokusse, sondern höchstgiftige Herbstzeitlosen!
- schwarzer und bittersüßer Nachtschatten (Solanum nigrum und Solanum dulcamara)
Beide Nachtschatten können selbst bei Kaninchen Herzrasen auslösen, bei Herzkrankheiten können diese beiden Pflanzenarten im Worst Case zum Tode führen. Das gefährliche an diesen beiden Pflanzen ist, daß es unterschiedliche Lokalvarianten mit sehr unterschiedlicher Wirkung gibt - die einen sind so harmlos, wie Tomatengrün, die anderen dagegen können schon in sehr geringen Mengen bei Kaninchen Herzrasen auslösen. Was allerdings schon bei Kaninchen zu Herzrasen führt, dürfte für die anderen Arten, wie Meerschweinchen, Chinchilla und Degu, zu weitaus heftigeren Wirkungen führen.
Gefährlich sind diese beiden Arten, da sie leicht mit Winden verwechselt werden können ... hier heißts einfach, aufpassen.
- Gefleckter Schierling (Conium maculatum) und Wasserschierling (Cicuta verosa)
Zumindest der gefleckte Schierling wird schadlos von wildlebenden Kaninchen im Frühjahr gefuttert, um ihren Darm zu reinigen. Auch Meerschweinchen nutzen im Garten den gefleckten Schierling - dennoch läßt sich bei jetzigem Wissen nicht mal im Ansatz abschätzen, inwieweit diese beiden Pflanzen tatsächlich auch abgerupft von Kanin und Meerschwein genutzt werden können, ohne sie umzubringen ... die für die Wirkung verantwortlichen Substanzen sind Alkaloide, die auf das Nervensystem wirken - wenn also das Verfüttern von Schierling schief geht, sind die Symptome gleich Lähmungen und Krämpfe bis hin zu Atemlähmung und Herzstillstand!
Ich glaub nicht, daß es da jemanden gibt, der da freiwillig Versuche mit seinen Tieren machen möchte ...
- Eibe (Taxus baccata)
Die jungen Triebe der Eibe werden von Kaninchen sehr geziehlt als Frühjahrskur verwendet, Meerschweinchen vertragen zumindest kleine Mengen der Nadeln. Dennoch ist bei der Eibe nicht mal im Ansatz abschätzbar, ob unsere Heimtiere, insbesondere unsere Wohnungstiere, die Eibe immer richtig einschätzen können. Da die Eibe, wenn sie giftig wirkt, gleich den gesamten Magen-Darmtrakt ziemlich nachhaltig und irreversibel schädigt, ist das wieder eine der Pflanzen, die man besser nie in den Stall wirft. Eiben im Garten dagegen sind kein Problem (Eiben in Gartenvolieren dagegen schon).
Etwas weniger gefährlich, weil nicht tödlich, sind die folgenden Pflanzen (keine vollständige Liste):
- gefleckter Aronstab (Arum maculatum)
Der gefleckte Aronstab wird nicht mal von wildlebenden Kaninchen gefressen, vermutlich aufgrund des ausgeklügelten Giftprinzips. Der Aronstab bildet aus Oxalaten (Salzen der Oxalsäure) spitze, hohle Nadeln, die wie die Nadeln von Spritzen wirken. Werden die Blätter verletzt, werden 1000sende dieser Nadeln frei, beim Abbeißen und Kauen bohren sie sich in die Schleimhäute und in den Gaumen. Durch diese Nadeln wird dann Oxalsäure direkt in die Blutbahn gespritzt ... Meerschweinchen mit ihren dicken Lippen werden davon vermutlich nix spüren, aber Kaninchen können schmerzhafte Schwellungen davontragen.
Zumindest in der Theorie ist es möglich, daß diese Schwellungen so stark werden, daß das betroffene Tier nicht mehr richtig atmen kann - ich hab jedoch noch nie von so einem Fall bei Kaninchen, Meerschweinchen und Co gehört, die Pflanzen mit dem gleichen Giftprinzip gefuttert hatten.
Dennoch - Aronstäbe werden nicht mal von wildlebenden Kaninchen gefressen, warum also sollten sie bei unseren Heimtieren landen? Draußen im Wald sehen sie viel schöner aus ...
- Maiglöckchen (Convallaria majalis)
Maiglöckchen werden von wildlebenden Kaninchen teilweise sogar in größeren Mengen gefuttert, vermutlich sind sie für Kanin und Meerschwein nicht wirklich giftig - aber, zumindest Kaninchen fressen von abgepflückten Maiglöckchen deutlich mehr, als wenn sie die Maiglöckchen im Garten finden. Bislang kann noch niemand sagen, ob das zu Schäden führen kann, oder nicht - also auch Maiglöckchen besser stehen lassen, im Garten sind sie in Ordnung, im Käfig dagegen nicht ...
- Bilsenkraut (Hyoscyamus), und hier insbesondere das schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)
Es ist zumindest sehr wahrscheinlich, daß all unsere Giftfresser von diesem Nachtschattengewächs nette Halluzinationen bekommen ... wenn die genauso ablaufen, wie bei uns Menschen, selbst wenn es sonst keine anderen Nebenwirkungen gäbe, kann dies zu sehr phantasievollen, selbstmörderischen Verhalten führen - also, man erfreue sich an diesen schönen Pflänzchen und lasse sie dort stehen, wo man sie findet!
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