Hallo zusammen und erst einmal ein frohes neues und hoffentlich corona-freieres Jahr. Nachdem ich schon seit einiger Zeit die Geschichten des Kaninchschutzes und der Patenkaninchen verfolge, möchte ich nun auch einmal unsere Geschichte erzählen. Wir, das sind meine beiden „Therapiekaninchen“ Thanos und Shirley und ich. Die Beiden sind nicht nur mein Ein und Alles, sie haben bei mir auch eine ganz wichtige Aufgabe zu erledigen. 2018 ging es mir gesundheitlich immer schlechter, ich musste ein paarmal ins Krankenhaus und war mehrere Monate arbeitsunfähig. Inzwischen weiß ich, dass mein Immunsystem aufgrund eines Defektes alles und jeden, leider auch mich selbst, angreift. Zunächst war ich damit total überfordert es zu verarbeiten, dass ich auf einmal unheilbar krank sein sollte und lebenslang mit Symptomen leben muss. Hinzu kam es, dass ich meine komplette Ernährung und Lebensweise ändern musste, Stress reduzieren, meine Medikamente einstellen usw. Meine Gedanken kreisten sich Tag und Nacht um die Angst vor der Erkrankung und vor dem nächsten Schub und davor kein „normales“ Leben mehr führen zu können. Ich brauchte also etwas, dass mich von diesen negativen Gedanken ablenkt, mir hilft zurück zu einem normalen Leben zu finden, meinen Stresslevel runterfährt und mich an schlechten Tagen zum Lachen bringt. So kamen meine beiden kleinen Therapeuten ins Spiel. Ich spielte schon länger mit dem Gedanken mich wieder um ein Haustier zu kümmern und so ergab sich eins nach dem anderen. Und die Beiden machen wirklich einen spitzenmäßigen Job!

Thanos und Shirley sind Halbgeschwister und Ende 2018 geboren. Thanos ist der Chef der Beiden. Er ist eine Seele von Kaninchen, immer ruhig und gelassen und sehr fürsorglich Shirley gegenüber. Thanos war von Anfang an sehr neugierig und kontaktfreudig, verteilt Nasenstupser an Mensch und Tier und lässt sich gerne kraulen. Shirley ist das komplette Gegenteil von ihrem großen Bruder: sehr quirlig und aufgeweckt, aber eher kontaktscheu und etwas schreckhaft. Shirley ist Thanos Schatten und er gibt ihr Sicherheit in ungewohnten Situationen. Die Beiden haben eine sehr enge und liebevolle Beziehung zueinander und liegen fast immer aneinander oder manchmal auch übereinander gekuschelt im Haus rum.

Thanos und Shirley als Jungtiere:

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Heute ein Herz und eine Seele:

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Im November 2019 wurde Shirley plötzlich krank. Sie saß apathisch im Schlafhaus und hat sich von mir anfassen lassen. Da gingen bei mir sofort alle Alarmglocken los. Ich habe zig Praxen und Kliniken durchtelefoniert (es war natürlich ein Sonntag) und niemanden erreicht, bis ich schließlich beide eingepackt habe und zur nächsten Klinik gefahren bin. Was wir dort erlebt haben war der reinste Horror. Es wurde sofort ohne weitere Untersuchungen die Diagnose Darmverschluss durch Haare gestellt und ich wurde ernsthaft gefragt, was ich denn erwartet hätte. Bei Langhaarrassen wäre es normal, dass die alle einen Darmverschluss bekommen. Ich erinnere mich auch noch daran, dass Gebärmutterprobleme ausgeschlossen wurden, weil sie mit einem Jahr ja noch viel zu jung dafür wäre. Es wurde auf mein Drängen ein Röntgenbild mit Kontrastmittel gemacht und trotz komplettem Durchgang des Kontrastmittels wurde weiter auf der Diagnose verharrt. Beim Ertasten und auf den Röntgenbildern fiel der Tierärztin etwas rundes, Pralles auf, das nach ihrer eigenen Aussage eigentlich gar nicht an der Stelle des Magens wäre, aber sie verkaufte es mir als aufgegasten Magen. Vor lauter Sorge habe ich nicht mehr klar denken können und die Beiden trotz schlechtem Gefühl über Nacht dort gelassen. Am nächsten Morgen konnte ich sie endlich wieder abholen. Aber das was ich dann erlebte, hat mir das Herz zerrissen. Auf dem Behandlungstisch saß nicht meine Shirley, so wie ich sie kannte. Das freche kleine Kaninchen, dass nicht angefasst werden mag und nie den Kontakt zu mir gesucht hat. Sie saß wie ein Häufchen Elend auf dem Tisch, das Näschen wackelte nur sehr langsam und als sie mich erkannte, hat sie sich an meinen Oberkörper gepresst, ihre Pfötchen auf meine Schultern gelegt und ihr Köpfchen an meinen Hals gedrückt. Es tat mir in der Seele weh, sie so zu sehen und mir vorzustellen wie schlecht es ihr gehen musste und was sie in der Nacht durchgemacht haben muss, dass sie auf einmal Schutz bei mir sucht. Sie wurde als gesund entlassen und mir wurde nur zu Rodicare Hairball geraten. Zu Hause ging es ein paar Tage gut, sie hat auch wieder ein wenig alleine gefressen, bis sie schließlich wieder apathisch war. Also wieder beide eingepackt und diesmal zu einer anderen Klinik gefahren, in der Hoffnung, dass hier kompetentere Tierärzte arbeiten. Nach wenigen Minuten hatten wir die Diagnose: Akute Gebärmutterentzündung. Shirley wurde sofort notoperiert und während der OP stellt man fest, dass die Gebärmutterschleimhaut schon verändert war und beide Eierstöcke waren voll mit riesen Zysten, die schon die anderen Organe verdrängt hatten. Eine dieser Zysten war wohl der angebliche aufgegaste Magen, der in der ersten Klinik ertastet wurde. Nach der Not-OP hat Shirley vier Tage in der Klinik um ihr Leben gekämpft. Sie war kreislaufinstabil, hat inzwischen schon fast 400 Gramm abgenommen und fraß nichts. Thanos war die ganze Zeit an ihrer Seite und die Pfleger haben mir immer berichtet, wie liebevoll er sich um sie kümmert und sie nach jeder Behandlung geputzt und hinter sich versteckt hat. Hier war man richtig begeistert davon, dass Shirley so eine gute Stütze hatte und ich glaube auch, dass Thanos Fürsorge mit zu ihrer Genesung beigetragen hat.
Nachdem ich sie endlich wieder mit nach Hause nehmen konnte, war es ein auf und ab mit ihr. Ich musste sie wochenlang päppeln oder habe stundenlang auf dem Boden liegend damit verbracht ihr zu erzählen wie lecker die Löwenzahnblätter doch schmecken, damit sie langsam wieder von alleine frisst. Sie hatte aber immer wieder Tage, an denen sie apathisch wurde. Shirley wurde jedes Mal auf den Kopf gestellt, ohne Erfolg. Bis die behandelnde Tierärztin die entscheidende Idee hatte. Uns fiel auf, dass Shirley immer Montagsmorgens apathisch war. Und das so ziemlich zeitgleich mit dem Einzug unseres neuen Nachbarn. Dieser wohnte über uns, war anscheinend ein Ziegelstein- anstatt Pantoffelträger und Berufspendler und kam immer sonntagnachts zurück. Thanos und Shirley hatten ihren Schlaf- und Fressplatz im Arbeitszimmer unter dem Flur dieses Nachbarn und bekamen somit den nächtlichen Krach immer mit. Die Tierärztin empfahl mir die Kaninchenplätze in der Wohnung zu tauschen. So wanderten Schlaf- und Fressplatz ins Wohnzimmer und das Arbeitszimmer wurde zum Spiel- und Buddelzimmer. Und siehe da, damit war das Problem gelöst. Insgesamt fiel mir in den nächsten Monaten auf, dass Shirley vor gewissen Geräuschen wie Metallklimpern oder lautem Piepen Angst hat und zwar so stark, dass sie das Fressen einstellt, die Luft anhält und sich totstellt. Wenn ich es früh genug mitbekomme, kann ich sie mit streicheln und gutem Zureden wieder auftauen lassen bevor es wieder auf ihr Bäuchlein geht. Außerdem ist sie fremden Menschen gegenüber sehr misstrauisch geworden. Ich kann nur vermuten, dass es etwas mit ihrem Klinikaufenthalt zu tun hat, da sie diese Ängste zuvor nicht hatte (Metallklappern der Käfige, Piepen von Überwachungsmonitoren?). Und sie ist mir ja nicht ohne Grund auf den Arm gekrabbelt. Dieses Verhalten hat sie übrigens beibehalten. Immer wenn an ihr hantiert wird zwecks Impfung, Krallen schneiden, Fellpflege oder damals das päppeln, so sucht sie immer bei mir Schutz. Auch wenn dieses Verhalten einen traurigen Hintergrund hat, so hat es ihr Vertrauen mir gegenüber gestärkt. Und seitdem Shirley weiß, dass sie bei mir Schutz suchen kann, ist sie auch viel kontaktfreudiger zu mir geworden. Sie rennt nicht mehr weg, wenn ich sie streichle und manchmal kommt sie sogar von alleine an und drückt ihr Köpfchen vor mir auf dem Boden.

Im März 2020 bin ich dann berufsbedingt umgezogen, raus aus der Wohnung in dem Mehrfamilienhaus in einer Großstadt, rein in ein gemütliches Reihenhaus auf dem Dorf. Der Umzug war das Beste, das uns allen passieren konnte. Thanos und Shirley bewohnen nun die komplette untere Etage, es gibt keine stampfenden Nachbarn, weniger Straßenlärm etc. Thanos ist es aufgrund seines Gemüts glaube ich ziemlich egal wo er nun wohnt. Er liebt es aber hier nach draußen zu gehen und fordert seinen Freilauf bei Wind und Wetter ein. Sogar bei Minusgraden, Hagel und Gewitter... und Frauchen steht morgens im Schlafanzug mit Decke an der offenen Terassentür und wartet darauf, dass der Herr wieder reinkommt. Shirley blüht hier richtig auf. Sie schmeißt sich endlich so wie Thanos genüsslich auf die Seite, begrüßt mich jeden Morgen nach dem Aufstehen oder nach Feierabend und bettelt sogar in der Küche nach Möhrchen wenn gekocht wird. Und sie schläft inzwischen auch bei offenen Fenstern weiter, wenn die Feuerwehr am ersten Samstag im Monat ihre Sirenen testet. Von daher bin ich mir ziemlich sicher, dass sich beide hier wohlfühlen und Shirley auch endlich einmal „ankommen“ darf.

Ui, das war jetzt doch ganz schön viel Text, aber ich hatte irgendwie das Bedürfnis unsere teils negativen Erfahrungen einmal zu teilen.

Mein "Großer"
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Frisieren ist doof
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Die Beiden in ihrem neuen Zuhause
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Viele Grüße von Nadine und den beiden Schlappohren!