Ich weiß nicht, was dir im Leben widerfahren ist.
Du wolltest nie Vertrauen zu den Menschen fassen und hattest Panik, wenn man dich nur berührte.
Du kamst 2007 zusammen mit Scratchy zu mir und warst somit eine der ersten bei mir. Du hast schon ein paar andere kommen und gehen sehen. Irgendwann hast du dich getraut, Futter aus meiner Hand anzunehmen, aber anfassen durfte man dich nicht. Als ich dieses Jahr eine ZF mit euch und Archie starten wollte, passierte das Furchtbare und du trugst eine Bisswunde davon.
Du hast schon viel durchgemacht und hattest auch schon einen schweren Abszess überstanden. Aber diesmal kam’s anders.
Die Wunde wollte einfach nicht heilen. Du wurdest zweimal operiert. Wir haben alles versucht, aber nichts half. Augenscheinlich ging es dir sehr gut. Und das machte es mir so schwer, dich gehen zu lassen.
Durfte ich dich erlösen, wo du doch noch kämpfen wolltest? - Aber der Kampf war verloren.
Durfte ich dich also so lange am Leben erhalten, bis du selbst aufgibst und vor Schmerzen ganz apathisch wirst? – Das konnte ich nicht. Ich wollte dich in Würde gehen lassen. Du solltest friedlich und ohne Schmerzen von uns gehen.
Ich habe dich bei all deinen Wegen zum Tierarzt begleitet und nun wollte ich auch den letzten Gang mit dir gehen. Ich sah dir immer stundenlang zu, wie du ungetrübt Heu gemümmelt und dich ausgeruht hast. Ich wollte nicht dein Henker sein. Ich wollte kein Todesurteil über dich verhängen. Hättest du doch sprechen und mir mein schlechtes Gewissen nehmen können.
Und es wurde nicht besser. Der TA wollte dich nicht erlösen. Er sah noch Hoffnung. Eine Woche bliebst du dort, allein, im Käfig und total verängstigt. Am Freitag kam ich vorbei, um nach dir zu sehen. Die Wunde sah noch schlimmer aus, aber der TA wollte es wohl nicht einsehen. Gestern nahm ich dich mit und musste ihn sogar belügen, ich würde dich Montag wieder bringen. Wir beide fuhren direkt in eine andere Klinik. Die dortige TA sagte mir gleich, dass meine Entscheidung das Beste für dich ist.
Gestern hielt ich dich im Arm und du hast mich mit deinen großen Knopfaugen angesehen und mich abgeleckt als wolltest du mich trösten und mir sagen „Du tust das Richtige. Ich danke dir.“ Aber es tut doch so weh. Ich hielt dich fest. Dein Atem wurde flacher, dein Körper wurde schlaff und dann bist du mit deinem letzten Atemzug gegangen.
Kleine Seele, ich lass dich gehen. Mein Herz wird bei dir sein. Ich wünsche dir die Ruhe und den Frieden, die du verdienst. Grüß mir Funny und Paul. Sie werden dich liebevoll aufnehmen.
Scratchy, Hugo und ich vermissen dich!
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