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Thema: Schlechtes Gewissen- Habe ich unser Herzenstier umbringen lassen?

  1. #1
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    Standard Schlechtes Gewissen- Habe ich unser Herzenstier umbringen lassen?

    Ich komme seit Dienstag nicht mehr wirklich gut klar und mache mir schreckliche Vorwürfe. Es zermürbt mich innerlich.
    Wie viele von euch wissen, hatten wir ein Abzesskaninchen, das ich Dienstag schweren Herzens habe einschläfern lassen.
    Im nachhinein mache ich mir schreckliche Vorwürfe, dass es zu früh war und eine Kurzschlussreaktion, weil ich selbst am Ende war. Mittlerweile beeinträchtigt das richtig meinen Alltag. Es geht mir richtig auf den Magen. Vielleicht hätte er heute noch leben können.
    Er war eines unserer Lieblingskaninchen und um das nochmal aufzuschreiben möchte ich den ganzen Verlauf schildern:

    Ende Dezember/ Anfang Januar ging es los, dass er nicht mehr richtig fraß. Wir haben dann den Tierarzt gewechselt, weil sich beim Notdienst herausstellte, dass die Zähne eben nicht so gekürzt wurden waren, wie uns gesagt hatte.
    Die Zahnspitzen hatten sich tief in die Mundschleimhaut gebohrt. So tief, dass sich ein Gang in der Mundschleimhaut gebildet hatte. Wir sind dann eine Weile 2 bis 3 Mal in der Woche zum Spülen gefahren. Angeblich wurde es besser, aber nach kurzer Zeit fing das Tier dann wieder schlechter an zu fressen.
    Es wurde weiter gespült und der Tierarzt legte uns nahe, das zuzunähen.
    Wir wechselten in die Tierklinik der Stadt, die am nächsten lag, weil wir gerade umziehen und weil wir dachten, die hätten am meisten Ahnung und wären am besten ausgestattet. Dort röntgte man (angeblich in 2 Ebenen, auch wenn dem nie so war)
    Die dortige Tierärztin nähte alles zu, sagte aber, sie weiß nicht ob es hält. Notfalls müsste man am Fistelkanal operieren.
    Eine Woche war alles normal, dann ging es wieder los, dass er nicht fraß und er hatte schon merklich abgenommen. 100 Gramm waren runter.
    Also sind wir wieder hin. Sie sagte aber, es sähe gut aus. Als sich nichts änderte, fuhren wir 4 Tage drauf wieder.
    Dieses Mal hatten sich die Fäden gelöst und die tiefe Wunde, die bis in den Kiefer reichte lag wieder frei.
    Die Tierärztin sagte, man müsse operieren, aber es ist nicht klar, ob er die O.P übersteht wegen der Injektionsnarkose. Wenn das aber klappt hat er eine 98 Prozent Chance wieder fit zu werden.
    Also haben wir es gewagt und der kleine Spatz hat es tatsächlich überstanden. Wir holten ihn nach Hause.
    In dieser Zeit begann dann erst richtig der Horror. Durch die Narkose war das Beinchen für einen Tag gelähmt, aber auch das wurde wieder
    Leider schwoll die Backe immer weiter an. Wir dachten einfach es wäre von der O.P und als wir 2 Tage später wieder zur Klinik fuhren, sagte man uns, das wären die Nebenwirkungen. Die Tierärztin war ganz verdutzt, dass man kein Antibiotikum mitgegeben hatte, aber das kam viel zu spät.
    Als wir 2 Tage später nochmal hin fuhren kam direkt der Eiter aus der Wunde mit den Nähten.
    Und zwar massiv. Die Tierärztin war ganz überfordert, schickte uns aber mit den Worten, wir sollen spülen, Schmerzmittel geben und Baytril wieder nach Hause.
    Sie wäre erst in 4 Tagen wieder da. Aus Verzweiflung fuhr ich mit den Kindern und dem Kaninchen zu einer anderen Tierärztin, die uns aber weg schickte Wir sollen wieder in die Tierklinik fahren, wo wir anbehandelt wurden.
    Da saß ich nun 4 Tage zu Hause mit dem kleinen Tier, das stark eiterte.
    Wir warteten ab, wussten aber die ganze Zeit, dass er dringend Hilfe brauchte. Wir versuchten zu spülen und er fraß noch, wenn er auch oft in der Ecke saß.
    Die 4 Tage waren der Horror, denn die Tierärztin, die angeblich frei hatte (was ich bis heute nicht glaube, wofür ich auch Beweise habe) hielt sich stark zurück und vertröstete uns auf Mitte der Woche.
    Am Mittwoch fuhren wir dann mit seinem Fressen in die Tierklinik und ab hier bereue ich alles, was ich getan habe.
    Wir ließen ihn dort, wo er zunehmend abmagerte, weil er schlecht bis gar nicht gefüttert wurde. Als ich am Freitag hinkam hieß es, er eitert vor sich hin und ich soll ihn da lassen. Mir kam merkwürdig vor, dass der Chicoree immer noch in der Tüte war, aber man versicherte uns, dass er ja gefüttert wurde. Dass er Kohl und andere Sachen fressen sollte, die er nie gewohnt war, erfuhr ich erst als er schon tot war.
    Ich ließ ihn 5 Tage guten Gewissens in der Tierklinik rief aber weiterhin an.
    Wir verblieben so, dass uns die Tierärztin in der Folgewoche am Montag gleich anrief, was das Antibiogramm ergeben hat. Statt ihrem Anruf kam der Anruf aus der Tierklinik, dass die behandelnde Ärztin krank wäre. Sie käme erst am Donnerstag wieder und wollte ihn dann noch einmal operieren.
    Am Dienstag fuhr ich hin und erkannte mein Tier nicht wieder. Der Abzess war noch dicker, die Backe riesig und das Tier stark abgemagert. Es atmete schnell, erkannte mich aber sofort wieder und kroch hilfesuchend an mir hoch.
    Ich fragte wie die Prognose wäre. Da die Tierärztin angeblich immer noch krank war (obwohl ich von einer Schwester durch Dritte erfuhr, dass sie sich hatte verleugnen lassen), wurde uns eine andere Tierärztin zur Seite gestellt.
    Die unterbrach ihr Gespräch mit der Prognose immer wieder weil zwischenzeitlich andere Fälle wichtiger schienen (an Hunden verdient man ja mehr) und sagte uns irgendwann, dass die Prognose eher schlecht aussehe, falls noch Zähne beteiligt wären.
    Ich sagte ihr, dass uns laut Röntgenbild versicher wurde, dass es nur allein durch die O.P kam. Sie hatte keinerlei Ahnung und sagte, dass sie die Tierärztin ja schnell mal anrufen könne.
    Im nachhinein hat sie sie nie angerufen. Die Tierärztin war die ganze Zeit über da, hat sich aber verleugnen lassen.
    Ich sah das Tier und dachte instinktiv ans Einschläfern. Ich fragte ob ich dabei sein müsse. Die Schwester sagte: Na, wenn Sie sterben wollen Sie das doch auch nicht allein. Die junge Tierärztin wirkte stark verunsichert, redete mir aber ins Gewissen, dass ich das noch überdenken soll, denn am Donnerstag sei die Tierärztin wieder da. Und momentan würde er ja noch etwas fressen. Am Donnerstag würde man dann versuchen den Abzess rauszunehmen oder nochmal nachzuspülen und die nekrotischen Reste zu entfernen. Das Tier roch nicht mehr wie sonst nach Kaninchen, sondern nach Eiter.
    Ich sah das Tier und hatte extreme Zweifel. Er war sehr abgemagert. Irgendwie sah er eher wieder aus wie das Babykaninchen von damals. Mit dem Unterschied dass er jetzt eine riesige Backe hatte und stark durch die Flanken atmete.

    Da ich mich überhaupt nicht mehr professionell behandelt fühlte wollte ich mir eine Zweitmeinung einholen. Ich dachte wirklich, dass ich am gleichen Abend mit dem Tier wieder nach Hause fahren würde.
    Ich ging mit unseren Plüschmonstern zu einem Tierarzt im Nachbarort, der auf mich recht kompetent wirkte.
    Dort fuhr ich hin. Der sah das Tier, spürte die Knochen und schüttelte nur mit dem Kopf.
    Seine Worte: Das kommt niemals nur von der O.P Wunde, da sind mit Sicherheit schon die Zähne und Zahnwurzeln mit inbegriffen.
    Man spürt die Knochen stark. Er sagte ich soll mich mit dem Gedanken fassen ihn einzuschläfern und irgendwie kam es mir dann über den Mund zu fragen, ob er das übernehmen konnte.
    Der Tierarzt schnallte sofort, worauf ich hinaus wollte und dann schläferte er ihn ein.

    Jetzt sitze ich hier und habe das Gedankenkarrussel. Vielleicht hätte ich doch noch am Donnerstag die O.P abwarten sollen, bei der sie versucht hätte, den Abzess zu entfernen. Andererseits bei der schlampigen Behandlung war ja nicht mal sicher, ob die Tierärztin wieder da gewesen wäre.
    Als ich dann aber gesehen habe, dass der Abzess durch den Kiefer ging und wie schnell er abgenommen hatte, da überlege ich mir dann doch wieder dass es doch richtig war.
    Denn eine Prognose konnte mir keiner geben. Und das Röntgenbild im September hatte schon ergeben, dass das Herz stärker vergrößert war (er hatte ja den Herzfehler)
    Und es war ja nicht so, dass er davor nie was gehabt hat. Er bekam jeden Tag Herzmedikamente, war abgemagert und dann der rieisige Abzess.

    Trotzdem fühle ich mich schuldig. Ich hab das Gefühl zu überstürzt gehandelt zu haben. Vielleicht habe ich meine Hilflosigkeit über die Situation des Tieres gestellt und mir sind einfach die Nerven durchgegangen an dem Abend. Vielleicht hätte sie am Donnerstag noch was richten können
    Ich weiß es einfach nicht.Da es auch über die Wochen kein bisschen besser wurde, war ich eben auch extrem verzweifelt. Mit jedem Tierarztbesuch in der TK wurde es eher schlechter statt besser.
    Ich weiß aktuell gar nichts mehr. Vielleicht hätte ich ihn doch eher aus der TK holen sollen und dann irgendwie versuchen mit dem Zug nach Berlin, nur ich wusste ja auch nicht wohin mit den Kindern und ob man ihn dort noch hätte retten können, keine Ahnung.

    Jedenfalls mache ich mir Vorwürfe und das vom ersten Augenaufschlag morgens, bis abends ins Bett. Nachts kann ich nicht schlafen und wenn habe ich Alpträume.
    Wir haben dieses Tier geliebt. Alle. Die ganze Familie. Es hat von all unseren Kaninchen den liebenswertesten Charakter gehabt. So lieb und treu.

    Entschuldigt, dass ich das alles nochmal aufgeschrieben habe, aber ich denke, ich brauche das jetzt.

    Ich weiß gerade nicht wohin damit und mache mir Vorwürfe.
    Ich hab auch schon andere Tiere einschläfern lassen. So ist es jetzt nicht.
    Allerdings waren die in anderen Verfassungen und konnten schon gar nicht mehr laufen.
    Geändert von kaninchenmamas (06.03.2020 um 13:04 Uhr)

  2. #2
    Erfahrener Benutzer
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    Standard

    Ein Tier zum richtigen Zeitpunkt "Gehenzulassen" ist immer eine schwierige und emotionale Entscheidung für den Menschen.

    Wenn er auch gesundheitlich angeschlagen war, gab es doch bestimmt soweit auch gute Zeiten zwischen durch, welche ihr ihm ermöglicht habt.
    Hätte er i-wo anders gelebt, hätte er vllt viel früher
    gehen müssen, nicht alle Kaninchenhalter sind bereit so viel für ein Tier zu tun, damit er auch noch Lebensqualität hat.

    Diese war jetzt kaum noch gegeben und du hast in Absprache mit dem Tierarzt die letzte Entscheidung getroffen, deinem Tier zu liebe. Mit diesem Verlust musst du lernen umzugehen.

    Je nach Erkrankung/Prognose lass i c h
    z.B ein Tier lieber früher gehen, als ein paar Tage zu spät. Das bin ich meinen Tieren schuldig.
    Geändert von animal (06.03.2020 um 18:40 Uhr)

  3. #3
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    Standard

    Danke für die lieben Worte.
    Das ist eben immer die Frage.
    Die kleinen Tiere haben ja leider kein blinkendes Schild auf dem Kopf, auf dem steht: Es geht nicht mehr, lass mich gehen.

    Dementsprechend groß sind meine Gewissensbisse.
    Hätte ich die O.P doch noch versuchen sollen?
    Die Tatsache, dass der Eiter schon im Maul war und nicht nur an der Wunde, war für mich irgendwie so ein Zeichen, bei dem ich echt dachte, das wird nicht mehr.
    Auch dieser starke Gewichtsverlust. Man hat ja jeden Knochen gemerkt und das Fell war auch schon ausgefallen.

  4. #4
    Es ist immer zu früh, um aufzugeben. Avatar von Teddy
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    Standard

    Ich kann dich gut verstehen

    Als ich letztes Jahr mein Pferd einschläfern lassen musste, konnte ich mich auch ganz schwer entscheiden. Letztlich hat der Ta entschieden. Und im nachhinein war es richtig. Nachdem was ich bisher gelesen habe über deine Geschichte, sehe ich keine gute Prognose, aber Schmerzen, langen Stress und Sorgen für alle, bis dein Tier evtl. vielleicht doch noch gesund geworden wäre. Denn Schmerzen an den Zähnen können unglaublich quälend sein. Auch das habe ich schon miterleben müssen.

    Du hast doch schon alles versucht. Ich denke nicht, dass du unüberlegt entschieden hast. Ich denke, du hast auf dein Bauchgefühl gehört und dass es richtig so war. Tiere überleben uns nun mal nicht und manchmal wollen sie auch nicht gehen. Aber das geht Menschen genauso und auch sie kann keiner zurück halten, wenn es soweit ist.

    Dein Hasi hatte bestimmt ein schönes Leben bei dir und du hast ihm zuletzt noch viele Möglichkeiten gegeben, gesund zu werden. Aber manchmal soll es einfach nicht sein
    Es ist nicht die Frage, ob Tiere intelligent sind, sondern was sie anstellen müssen,
    damit wir es ihnen glauben

  5. #5
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    Standard

    Dankeschön für die lieben Worte, Teddy.
    Wenn jemand von euch brutal direkt sein will und schreibt: Vielleicht wäre es doch noch was geworden und ich habe zu früh aufgegeben, kann ich damit auch umgehen. (Ich meine dich jetzt nicht Teddy, war nur allgemein gesagt).
    Ich weiß, ich werde hier keine Antwort finden. Es kann ja keiner in die Zukunft schauen, was wie geworden wäre.
    Letztendlich hat der Tierarzt irgendwie auch für mich entschieden.
    Sicher, hätte ich ihn angefleht, hätte ich den Kleinen nochmal nach Hause nehmen können, aber andererseits dachte ich mir dann: Dann geht die Verabschiedung zu Hause wieder los und ich sage ehrlich: Ich konnte echt nicht mehr.
    Das ging ja jetzt über 9 Wochen. Hoffen und Bangen, teilweise 3 Mal die Woche in der Tierklinik.
    Versaut hat es sicher die O.P. Ansonsten hätten wir zum spülen einmal wöchentlich hin gemusst, aber auch dort hat die Tierärztin gesagt, dass es so tief war, dass es ohne die O.P nicht gegangen wäre und danach kam ja der Abzess.

    Ich sehe ihn immer noch vor mir, wie er davor in der Tierklinik an mir und meiner Tasche hochgeklettert ist. Das ist ein Bild, das ich nicht aus dem Kopf kriege.
    Aber er war so dünn, so furchtbar abgemagert.

  6. #6
    jazzpaula
    Gast

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    Zitat Zitat von kaninchenmamas
    Entschuldigt, dass ich das alles nochmal aufgeschrieben habe, aber ich denke, ich brauche das jetzt.
    Du hast alles versucht und in solchen Dingen muss man meiner Meinung nach auch nach dem eigenen Gefühl handeln, denn man kennt sein Tier selbst am besten und weiß doch meist ganz gut wann es aufgegeben hat oder ob es noch kämpfen kann und will.

    Wenn Dir das "Niederschreiben" der Geschichte hilft, vielleicht solltest Du Dir mal daheim ein Tagebuch anlegen und dort deine Gefühle niederschreiben.

  7. #7
    - Out of Order -
    Registriert seit: 31.05.2017
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    Standard

    Mir hilft es schon, dass hier aufschreiben zu können, denn hier sind ja doch Menschen, die einen mehr verstehen, als normal im Alltag.

    Ob er noch kämpfen wollte, weiß ich nicht, aber als ich ihn dann so abgemagert sah und mit dieser riesen Backe hatte ich definitiv nicht das Gefühl, dass es für ein Kaninchen ein toller Dauerzustand ist. Man muss hier bedenken, dass sich in den 12 Tagen, in denen er geeitert hat ja nichts verbessert hat. Es hat sich eher immer mehr verschlechtert.
    Obwohl das AB eigentlich anschlagen sollte (laut Antibiogramm) und der Eiter schon im Maul war.
    Er sah irgendwie nicht mehr aus wie das Kaninchen, das ich kannte. Eher wie ein abgemagertes verhungertes Babykaninchen.

    Wenn sie jetzt gesagt hätten: Das wird wieder. Wir kriegen das hin. Aber das hat niemand gesagt.
    Im Gegenteil, die Rede war davon die halbe Backe wegzunehmen und nachdem dem Tier jeden Tag unter Schmerzen der Abzess gespült wurde und unter leichter Narkose hat mein Bauch gesagt, dass ich das dem Tier nicht mehr antue.
    Das hatte dann alles sowas von einem Laborkaninchen.
    Irgendwie erinnerte das schon eher an Tierexperimente.
    Und da habe ich mir die Frage gestellt: Bringt es etwas, diesem Tier solchen Strapazen auszusetzen? Wenn es jetzt schon so stark abgenommen hat und dann immer und immer wieder einzugreifen?
    Ja, ich bestreite nicht, dass er vielleicht noch eine Weile gelebt hätte. Aber zu welchem Preis? Und nur unter Schmerzmitteln und ohne Garantie, dass es wieder wird? Mit Eiter im Maul?

    Und ich denke, vielleicht muss man auch das Alter sehen. Bei einem 1 Jährigen, der sonst topfit ist, hätte ich gesagt, wir probieren es und tun alles. Aber bei einem 6 Jährigen, mit Herzproblemen und e.cuniculi?
    (Ihr müsst die Fragen nicht beantworten, ist nur so ein innerer Monolog, den ich hier aufgeschrieben habe)

    Die Baustellen waren auch Spondolyose, e.c (aber ohne Ausbruch) und Herzfehler und eben regelmäßiges Zähneschleifen und dann die Abzesssache.
    Geändert von kaninchenmamas (06.03.2020 um 20:21 Uhr)

  8. #8
    Es ist immer zu früh, um aufzugeben. Avatar von Teddy
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    Standard

    Damit beantwortest du doch schon deine Fragen und zeichnest klar ein Bild. Letztlich geht es ja darum, für das Tier zu entscheiden. Und nicht dafür, dass du ihn unbedingt behalten willst, egal wie schlecht es ihm geht. Du hast ihm damit geholfen, dass du ihm das Leiden verkürzt und beeendet hast. Und das wissen sie. So schlecht wie es ihm ging, war es wahrscheinlich eh nur noch eine Frage der Zeit. Und das muss man ihnen nicht antun.
    Ich denke eher nicht, dass das Geschehen bei dem Ausmaß noch in den Griff zu bekommen war. Eiter ist schwer zu beherrschen. Ich habe auch ein Tier (dass ansonsten jung und gesund war. Und es hat mir in der Seele weh getan, aber er konnte und wollte nicht mehr) an den Eiter verloren, obwohl ich auch alles dafür gegeben habe. Aber man muss sehen, wann es genug ist.
    Es ist nicht die Frage, ob Tiere intelligent sind, sondern was sie anstellen müssen,
    damit wir es ihnen glauben

  9. #9
    Pflückliesel Avatar von Keks3006
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    Standard

    Anders als wir Menschen leben Kaninchen im Hier und Jetzt. Sie machen keine Pläne und haben keine "Bucket List", für die es wertvoll wäre, noch ein paar Tage oder Wochen zu leben. Sie wissen nur, dass sie jetzt Schmerzen haben und sich nicht gut fühlen. Sie wissen auch nicht, dass es ihnen irgendwann wieder besser gehen könnte. Wo Menschen eine monatelange Behandlung in Kauf nehmen, weil sie die Hoffnung haben, dass es danach besser wird, wissen Kaninchen nur, dass es ihnen jetzt schlecht geht. Du kannst also nicht nach menschlichen Maßstäben beurteilen, ob es zu früh war oder man dem Tier noch irgendwas schuldig gewesen wäre. Es hat darauf eine ganz andere Sicht und kein Jeder-Tag-ist-wertvoll-Denken. Für ein Kaninchen wird es keinen Unterschied machen, ob es vielleicht noch ein oder zwei Wochen länger am Leben gehalten wird.

    Und so, wie du seinen Zustand schilderst, denke ich auch nicht, dass er einige Tage später eine schwere OP überstanden hätte.


  10. #10
    - Out of Order -
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    Standard

    Ich möchte euch herzlich danken und ich bin irgendwie trotzdem ganz froh, dass niemand geschrieben hat: Hättest du die O.P noch versucht.
    Gerade weil die Tierklinik das noch auf dem Plan hatte und ich mich dagegen entschieden habe und die 2. Meinung eingeholt habe, ist dieses schlechte Gewissen stark geworden.

    Wie meine Vorrednerin schon geschrieben hat, habt ihr wohl Recht. Kaninchen denken nicht in unseren Dimensionen. Sie haben jetzt Schmerzen und selbst wenn es irgendwann wieder geworden wäre, ist eben fraglich, ob das für das Tier noch eine Lebensqualität gewesen wäre. Zumindest für lange Zeit.

    Ich hätte mir gewünscht, dass die TK da mehr Transparenz zeigt und mir nicht falsche Hoffnungen weckt.
    Sie erzählten von einem Meerschwein, dessen Wunde erst nach 2 Jahren zu war oder auch von Kaninchen, die 3 Mal zusätzlich operiert werden mussten.
    Sicher gibt es das, aber ich habe mir die Frage gestellt, für welchen Preis? Muss man einem Tier solche Qualen zumuten?
    Für mich hat das wie gesagt etwas von Laborexperimenten. Wir schauen, wie lange es geht oder auch nicht.
    Das ist für mich nicht mehr Tierliebe gewesen. Besonders, weil er ja noch andere Baustellen hatte, von denen sie wussten.

    Diese Schilderungen von 2 Jahren oder auch von 3 Operationen hat für mich etwas von einem egoistischen Wunsch, das Tier auf Teufel komm raus am Leben zu erhalten, weil ich es besitzen will, wie eine Ware.
    Und das hat unser Kaninchen nicht verdient, diese langen Schmerzen auf sich zu nehmen.

    Es ist ein schwieriges Thema.
    Und so mies ich mich auch von der TK behandelt fühle, ich bewundere unseren Tierarzt im Nachbardorft dafür. Vermutlich haben sie deshalb auch mit die höchsten Suizidraten (Tierärzte allgemein).
    Denn jeden Tag trauernde Menschen zu sehen und zu solchen Entscheidungen zu gelangen in Absprache halte ich nicht für einfach.

    Mir persönlich ist ein Tierarzt, der mit mir Tacheles redet im nachhinein lieber als jemand, der die rosa Brille auf hat und ständig weiter macht, dabei aber nicht mehr das Tier vor sich sieht.
    Geändert von kaninchenmamas (07.03.2020 um 11:13 Uhr)

  11. #11
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    Mein schlechtes Gewissen ruht eben daher, dass die TK noch die O.P machen wollte und eben auch Kommentare kamen wie: Lassen Sie ihn auf halber Strecke nicht hängen.
    Diese Worte passten aber nicht zu dem Tier, das ich vor mir sah und das in kurzer Zeit so stark abgenommen hatte und stark eiterte.
    Man sah jeden Knochen durchs Fell, das auch ausgegangen war.
    Der Tierarzt mit der Zweitmeinung sagte dann: Frau sowieso, das ist nicht mehr Ihr Tier, so wie ich es kenne.
    Bedenken Sie, was Sie mit ihm durchhaben. Das wird nicht wieder.

    Hab ich mich dadurch zu stark verleiten lassen ihn einzuschläfern? Ich werde es nie erfahren.
    Ich weiß nur, dass er Schmerzen hatte und das trotz Schmerzmittel und das das nicht das Einzige war und wir gemeinsam schon einen langen Leidensweg hatten.

  12. #12
    Erfahrener Benutzer
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    Standard

    Für mich war es ganz klar Zeit, ihn gehen zu lassen.

  13. #13
    Erfahrener Benutzer Avatar von Fellfie
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    Das wurde doch auch schon hier: https://www.kaninchenschutzforum.de/...d.php?t=145730 besprochen. Da hast du doch auch schon Unterstützung für deine Entscheidung bekommen. Man kann Threadtitel übrigens auch editieren, dann muss man keinen zweiten aufmachen für im Grunde dasselbe Thema.

  14. #14
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    Danke, ich musste mir das einfach nochmal im ganzen von der Seele schreiben.
    Hab auch überlegt, ob ich quasi einen Brief schreibe (an ihn) und den dann im Garten vergrabe.
    Klingt zwar etwas Psycho an ein Kaninchen zu schreiben, aber vielleicht wäre das ein Weg zu verarbeiten.

  15. #15
    Erfahrener Benutzer Avatar von Fellfie
    Registriert seit: 22.04.2011
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    Standard

    Ja, ist ja okay, dass es noch mal raus musste, aber das wäre eben auch in dem anderen Thread gegangen- der behandelt ja bereits dasselbe Thema.

    Und wenn es dir hilft, schreibe ruhig den Brief. Ist eine valide Form der Trauerarbeit.

  16. #16
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    Standard

    Ich hatte den anderen Thread ehrlich gesagt schon komplett vergessen.

    Ja, das werde ich machen. Auch wenn ich hoffe, dass das niemals jemand liest.
    Klingt ja etwas psychiatrisch auffällig, wenn man einem toten Tier einen Brief schreibt.

  17. #17
    foreninkompatibel Avatar von Kuragari
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    Und selbst wenn das auf eine psychische Störung hindeutet. Manche haben Diabetes, manche haben sich was gebrochen, manche haben krankhaftes Übergewicht und manche haben eben eine psychische Störung. Keiner kann was dafür. Gehört eben zu einen dazu ^^

    und wenn ich im Regenbogenbrückenthread schaue: da schreiben ganz viele ganz wunderbare und sehr emotionale Briefe an ihre verstorbenen Zuckerstückchen. Ich kann da manchmal nur 1 lesen und nicht mal mehr antworten, weil ich vor lauter Tränen nichts mehr sehe.

    Klar, manch einer wirkt ganz depressiv oder durcheinander und braucht da vielleicht Hilfe, aber mehr kann ich da nicht reindeuten. Tierverrückt sind glaube alle hier.

  18. #18
    - Out of Order -
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    Danke für die lieben Worte

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