Es ist alles so schrecklich... wo fange ich an?
Zunächst mal, es ist ein Mädchen!
Die Namensfindung muss also verworfen werden, wir suchen nun etwas weibliches
Ich kam dort an und es war ein schickes Haus mit großem, riesengroßem Garten. Ich wurde durch die gute Stube geführt, durch die Küche auf die Terrasse.
Eine hübsche Terrasse, rundum zu und ideal um einen Kaninchen dort Freilauf zu gewähren oder wenigstens ein kleines Gehege zu stellen. Aber nein, daran haben sie gar nicht gedacht, wäre eine Idee gewesen.
Ein Holzstall auf hohen Beinen, Einstöckig mit einer Länge von maximal 80 cm.
Darin ungefähr 30 cm hohes Einstreu, das offenbar seit Monaten nicht gewechselt wurde, immer nur aufgefüllt.
2 trockene Brötchen und ein Napf mit Pellets. Die Wasserflasche viel, viel, viel zu hoch! Und schmutzig. Vermutlich für mich nochmal gefüllt, denn die kleine Maus war hochgradig dehydriert.
Zwei ängstliche Augen schauten mich aus einem total verrupften Gesichtchen an.
Die Momente, in denen man die Leute einfach nur schütteln will, bis ihnen der Verstand ins Gehirn rutscht!
Seit 4 Jahren lebte sie dort, davor 3 Jahre bei Bekannten (in dieser Zeit komplett im selben Stall ohne Auslauf, der wurde weitergereicht) und davor kam sie wohl von einem Bauernhof, auf dem sie in einer noch kleineren Bucht saß und der Kinderbelustigung diente. Da war sie auch schon ausgewachsen, also ist sie mindestens 8, eher älter.
Ich habe nicht viel Zeit dort vergeudet, habe das Kaninchen eingepackt (die Besitzerin hatte starke Berührungsängste), ein paar Köttel in einer Ü-Ei Kapsel gesichert und bin schnellstens zu meiner Tierärztin gefahren.
Ausgepackt haben wir ein abgemagertes und völlig verwahrlostes Kaninchen.
Nach der Feststellung, dass es sich um ein Mädchen handelt, haben wir sie infundiert und eine Ladung Vitamine gespritzt.
Die Krallen war viel zu lang, das war abzusehen und im Fell einige kahle Stellen und sehr, sehr viele Haarlinge und vermutlich auch Milben.
Der Tesaabstrich zeigte Haarlinge. Im Ohr Schorf, vermutlich hat sie sich wegen der Haarlinge und Milben überall gekratzt. Der Gehörgang war, soweit man sehen konnte, unauffällig. Wenn sie irgendwann stabil für eine Narkose ist, sollte da aber nochmal genauer geschaut werden, dass kein Eiter in den Tiefen sitzt. Schauen wir aber erstmal, ob das Kratzen am Ohr aufhört, wenn die fiesen Mitbewohner weg sind. An eine Narkose ist leider momentan nicht zu denken.
Das Herzchen mutet seltsam an, ob das nun der Aufregung geschuldet war, müssen wir bei der nächsten Kontrolle nochmal sehen.
Das schlimmste offenbarte sich jedoch, als wir ihr Mäulchen öffneten.
Ein Zahn im Unterkiefer fehlt, die Wunde sieht frisch aus. Eiter war nicht ertastbar, aber auch das muss unbedingt mit einem Röntgenbild geklärt werden. Die oberen Schneidezähne waren viel zu lang und schon nach innen gebogen. Auch die Backenzähne sehen auf den ersten Blick behandlungswürdig aus.
Die Schneidezähne haben wir mit einem Seitenschneider gekürzt, denn das konnten wir keinesfalls so lassen bis zur Narkosefähigkeit. Je nachdem ob der untere, fehlende Zahn nachwächst und wie sich die Zähne jetzt entwickeln, muss man langfristig über eine Entfernung der Schneidezähne nachdenken.
Sie war so brav und hat alles ohne Murren über sich ergehen lassen
Vermutlich hat sie bisher die Pellets einfach geschluckt.
Ihr Näslein ist leicht verklebt, aber aktuell hat sie keinen Ausfluss. Auch das müssen wir beobachten.
Wir haben also ein rundum Sorgenpaket hier sitzen und ich hoffe so sehr, dass die Kleine es schafft. Den Winter hätte sie vermutlich nicht mehr überlebt.
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Zitat von Claudia Mü.
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