Es ist an der Zeit Danke zu sagen
Wie viel Niedlichkeit passt in ein Kaninchenkostüm? [Segelohren und Püschel nicht mitgezählt]
Unglaublich viel!!! Zu dieser Überzeugung gelangt jeder, der einmal einen Blick auf Anton Ferdinand Mümmel werfen durfte.
Zum Beweis ein Photo aus Kaninchenkindertagen:
Yep, das enorme Niedlichkeitspotential ist klar zu erkennen.
Aber das ging noch besser. Doch der Reihe nach…
Anton Ferdinand Mümmel wurde am 3.9.2009 in Dortmund in einem Wurf von 5 Kaninchen geboren (vier Männchen und ein Weibchen). Kurz nach seiner Geburt wurde er zusammen mit seiner Mama und seinen Geschwistern aus schlechter Haltung gerettet und größtenteils mit der Flasche groß gezogen, weil seine Mutter, von vielen Schwangerschaften geschwächt, sich nicht so gut um die Kleinen kümmern konnte.
Mit ca. 5 Monaten kam er dann zu mir zusammen mit seiner Schwester Paulina van Schnupper und von da an bestimmten die Kleinen mein Leben. Gebieter über das Arbeitszimmer, das schnell nur noch "das Hasenzimmer" genannt wurde. Die Arbeitsverteilung war klar: sie durften einfach nur ihr niedliches Selbst sein, ich durfte Futter rankarren, Ohrenmassagen verteilen, die Toilette sauber machen, neue Kabel kaufen (bis kurzerhand einfach der Computer eingezäunt wurde)... und ansonsten durfte ich nicht viel. Hier regierten die Kaninchen.
Terroristen im Kaninchenkostüm eben :-) Und Alltag für Futterknechte.
Hier ein weiterer Beweis für die exorbitante Niedlichkeit von Zwergkaninchen (Anton F. mit seiner Schwester Paulina van Schnupper). Diesmal eine Luftaufnahme, damit niemand sagen kann, die Niedlichkeit läge am Blickwinkel.
Anton hatte schon früh Verdauungsprobleme und es stellte sich auch relativ bald heraus, dass er ein Zahnkaninchen war und wir regelmäßig die Zahnspange kontrollieren mussten. So kam es mir jedenfalls vor. Eigentlich wurden bloß die Zähnchen gekürzt :-)
Die wurden dann im November 2012 für ca. 8 Wochen nicht so dringend gebraucht, denn Anton F. hatte es tatsächlich geschafft, sich den Oberkiefer zu brechen. (Natürlich abends, die Nacht vor einem Feiertag.) Nach mehreren Wochen des Päppelns hatte er dann auch ein paar Gramm zu viel auf den Rippen... da hatte es Frauchen wohl zu gut gemeint mit dem Päppeln.
Alles gut gegangen — und er konnte wieder sein niedlich-„terroristisches“ Selbst sein. Doch auch der Tod macht für Pelzigkeiten keine Ausnahme und so klopfte der Gevatter bei uns an… und Anton wurde Witwer. Zum ersten Mal.
Als seine Partnerin Paulina van Schnupper viel zu früh im August 2013 starb (R.I.P. Frau van) und sich bei mir größere Lebensveränderungen ergaben, habe ich Anton F. Mümmel dann unter großer Trauer an die (wie ich jetzt ganz sicher weiß) vielleicht beste Nachbesitzerin der Welt (diesen Titel teilt sie sich allerdings mit Kathi) abgegeben, wo er eine ganz neue Situation vorfand: oopps, er war nicht mehr das dominante Tierchen. Jetzt hatte die neue Partnerin Fely die Oberhand… äh, Pfote im Gehege. Das schmeckte ihm zuerst gar nicht, dann gewöhnte er sich daran. Und noch etwas geschah… die Fusion zweier pelziger Leiber. Fely und Anton setzten ein Grundgesetz der Alltagsphysik scheinbar außer Kraft: wo ein Körper ist kann zur gleichen Zeit kein zweiter sein!? Oh doch, das ging sehr wohl.
Hier ein weiteres Beweisphoto:
Die neue Besitzerin wusste in Ruhephasen oft nicht, wo das eine Kaninchen aufhörte und das andere begann. Wer hätte das auch sagen können, so dicht wie die zwei sich aneinander kuschelten. (Nach länger anhaltenden Analysen spekulieren Experten, dass Fely das Kaninchen im Vordergrund sein muss… sicher ist man sich allerdings nicht).
Leider wollte es das Schicksal, dass Anton F. Mümmel wieder einmal Witwer wurde (R.I.P. Fely) und auch seine damalige Besitzerin entschied schweren Herzens, den Kleinen in die aller besten Hände zu geben. Aber wohin? Hm... gibt's eigentlich nur eine: Kathi vom Kaninchenschutzforum. Ja, so kam das dann, dass er die letzten Monate seines Lebens in einer großen Kaninchengruppe leben und schlemmen durfte, bis im Dezember 2014 ein Lungenabszess festgestellt wurde und Anton F.chen, wie er von Kathi liebevoll genannt wurde, ein noch regelmäßigerer Patient beim Arzt wurde.
In den letzten Tagen wurde die Flüssigkeit im Abszess dann zäher und ein Ende war abzusehen. Wir, Besitzerin 1 und 2, besuchten ihn am 29.03.2015 noch einmal bei Kathi, bevor er dann am 02.04.2015 für immer die Augen schloss. Er wurde abends nach der Arbeit von Kathi tot aufgefunden. Sein Herzchen war wohl einfach stehen geblieben… ein gnädiger Tod…
Moment mal, das klingt jetzt etwas zu traurig! „Für immer die Augen schloss“?!? Nein, er ist doch den Weg aller weltlichen Niedlichkeit gegangen und treibt sein pelziges Unwesen jetzt auf der anderen Seite der Regenbogenbrücke, zusammen mit Frau van Schnupper und Fely. Hm, wer jetzt wohl der Chef/die Chefin sein mag? Pah, weltliches, kleingeistiges Denken! Als wenn das eine wichtige Frage jenseits der Regenbogenbrücke wäre. Viel wichtiger ist doch, wie viele Sellerie Chrunchies man zwischen Vormittagsschläfchen und Mittagsschläfchen verdrücken kann. Diese Frage stellte sich aber auch auf dieser Seite der Brücke… manche Dinge ändern sich eben nie.
An dieser Stelle gilt es, nicht traurig zu sein, dass man Anton F. Mümmel verloren hat, sondern froh und dankbar, dass man ihn kennenlernen und sein Futterknecht sein durfte, denn seien wir doch mal ehrlich: ein Leben ohne Kaninchen kann man leben, aber lohnt es sich wirklich?
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