Liebe Frieda,
Abschied nehmen hat viele Facetten und viele Gesichter. Im Moment ist es so, dass ich das Gefühl habe, innerlich zu zerreißen, ich halte es kaum aus, so sehr tut es weh, dich nicht mehr bei mir zu haben. Daher nun mein Versuch, es aufzuschreiben. Ich habe das Gefühl, alles muss irgendwo hin, dein kleiner toter Körper, deine Seele, meine Gefühle, meine Trauer. Nichts ist mehr so, wie es war.
Und es war alles gut. Bis letztes Jahr Januar war alles, alles gut. Peppone und du, ihr habt ein schönes Leben gehabt. 8 Jahre habt ihr zusammen verbracht, beide ohne nennenswerte Krankheiten, und ihr habt euch sehr lieb gehabt. Du warst die Neugierige, die Pionierin, hast immer alles unerschrocken erkundet, dich vorgewagt, geschnuppert, begutachtet – und dann kam Peppone nach. Peppone war der „ruhende Pol“ in eurer Beziehung, er war ruhig und besonnen, dann, wenn du dich aufgeregt hast. Er hat dir aber auch gezeigt, wie man auf das Sofa springt – er war derjenige, der die Wohnung „nach oben“ erschlossen hat, (Aussichtstürme gibt es überall), und du hast ihm gezeigt, wie man in die hinterste Ecke gelangen kann. Du hast ihm auch gezeigt, dass Menschen eigentlich ganz ok sind, und dass sie meist Leckerchen geben, wenn man sich nur traut - Ihr ward beide sehr zutraulich. Wir hatten unsere Rituale – du hast abends die Möhre von mir hingehalten bekommen, Peppone hat sie „abgeholt“ (am Stück!) und ist damit in eine sichere Ecke verschwunden.
Als Peppone letztes Jahr starb, bist du nicht von seiner Seite gewichen. Du warst da, bis zum letzten Moment.
Es folgte die Vergesellschaftung mit Ninou, und es war sehr schön mitanzusehen, dass ihr euch so gut verstanden habt, ihr habt ständig gekuschelt, es war eine sehr harmonische Beziehung, wer hätte das gedacht, noch im hohen Alter.
Ich hätte dir so sehr noch viele schöne Jahre gegönnt, aber leider ist es anders entschieden worden. Du warst zum Schluss sehr krank, und ich habe monatelang Angst um dich gehabt, und immer befürchtet, dass es irgendwann zu Ende geht. Ich habe auch befürchtet, dass die täglichen Schmerzmittel deine Organe angreifen könnten. Du hast dich sehr gewehrt, wenn ich mit der Spritze kam. Also wurde alles in Bananenbrei gematscht, das war ok für dich. Die süßen Pillen hast du auch gerne genommen, du hast sie mir aus der Hand gefressen. Wir haben es bis zuletzt ganz gut zusammen hinbekommen, finde ich.
„Zuletzt“, das war am Freitag. Du hattest seit fast drei Wochen das Gehege nicht mehr verlassen, Ninou nicht mehr auf seiner Expedition in die Küche begleitet, während ich euer Gemüse schnippelte. Ich habe dir deinen Metacam-Bananenbrei gebracht, und zum Schluss hast du den halben Meter zur Gehegetür nicht mehr geschafft. Deine Beinchen wollten einfach nicht mehr. Ich hätte es dir so sehr gegönnt, in der vertrauten Umgebung mit deinem Freund an deiner Seite zu entschlafen. Aber dann kam dazu auch noch diese Atemnot. Du hast mich angesehen, und ich wusste, dass es soweit war.
Du bist beim Tierarzt nach der ersten Spritze friedlich und sehr schnell eingeschlafen, in meinen Armen. Darüber bin ich sehr froh. Du bist 10 Jahre alt geworden, 9 Jahre davon warst du bei mir. Ich danke dir für alles. Du bist immer bei mir, ich werde dich niemals vergessen.
Schlaf schön, meine Süße. Wir sehen uns wieder. Und grüß Peppone und Michel von mir.
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