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Thema: Mythen in der Kaninchenernährung – 15. Artnahe Zutaten machen Leckerlis gesund #466

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Ort: Im Süden
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    Und: Nicht jeder Zucker kommt zwangsläufig auch bei den Hefen/Parasiten an, da die relativ weit hinten im Verdauungstrakt sitzen, also der Zucker teilweise vorher schon verdaut wird. Einfachzucker müssten da schon verdaut sein, die Zweifachzucker Mal mehr oder weniger und die Vielfachzucker, die garantiert dort ankommen...ja die sitzen auch massig im Heu
    Geändert von Simone D. (11.07.2011 um 10:01 Uhr)

  2. #2
    Benutzer Avatar von Inkadye
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    Dickes Lob übrigens an alle, die über artgerechte Kaninchenernährung aufklären wollen!

    Dieser Thread (u. a.) und die Tatsache, dass A. Rühle hier nicht verteufelt wird, waren für mich der Hauptgrund, mich in eurem Forum anzumelden!

    Und jetzt zähle ich mal 1+1 zusammen..."Ewringmann" ist die TÄ in Berlin, die mir in dem anderen Thread als "Ninchen-Guru" empfohlen wurde, richtig?

    Grüße,
    Manu

  3. #3
    Erfahrener Benutzer Avatar von Cerena
    Registriert seit: 22.02.2011
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    Danke dir Simone.
    Ok, dass man nicht alles weglassen sollte leuchtet ja ein, und ich habe bei Hefen z.B. auch weiterhin in geringerer Menge Möhren, die ja als Gemüse auch recht zuckerhaltig sind gefüttert. An Wiesenfütterung würde ich grundsätzlich bei Durchfall nichts ändern, da sie hier ja auch die beste Palette zum selektieren haben. Daher sprach ich tatsächlich recht gezielt auf Obst an, weil da ja viele Sorten eben Zuckerbomben sind. Andererseits sagt man ja auch geriebener Apfel ist gut bei Durchfall.

  4. #4
    Benutzer
    Registriert seit: 27.06.2010
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    Hallo,

    Zum Zucker:
    In der Banane sind (je nach Reifegrad) die Mehrfachzucker bereits zu Einfachzuckern abgebaut. Diese werden sehr schnell über die Darmwand vom Blut aufgenommen und liefern somit auch sehr schnell Energie. Deshalb sind sie auch bei Sportlern beliebt. Problematisch für Kaninchen können eigentlich eher schwer verdauliche Mehrfachzucker werden, die unverdaut im Blinddarm landen und dort zu lange bleiben. Diese können im Übermaß als Vermehrungsgrundlage pathogener Keime dienen (Bakterien, Pilze bzw. Hefen). Heu enthält bis zu 14% Zucker, genau weiß man das nicht, weil man ja die Zusammensetzung des jeweiligen Heus nicht kennt.

    Folgendes sollte man aber immer beachten: es wird nicht empfohlen, dem Kaninchen ausschließlich Bananenstauden anzubieten, sondern „unterstützend“ in zur Darmsanierung anzubieten. Ich persönlich würde ein Viertel Banane anbieten und sehen, wie viel das Tier davon frisst. Normalerweise wird davon nicht viel genommen.

    Zur Bereitschaft des Kaninchens, freiwillig zusätzlich Wasser aufzunehmen:
    1. Brüggemann (1937) untersuchte an ausgewachsenen Kaninchen der Rasse „Blaue Wiener" (3 - 5 kg) die Wasseraufnahme bei unterschiedlichem Futterangebot. Gegenüber der frischen Süßlupine wurden mit verschiedenen Heuqualitäten + Wasser (jeweils ad libitum) insgesamt 60% weniger und mit Heu + Futterrüben + Wasser (jeweils ad libitum) 50% weniger Wasser aufgenommen.
    Quelle: Brüggemann, H.; Ausnutzungsversuch an Kaninchen als Grundlage neuzeitlicher Kaninchenfütterung; Biedermanns Zentralbl. für Agrikulturchemie und rationellen Landwirtschaftsbetrieb; Abt. B: Tierernährung 6; 374; 1937

    2. Bestätigt wurde dieser Fakt von Schwabe (1995): bei zusätzlichem oder alleinigem Angebot von Saftfutter wurde nur noch wenig bzw. kein Wasser mehr aufgenommen. Trotzdem war die Gesamtmenge konsumierten Wassers höher als bei anderen Fütterungsarten (z. B. Pellets + Wasser) – und zwar um 60%.
    Quelle: Schwabe, K. (1995): Futter- und Wasseraufnahme von Heimtieren verschiedener Spezies (Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchilla, Hamster) bei unterschiedlicher Art des Wasserangebotes (Tränke vs. Saftfutter). Hannover; Tierärztl. Hochsch. Diss.

    3. Kamphues & Wolf (1995) maßen die Harnkonzentration von Calcium nach Aufnahme verschiedener Futtermittel und Wasser - mit Pellets und Wasser war sie gegenüber Grünfutter 7x höher. Das ist für viele Kaninchen das Problem: sie nehmen zwar eine bedarfsgerechte Menge an Calcium auf, aber zu wenig Wasser. Das ist der Punkt, den ich immer wieder versuche, den Haltern nahe zu bringen: nicht das Calcium ist das Problem, sondern oft die fehlende Flüssigkeit.
    Quelle: Wolf, P.; Kamphues, J.; Probleme der art- und bedarfsgerechten Ernährung kleiner Nager als Heimtiere; Der praktische Tierarzt 12/1995; 1088-1092

    In allen Arbeiten, in denen die Wasseraufnahme bei Fütterung von Pellets und/oder Heu geprüft wurde, wurde eine hohe Standardabweichung (also Streuung der Einzelwerte um den Mittelwert) der aufgenommenen Wassermengen festgestellt. Das bedeutet, dass die Wasseraufnahme sehr stark von der individuellen Bereitschaft der Tiere geprägt ist, zusätzlich Wasser zu konsumieren. Mir ist bisher keine Quelle bekannt, in der die zusätzlich aufgenommene Wassermenge bei trockenem Futter mit der des frischen Grünfutters überein gestimmt hätte – sie war immer deutlich niedriger. In der Literatur wird als durchschnittliche Wasseraufnahme die 2,5 – 3fache Menge der Trockensubstanz angegeben. Das würde schon rein rechnerisch nicht ausreichen, die aufgenommene Wassermenge durch Grünfutter zu kompensieren.

    Zur Wirkung von Äpfeln/Karotten:
    http://www.drreinwald.de/download/pe...darmschutz.pdf

    Zitat Zitat von Inkadye
    Und jetzt zähle ich mal 1+1 zusammen..."Ewringmann" ist die TÄ in Berlin, die mir in dem anderen Thread als "Ninchen-Guru" empfohlen wurde, richtig?
    Ich kenne sie nicht persönlich. Was sie ernährungstechnisch in Zusammenhang mit Erkrankungen empfiehlt, die Durchfälle verursachen, ist das Einzige was theoretisch Sinn macht und sich auch praktisch bewährt hat. In dieser Hinsicht stimme ich mit ihr überein

    Es gibt noch eine andere Tierärztin in Stuttgart, die allgemein ein großes Ansehen genießt. Mit der stimme ich aber in Ernährungsfragen grundsätzlich nicht überein. Weil es eben aus meiner Sicht keinen Sinn macht, was sie empfiehlt bzw. darstellt und weil ich oft Fälle habe, die sich an solchen Darstellungen orientiert haben. Diese TÄ kenne ich aber auch nur über ihre Veröffentlichungen und über Mail-Kontakt.

    freundliche Grüße,
    Andreas

  5. #5
    Erfahrener Benutzer Avatar von Cerena
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    Zitat Zitat von .Andreas Beitrag anzeigen
    Hallo,

    Zum Zucker:
    In der Banane sind (je nach Reifegrad) die Mehrfachzucker bereits zu Einfachzuckern abgebaut. Diese werden sehr schnell über die Darmwand vom Blut aufgenommen und liefern somit auch sehr schnell Energie. Deshalb sind sie auch bei Sportlern beliebt. Problematisch für Kaninchen können eigentlich eher schwer verdauliche Mehrfachzucker werden, die unverdaut im Blinddarm landen und dort zu lange bleiben. Diese können im Übermaß als Vermehrungsgrundlage pathogener Keime dienen (Bakterien, Pilze bzw. Hefen). Heu enthält bis zu 14% Zucker, genau weiß man das nicht, weil man ja die Zusammensetzung des jeweiligen Heus nicht kennt.
    Finde ich interessant zu wissen, dass man da doch noch so differenzieren kann und muss. Wieder was dazu gelernt :-) Danke auch dir für die Info und Quellangaben.

  6. #6
    Erfahrener Benutzer Avatar von kleiner Stern
    Registriert seit: 25.02.2010
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    Beiträge: 896

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    Zitat Zitat von .Andreas Beitrag anzeigen
    Hallo,

    Zum Zucker:
    In der Banane sind (je nach Reifegrad) die Mehrfachzucker bereits zu Einfachzuckern abgebaut. Diese werden sehr schnell über die Darmwand vom Blut aufgenommen und liefern somit auch sehr schnell Energie. Deshalb sind sie auch bei Sportlern beliebt. Problematisch für Kaninchen können eigentlich eher schwer verdauliche Mehrfachzucker werden, die unverdaut im Blinddarm landen und dort zu lange bleiben. Diese können im Übermaß als Vermehrungsgrundlage pathogener Keime dienen (Bakterien, Pilze bzw. Hefen). Heu enthält bis zu 14% Zucker, genau weiß man das nicht, weil man ja die Zusammensetzung des jeweiligen Heus nicht kennt.

    Folgendes sollte man aber immer beachten: es wird nicht empfohlen, dem Kaninchen ausschließlich Bananenstauden anzubieten, sondern „unterstützend“ in zur Darmsanierung anzubieten. Ich persönlich würde ein Viertel Banane anbieten und sehen, wie viel das Tier davon frisst. Normalerweise wird davon nicht viel genommen.

    Zur Bereitschaft des Kaninchens, freiwillig zusätzlich Wasser aufzunehmen:
    1. Brüggemann (1937) untersuchte an ausgewachsenen Kaninchen der Rasse „Blaue Wiener" (3 - 5 kg) die Wasseraufnahme bei unterschiedlichem Futterangebot. Gegenüber der frischen Süßlupine wurden mit verschiedenen Heuqualitäten + Wasser (jeweils ad libitum) insgesamt 60% weniger und mit Heu + Futterrüben + Wasser (jeweils ad libitum) 50% weniger Wasser aufgenommen.
    Quelle: Brüggemann, H.; Ausnutzungsversuch an Kaninchen als Grundlage neuzeitlicher Kaninchenfütterung; Biedermanns Zentralbl. für Agrikulturchemie und rationellen Landwirtschaftsbetrieb; Abt. B: Tierernährung 6; 374; 1937

    2. Bestätigt wurde dieser Fakt von Schwabe (1995): bei zusätzlichem oder alleinigem Angebot von Saftfutter wurde nur noch wenig bzw. kein Wasser mehr aufgenommen. Trotzdem war die Gesamtmenge konsumierten Wassers höher als bei anderen Fütterungsarten (z. B. Pellets + Wasser) – und zwar um 60%.
    Quelle: Schwabe, K. (1995): Futter- und Wasseraufnahme von Heimtieren verschiedener Spezies (Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchilla, Hamster) bei unterschiedlicher Art des Wasserangebotes (Tränke vs. Saftfutter). Hannover; Tierärztl. Hochsch. Diss.

    3. Kamphues & Wolf (1995) maßen die Harnkonzentration von Calcium nach Aufnahme verschiedener Futtermittel und Wasser - mit Pellets und Wasser war sie gegenüber Grünfutter 7x höher. Das ist für viele Kaninchen das Problem: sie nehmen zwar eine bedarfsgerechte Menge an Calcium auf, aber zu wenig Wasser. Das ist der Punkt, den ich immer wieder versuche, den Haltern nahe zu bringen: nicht das Calcium ist das Problem, sondern oft die fehlende Flüssigkeit.
    Quelle: Wolf, P.; Kamphues, J.; Probleme der art- und bedarfsgerechten Ernährung kleiner Nager als Heimtiere; Der praktische Tierarzt 12/1995; 1088-1092

    In allen Arbeiten, in denen die Wasseraufnahme bei Fütterung von Pellets und/oder Heu geprüft wurde, wurde eine hohe Standardabweichung (also Streuung der Einzelwerte um den Mittelwert) der aufgenommenen Wassermengen festgestellt. Das bedeutet, dass die Wasseraufnahme sehr stark von der individuellen Bereitschaft der Tiere geprägt ist, zusätzlich Wasser zu konsumieren. Mir ist bisher keine Quelle bekannt, in der die zusätzlich aufgenommene Wassermenge bei trockenem Futter mit der des frischen Grünfutters überein gestimmt hätte – sie war immer deutlich niedriger. In der Literatur wird als durchschnittliche Wasseraufnahme die 2,5 – 3fache Menge der Trockensubstanz angegeben. Das würde schon rein rechnerisch nicht ausreichen, die aufgenommene Wassermenge durch Grünfutter zu kompensieren.

    Zur Wirkung von Äpfeln/Karotten:
    http://www.drreinwald.de/download/pe...darmschutz.pdf


    Ich kenne sie nicht persönlich. Was sie ernährungstechnisch in Zusammenhang mit Erkrankungen empfiehlt, die Durchfälle verursachen, ist das Einzige was theoretisch Sinn macht und sich auch praktisch bewährt hat. In dieser Hinsicht stimme ich mit ihr überein

    Es gibt noch eine andere Tierärztin in Stuttgart, die allgemein ein großes Ansehen genießt. Mit der stimme ich aber in Ernährungsfragen grundsätzlich nicht überein. Weil es eben aus meiner Sicht keinen Sinn macht, was sie empfiehlt bzw. darstellt und weil ich oft Fälle habe, die sich an solchen Darstellungen orientiert haben. Diese TÄ kenne ich aber auch nur über ihre Veröffentlichungen und über Mail-Kontakt.

    freundliche Grüße,
    Andreas
    Boah, ist das super, was du alles weißt und so gut erklärst, dass auch ich das verstehen kann. DANKE für diese Ausführungen.

    Ich bin übrigens heute bei meiner Tä gewesen. Hab ihr alle hier beschriebenen Argumente schriftlich verfasst, mit Quellenangaben, soweit ich sie wusste und habe ihr diese und das Buch KwWk mitgenommen. Sie ist sehr interessiert und will sich das alles in Ruhe durchlesen. Sie hält übrigens auch große Stücke auf Ewringmann. Sie selber hat schon häufiger Kontakt aufgenommen um etwas bezüglich meiner Meerschweinchen zu erfragen.
    Ich bin mal wieder begeistert von meiner Tä weil sie so aufgeschlossen ist und sie sich sogar freut, dass sie vielleicht einige neue und gute Erkenntnisse gewinnen kann. Sie sieht das alles überhaupt gar nicht als kritik sondern als Zugewinn.


    Ich danke euch für eure Unterstützung, allein hätte ich das alles gar nicht gewusst und erklären können.

    Liebe Grüße, Moni

  7. #7
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Klasse!

  8. #8
    Robert rules! Avatar von SimoneK
    Registriert seit: 12.03.2009
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    Hiermit nominiere ich Simone offiziell für den Titel der Ernährungspäpstin
    "Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast."


    "live to the point of tears"

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