Wenn du magst, gerne. Wobei die Erklärungen wenig wissenschaftlich und sehr allgemein formuliert sind. Post #22 könnte für TAs sehr interessant sein.
Ein Hinweis vielleicht: Eine sehr renommierte, deutsche Tierärztin (Dr. D.) hat einiges zum Thema veröffentlicht. Sie führt auch regelmäßig Schulungen durch. Ihre Veröffentlichungen sind oft "der Maßstab" für viele Tierärzte – viele Praxen richten sich nach ihr. Leider weisen ihre Quellen stellenweise gravierende Fehler auf – entweder, weil sie fehlerhaft aus dem Englischen übersetzt hat, oder schlichtweg falsch recherchiert. Beispielsweise gibt sie völlig falsche ph-Werte für einzelne Darmabschnitte an und kommt in wichtigen Punkten daher zu völlig umgekehrten Schlussfolgerungen. Sie wurde von verschiedenen Seiten mehrfach über ihre falschen Ergebnisse informiert, scheint darüber aber erhaben
Daher kann ich mir gut vorstellen, dass einen TA Post #22 verdutzt, weil das in seinen Materialien möglicherweise komplett anders erklärt wird (daher raten TAs bei Verdauungsproblemen fataler Weise auch oft zu Heudiäten).
Eine Quellenliste kann ich deinem TA bei Interesse gerne zusammenstellen. Momentan müssten das an die dreissig sein – aus tierärztlicher Sicht ist
F. M. Harcourt-Brown
Textbook of Rabbit Medicine
Butterworth-Heinemann, 2002
wohl mit die Interessanteste.
so gut wie alle meine nins hatten leider schonmal eine aufgasung. bisher behandelte ich dann mit sab, mcp, schmerzmittel und - wenn haare im spiel waren - öl (speiseöl).
nun las ich mehrfach von colosan - ist das wirklich so empfehlenswert und evtl. sogar besser als öl? gehört es unbedingt in die nin-notfall-apotheke?
danke für ratschläge, LG
Colosan ist eine (bestialisch stinkende) Mischung aus verschiedenen pflanzlichen Ölen wie Kümmelöl, Fenchelöl, Anisöl und Leinsamenöl. Diese Öle haben eine beruhigende Wirkung auf den Magen-/Darmtrakt, und können auch dabei helfen, dass die Nahrung oder aufgenommene Haare besser weitertransportiert werden.
Es ist (wie jedes Öl) kein Medikament auf Dauer, aber unter den Ölen die "schonendere Variante". Im akuten Ernstfall (Verstopfung) ist es wie alle pflanzlichen Öle eher kein "Problemlöser", weil es "unterwegs" verdaut wird, kann aber immer unterstützend gegeben werden.
Ich persönlich habe in Kombination mit Sab Simplex sehr gute Erfahrungen gemacht.
Danke danke danke für diesen Thread. Durch ihn, weiß ich nun noch besser über die Magen-Darm- und Verdauungssachen bescheid. Ich habe hier immer eine Kanididatin sitzen, die öfter schon Aufgasungen oder Überladungen hatte. Nun achte ich viel mehr drauf, was ich gebe, welche Struktur es hat ...
Dadurch hatten wir bis jetzt keine Aufgasung mehr gehabt. Letztes Jahr hatten wir 3 oder 4 Stück. Dieses Jahr noch garnicht.
Auch die Wiese verträgt sie seither besser und ich konnte ziemlich schnell die menge erhöhen.
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Aber wie sieht das bei euch mit Spulwürmern aus?
Ich habe alle 3-4 Monate mit Spulwürmern zu kämpfen, dadurch bekommen meine auch starke Aufgasungen.
Meine Wiese und Bäume im Garten wimmeln wahrscheinlich nur so von Wurmeiern. Habt ihr da keine Probleme mit????
Ich bin gerade wieder dabei zu entwurmen, was ein riesiger schweißtreibender Aufwand ist und traue mich bald garnicht mehr Wiese und Äste zu füttern....
Vielen Dank Simone
Das ist wirklich sehr interessant...ich habe mit Achim öfters mit Aufgasungen zu kämpfengerade gestern erst wieder
Apathie und Fressunlust lassen sofort die Alarmglocken klingeln.
Heute morgen lag dann eine Böbbelkette im Gehege..sie war hundert pro schuld an der Aufgasung gestern.
Du kennst ja Achim...leider hat er durch seine damalige Zahnfehlstellung(Schneidezähne sind inzwischen gezogen)wohl nie richtig Heu fressen könnenbis heute frisst er kein Heu...er lutscht hier und da mal an einem Halm...aber gefressen wird er nicht
ich denke das ist der Grund...wenn keine Haare schuld sind..das sein Magen/Darm aus dem Takt gerät.
Nach 7 Stunden und Sab...MCP...Paraffinöl...Fenchel/Anis/Kümeltee etwas Möhrenbrei haben wir es geschafft.
Meine TÄ empfiehlt bei Aufgasung trotzdem in kleinen Mengen zu zufüttern...damit alles weiterrutscht und der Magen in Bewegung bleibt.Zudem sollen Löwenköpfchen wohl rassebedingt zu Aufgasungen neigen...ob es so ist weiss ich nicht.Bei Achim kommt es bestimmt alles durcheinander weil er kein Heufresser ist...also ernährungsbedingt![]()
Noelle´s Mama
Oh Mist, das ist ja blöd
Hast du die Möglichkeit, frische Gräser und Kräuter zu pflücken? Gerade im Kampf gegen Köttelketten und Aufgasungen wäre es somit völlig unproblematisch, dass er kein Heu fressen kann – bzw. Heu ist ja eigentlich nur eine schlechtere Alternative für die frische Variante.
Ich habe einen ähnlichen Patienten wie Achim hier, er kann seit Jahren kein Heu mehr kauen. Viele "weichere" Kräuter wie junger Löwenzahn, Klee, Basilikum, Zitronenmelisse, Salbei, manche Gräsersorten usw. klappen jedoch bei ihm auch mit ganz wenige Zähnen noch super. In feine Streifen geschnittenes Frischfutter wie z.B. Kohlrabiblätter und Möhrengrün klappen bei ihm auch super. Somit kamen wir trotz schlimmem Gebiss bislang ganz um Verdauungsprobleme herum. Vielleicht wäre das auch was für Achim?
Dankefür den tollen verständlichen Thread hier, hat mir heute sehr geholfen.
Interessantes Thema, weil ich auch so einen kandidaten hocken hab, bei dem ich immer denke, wann gehts wieder los.
Also wäre im Ernstfall dann doch Parafin das Mittel der Wahl? Weil ich häufig lese, bloss nicht! *Falls es schon irgendwo steht sorry, schaff immer nicht alles zu lesen.*
Ich würde sagen, ja. Paraffin ist super ungesund und eigentlich nichts, was ein Kaninchen bekommen sollte. Aber wenn es "hart auf hart" kommt, ist es sicherer, etwas Synthetisches zu geben, das nicht ggf. vorher verdaut wird (je nach dem wo die Verstopfung dann sitzt).
Flohsamen mit viel Flüssigkeit wäre evtl. auch eine Überlegung, die man mit dem TA im Ernstfall absprechen könnte (ziehen Wasser und bilden damit einen flutschenden "Glibber"). Sehr wirkungsvoll sind v.a. auch Unmengen an Flüssigkeit (im Notfall Infusion), die durchspülen.
Eine weitere Möglichkeit für Verdauungsprobleme ist ein Salzmangel. Natriumchlorid ist (auch) für Kaninchen überlebenswichtig, wenngleich es nur in geringen Mengen benötigt wird. Es hilft beispielsweise bei der Bildung von Magensäure: Wird aufgrund eines Salzmangels zu wenig von dieser produziert, kann die Nahrung nicht richtig aufgespalten werden. Im Verdauungstrakt kann dies dann später zu Fäulnisprozessen führen, Krankheitserregern einen Nährboden liefern, Darmerkrankungen und -vergiftungen hervorrufen – bis hin zum Darmstillstand. NaCl spielt auch für die Flüssigkeitsaufnahme eine tragende Rolle, sowie für das Säure-Base-Gleichgewicht, Nerven- und Muskelfunktionen, die Abtötung von Keimen, körpereigene Entgiftungsprozesse uvm. Ein Salzmangel ist somit auch eine mögliche Ursache für schwere Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes.
Da in Pflanzen nur vergleichsweise geringe Mengen an Salz enthalten sind, dieses aber kontinuierlich benötigt & ausgeschieden wird, haben Pflanzenfresser verschiedene Strategien entwickelt, um an den begehrten Mineralstoff zu kommen. Die Verbreitetste davon ist die Geophagie (Erde essen). Wildkaninchen (oder Tiere in Aussenhaltung) nehmen regelmäßig bewusst kleine Mengen Erde mit ihrer Nahrung auf, um diesem Mangel entgegen zu wirken.
Wie kann man Salz anbieten?
Wer Grünpflanzen pflückt, und die Möglichkeit hat, an nicht chemisch gedüngte / ungespritzte (Ton-)Erde zu kommen, kann also unbesorgt Wiesenpflanzen mitsamt kleineren Mengen Wurzeln und Erde anbieten. Sehr wichtig ist hierbei ein ausreichendes Flüssigkeitsangebot und eine artnahe Ernährung (viel frisches, blättriges Grünfutter).
Eine weitere Möglichkeit wäre beispielsweise das Anbieten von natürlichem, festem Salz, wie z.B. einem Himalaya-Salzleckstein (bitte nicht die typischen, bunten, künstlichen Kochsalz-Teile voller Zusatzstoffe aus dem Zooladen). Deckt die Fütterung den Salzbedarf bereits, ist ein Salzleckstein möglicherweise unnötig, dennoch bei einem ausreichenden Frischfutterangebot und der Bereitstellung von Wasser ist natürliches Salz entgegen einem gängigen Mythos nicht schädlich. (Des Weiteren wird NaCl auch in manchen Trockenfuttermischungen bereits künstlich zugemischt.)
Geändert von Simone D. (11.07.2011 um 15:21 Uhr)
Ein Beispiel für natürliches Salz (hier auf dem Foto jetzt unnötig überdimensioniert)
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Danke Simone, das ist wirklich sehr interessant![]()
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln:
erstens durch Nachdenken, das ist das edelste;
zweitens durch Nachahmen, das ist das leichteste;
drittens durch Erfahrung, das ist das bitterste."
(Konfuzius)
Danke. Ich hatte schon Angst, ich werde für die Info noch gelyncht
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Huhu,
ein sehr interessanter Aspekt. Hast Du ein bischen Futter (Literatur) zu dem Thema für mich?
Interessant ist die Diskussion: http://www.degupedia.de/forum/viewto...er=asc&start=0
Und z.B. C. Engel, Wild Health, Gesundheit aus der Wildnis, Animal Learn Verlag, 2004
Die ist erstaunlicherweise total an mir vorbei...![]()
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