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Thema: Schuld und Trauer-wie geht ihr damit um?

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Benutzer
    Registriert seit: 28.05.2013
    Ort: Berlin
    Beiträge: 81

    Standard Schuld und Trauer-wie geht ihr damit um?

    Liebe Alle,

    jetzt ist es 4 Wochen her, dass mein geliebtes Löwenwidder-Weibchen Schnorkel gestorben ist. ich weine immer noch jeden Tag, das Ganze ist einfach nur ein Albtraum.
    Schnorkel war mein erstes Kaninchen. Ich habe sie in einer Phase meiner schweren Erkrankung bekommen, und sie war mir 6 Jahre lang Halt und Trost, und ich habe unzählige Male ihr Nackenfell vollgeheult, und sie hat ganz still gehalten.

    Schnorkel war immer gesund, bis auf ein bisschen Darmprobleme. ich habe mir auch nichts dabei gedacht, als sie an diesem einen Montag nichts gefressen hat, habe sie zum Tierarzt gebracht und dachte, es sei das Übliche. Dann kam die Diagnose: großer Knoten im Bauch. Da habe ich schon total geheult, und sie hat sie ganz eng an mich gedrückt und in meine Armbeuge gekuschelt--sonst in "freier Wildbahn" hat sie das nie gemacht.
    Die Ärztin meinte, um genau zu sehen was es ist, müsste man operieren, und ich habe dann einen Termin für Freitag gemacht. Am Tag darauf hatte Schnorkel Schwierigkeiten, Kot abzusetzen, und hat gefiept. ich bin sofort wieder mit ihr zum Tierarzt und habe darauf gedrängt, dass sie sofort operiert wird. Die Ärztin meinte, dass sie nicht wüsste, ob man operieren kann, und was in dem Fall passieren soll, wenn es inoperabel ist, ob man sie wieder aufwecken soll oder nicht.

    ich habe mich dann von der Kleinen verabschiedet und sie angefleht, dass sie es schaffen soll, ich konnte einfach nicht an die Alternative denken. Dann habe ich ihr mein Halstuch in die Box gelegt, damit sie meinen Geruch um sich hat, und die Ärztin meinte, ich solle nach Hause gehen, sie würden mich dann anrufen.

    Um kurz nach sieben kam dann der Anruf, dass sie sie aufgemacht haben und dass sie überall befallen war, der Tumor hat den Darm abgeklemmt und alles hat sich rückgestaut, sie war an den Lymphknoten und an der Gebärmutter mit vielen kleinen Knoten befallen, und die Ärztin meinte, selbst wenn man das operiert hätte, wäre an Heilung nicht zu denken gewesen, da etwas, was so gestreut hat, auf jeden Fall bösartig ist. Sie hat sie dann nicht mehr aufgeweckt.

    Ich habe ein lebendiges kleines Wesen, dass mich geliebt und mir vertraut hat, zum Arzt gebracht und ein totes am nächsten Tag abgeholt. Zwischen Leben und Tod war nur eine hauchdünne Grenze und eine Spritze, die ihr kleines Herz für immer angehalten hat.

    Seitdem weine ich jeden Tag, obwohl ich zu Schnorkels Partner Hattu bereits ein neues und liebes Weibchen, Mathilda, habe. ( ich berichtete schon) Ich habe Schnorkel so geliebt, sie war nicht nur irgendein Kaninchen, sie war meine Freundin. Ich quäle mich mit Schuldgefühlen, dass ich nicht bei ihr geblieben bin, bis sie die Narkose gelegt haben. Sie hatte so Angst, und ich hätte bei ihr bleiben müssen. ich war so durcheinander und habe es gar nicht realisiert. ich fühle mich, als hätte ich sie verraten, als hätte ich sie im Stich gelassen und ihr kleines Herz gebrochen.

    Wie geht Ihr mit Eurer Trauer und Euren Schuldgefühlen um?

    Danke für Euren Rat.
    Alles Liebe,
    Vienna

  2. #2
    Franny Avatar von Franziska T.
    Registriert seit: 15.05.2009
    Ort: Bremen
    Beiträge: 11.404

    Standard


    Lass dich mal drücken
    Du hast keinen Grund, dich schuldig zu fühlen - als du gemerkt hast, dass etwas nicht stimmt, bist du mit ihr zum Tierarzt gefahren und hast versucht, ihr zu helfen.
    Dafür, dass es so schlimm war, und man nichts merh machen konnte, kannst du nichts.
    Und du hast dich ja vorher gut von ihr verabschiedet, von daher warst du ja schon noch für sie da. Du hast sie ja nicht einfach abgegeben und bist wieder gegangen, ohne an sie zu denken oder so

    Sie hat bestimmt gesprüt, wie wichtug du ihr warst
    Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um zu trauern, aber gib dir auf keinen Fall irgendwie die Schuld an ihrem Tod, denn dazu gibt es keinen Grund

  3. #3
    Vertrauensperson Avatar von Margit
    Registriert seit: 31.03.2010
    Ort: Ratingen
    Beiträge: 7.758

    Standard

    Liebe vienna,

    in deinem Schreiben steckt so viel Liebe drin, dass es mich gerade selbst ganz traurig macht, weil es mich erinnert. Es erinnert mich an eines meiner Tiere. Ich hatte noch gar keine Ahnung von Kaninchen und erkannte auch noch nicht, ob ein Tierarzt kompetent war oder nicht. Ich hatte z. B. mal ein Kaninchen, welches immer wieder Durchfall hatte. Man gab ihm ein Mittel gegen den Durchfall und ein Mittel zum Darmaufbau, allerdings eins für Fleischfresser. Ich erkannte die Fehler nicht. Der Durchfall kam immer wieder. Ich badete das Tier täglich und fand mich damit ab, dass das Tier halt einen empfindlichen Magen hat. Ständig gaste es auf und schwebte mehrmals zwischen Leben und Tod. Eines Tages war der Durchfall schlimmer als je zu vor, ich sollte päppeln, päppeln, päppeln. Irgenwann wollte das Kaninchen nicht mehr schlucken und ich schleppte es wieder zum Tierarzt. Da ich zu einem Nottierarzt musste, der ein anderer war als der, wo ich sonst hinging, geriet ich an einen, der hatte schonmal etwas von Kotproben und Darmparasiten gehört. Er nahm etwas von dem Durchfall und untersuchte ihn sofort. Ergebnis: hochgradig Kokzidien. Es gab noch in der Praxis Baycox, doch es war zu spät. Eine Stunde später musste mein geliebtes Tier sterben. Ich mache mir heute noch Vorwürfe, dass ich zwar Kaninchen hatte, aber mir nie darüber Gedanken gemacht hatte, mir Wissen anzueignen. Ich bin schuld, dass sie gestorben ist. Und ich bin schuld, dass ich Tierärzten vertraut habe, die selbst keine Ahnung hatten. Das verfolgt mich heute noch.

    Liebe vienna,

    ich kann dich zu gut verstehen. Doch du hast deinem Kaninchen großes Leid erspart. Sicher, du warst in ihren letzten Minuten nicht bei ihr, aber in der Regel ist man bei der Narkotisierung nie dabei. Du hast dich verabschiedet, aber es ist kein Abschied für immer gewesen. Denn Schnorkel wartet da oben auf dich. Und sie ist dir auch gar nicht böse, denn du bist doch in Gedanken immer bei ihr.

    Liebe Grüße
    Margit

  4. #4
    Monsterbändigerin Avatar von Conny
    Registriert seit: 26.07.2010
    Ort: :-)
    Beiträge: 4.984

    Standard

    Erstmal machs gut kleine Schnorkel

    Dann drück ich dich mal feste Vienna

    Im April ist unser Schlappohre Snoopy in der Tierarztpraxis gestorben, alleine ohne mich Ich hatte ihn am Vortag hingebracht weil er nichts mehr futtern wollte. Er war aufgegast und musste schlimme Bauchschmerzen gehabt haben.

    Ich ließ ihn dort, weil es mir so richtig erschien. Er bekam Medikamente, Infusionen usw. Am nächsten Tag ging es ihm ein bisschen besser, er sollte aber noch da bleiben, weil er noch immer nicht von alleine futterte.

    Am Nachmittag kam ein Anruf, dass sie ihn tot in seiner Box gefunden haben Ich weiß die Tierärztin hat alles für ihn gemacht, trotzdem mache ich mir heute noch Vorwürfe, dass er alleine hat sterben müssen

    Wir haben ihm einen tollen Grabstein machen lassen, er wurde im Garten beerdigt und Blümchen zieren seine letzte Ruhestätte.

    Gerade vorhin war ich wieder bei ihm draußen, ich rede oft mit ihm, ich weiß ich hätte nichts für ihn tun können und trotzdem tut es immer noch sehr weh.

    Ich wünsche dir unheimlich viel Kraft, irgendwann kannst du mit einem Lächeln im Gesicht an die schöne Zeit mit Schnorkel denken, da bin ich mir ganz ganz sicher
    Im Herzen *Snoopy 05. 2008 - 24. 04. 2013* *Schneeferkelchen 08.01.2010 - 04.07.2016* *Luna 08.01.2010 - 25.11.2016* *Balu 08.01.2010 - 18.10.2018* *Lumpi 01.11.2012 - 23.02.2019* *Bounty 08.01.2010 - 26.07.2020* *Fee 08.01.201 - 31.03.2021* und unsere anderen Regenbogennäschen
    "Wenn die Guten nicht kämpfen, werden die Schlechten siegen" *Platon*

  5. #5
    Erfahrener Benutzer Avatar von Stefanie
    Registriert seit: 07.05.2007
    Ort: Ludwigshafen/Rh.
    Beiträge: 770

    Standard

    Du hast alles richtig gemacht

    Bei mir ist es so das ich irgendwann an sie denken kann ohne traurig zu sein.
    Ich kann an sie denken mit einem Lächeln im Gesicht.
    Ich denke an die schöne Zeit mit ihnen.

    Es braucht seine Zeit

    Natürlich vermisse ich jedes einzelne Tier das ich schon verloren habe und das wird auch immer so sein.
    Vergessen werde ich sie nie sie haben einen festen Platz in meinem Herz.

  6. #6
    Erfahrener Benutzer Avatar von polly
    Registriert seit: 12.08.2011
    Ort: freital
    Beiträge: 646

    Standard

    Das ist nicht Schuld, die Dir das Herz abdrückt, sondern Hilflosigkeit. Die Tatsache, dass man einem Wesen, für das man die Verantwortung trägt, nicht helfen kann und manchmal tatenlos zusehen muss, wie es sterben muss.
    Ich hatte das gleiche Gefühl, als mein ehemaliger (mittlerweile verurteilter) Mitbewohner eine meiner Katzen umgebracht hat, um sich an uns zu rächen. Dieses Gefühl, meinem Auftrag als Beschützer nicht nachgekommen zu sein. Das ist schlimm, aber Du hast nichts falsch gemacht, sondern Deinem Tier viele Schmerzen erspart.
    Umgehen kann damit jeder nur auf seine Weise, wobei manches eben einfach Zeit braucht. Manchmal sogar Jahre. Trauer ist wichtig, die muss auch zugelassen werden, sonst frisst sie Dich von innen auf. Mancher trauert leise, mancher muss seinen Kummer herausschreien, da hat jeder seinen Weg. Wenn Du glaubst, kannst Du auch beten, oder Du erzählst einfach Deinem Kaninchen noch einmal, was Du ihm alles noch sagen wolltest. Und wenn es Dir hilft, dann bitte es um Verzeihung, auch wenn es sicher weiß, dass Du nur das beste wolltest.
    Das wird weh tun und Du wirst sicher weinen, aber es kann helfen, etwas in Worte zu fassen, nicht nur aufzuschreiben, sondern auch auszusprechen.

  7. #7
    Widdersüchtig Avatar von Seppeli
    Registriert seit: 17.01.2010
    Ort: Freising
    Beiträge: 2.706

    Standard

    lass dich ganz doll drücken
    Mach dir bitte bitte keine Vorwürfe
    Der Trauerschmerz lässt nur ganz langsam nach. Mein Seppi, mein Erster, meine große Liebe ist am 2.1.12 verstorben, ein Jahr danach habe ich noch um ihn geweint, vertraue mir, es wird vom Tag zu Tag besser, mein Hez wird ihn immer lieben.
    Nadine
    Seppeli ist am 2.1.12 über die RBB gehoppelt. Ich vermisse dich so sehr, mein große Liebe

  8. #8
    Erfahrener Benutzer Avatar von Christine H.
    Registriert seit: 02.03.2013
    Ort: bei Dresden
    Beiträge: 215

    Standard

    Liebe Vienna,

    es ist schön, dass Schnorkel Dir so immensen emotionalen Beistand leisten konnte.
    Ich denke, ich kann das verstehen. Als kleines Mädchen bin ich oft zu meinen Kaninchen hinterm Haus gegangen, wenn meine Welt zusammengebrochen war und ich mich unverstanden und alleingelassen gefühlt habe. Dort konnte ich ich meinen Tränen freien Lauf lassen. Ich musste mich nicht schämen oder rechtfertigen. Das ist immer noch vor so.

    Meine Tiere vermitteln mir noch heute ein Stück heile Welt; sind sie doch für mich ein Stück Himmel auf Erden.

    Trauer ist total wichtig.
    Ich finde es jedoch ganz entscheidend, dass ich irgendwann an den Punkt komme, an dem ich aus der Trauer heraustrete, die Kontrolle darüber ergreife und selbst entscheide, wann und wie ich trauern will.
    Es lähmt mich, wenn Trauer mich sehr lange einnimmt und dominiert.
    Jedes Leben ist begrenzt und endlich. Ich kann dies nur hinnehmen lernen, indem ich mich mit meiner eigenen Endlichkeit auseinandersetze.

    Schuldgefühle begleiten mich seit vielen Jahren.
    Aus Unwissenheit habe ich Fehler begangen, die meinen Kaninchen unnötigerweise Lebensqualität raubten. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und hätte eine zweite Chance bei ihnen.
    Ich habe alle gebeten, mir zu vergeben. Wenn mich die Schuldgefühle wieder einholen, bitte ich immer wieder neu um Vergebung. Und ich klammere mich an die Hoffnung, dass sie mir auch vergeben und dass es ihnen im Himmel jetzt besser geht, wo wir uns vielleicht eines Tages wiedersehen werden.


    Ich weiß aber auch, dass ich zu jedem Zeitpunkt meines Lebens nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt habe.
    Vom Stand meiner damaligen Informationen, meiner Lebensphase und meiner Kenntnis.
    Auch wenn es im Rückblick betrachtet nicht richtig gewesen sein mag. Deshalb kann ich mir eigentlich nichts vorwerfen. Eigentlich.

    Ich weiß nicht, was meine Tiere mir gegenüber empfinden. Ich weiß nicht, ob sie mich lieben. Ich weiß nicht, ob sie mir vertrauen. Deshalb distanziere ich mich davon, ihnen Gefühle mir gegenüber zuzusprechen. Dies mag befremdlich anmuten, aber ich möchte nicht aufgrund eines Gefühls ergriffen sein, das es vielleicht nicht gibt. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

    Vienna, ich wüsche Dir Trost im tiefen Tal der Trauer.
    Mögest Du erfahren, dass Dich vielleicht ein Engel all die Jahre begleitet hat.

    In stiller Trauer und Anteilnahme

    Christine

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