Hallo zusammen,
ich habe hier schon oft mitgelesen und habe mich nun registriert und eigentlich wollte ich erst meine Langohrenfamilie vorstellen.
Aber nun überschlagen sich schon wieder mal die Ereignisse, wie so oft.
Bei mir leben 3 Kaninchen zwischen 2,3 und 2,9 kg.
Lotte ist 6 Jahre alt, Eddie und Tommi sind gut 1,5 Jahre.
Eddie und Tommi hatten eine sehr schwierige Kindheit. Sie wurden mit ihrer toten Mutter ausgesetzt, mit der Hand unter großem Zeitmangel aufgezogen und sind dadurch stark traumatisiert, da sie keine Zuwendung bekamen. Sie waren anfangs extrem scheu und verängstigt. Jetzt leben sie frei in meiner ca. 45 qm Wohnung. Die beiden sind sehr fröhliche und sehr lebhafte Tiere. Eddie ist zutraulich, läßt sich mal über den Rücken streichen. Tommi will nicht angefaßt werden. Ist auch noch relativ scheu. Wir vermuten, daß der Vater ein Wildkaninchen sein könnte.
Ich halte seit über 40 Jahren Kaninchen, habe früher schon insgesamt 7 Wildkaninchen mit der Flasche aufgezogen. Sie lebten frei im Haus und wurden alle sehr zutraulich. Habe deshalb Erfarung damit.
Tommi ist Chef der Gruppe, Lotte und Eddie jagen sich oft und nun hat Eddie sich vor 2 Wochen den linken Unterarm gebrochen. Daneben zeigten sich viele Blutergüsse und die Haut war großflächig abgeschrammt. Ansich ist ein Bruch kein Drama. Aber für Eddie schon. Er hat die Panik, weil er nun mit Halskrause im kleinen Käfig sitzen muß. Aus den ersten 5 StützVerbänden hat er seinen Arm rausgefummelt, sie hielten einfach nicht fest. Für den Bruch war das nicht gerade gut. Die Tä war sehr abgenervt und wollte den Arm abnehmen. Ich bin daher mit ihm nach Hannover in die Tierärztliche Hochschule gefahren.
Die Tä geben sich dort alle erdenkliche Mühe. Aber Eddie macht nicht mit.
Nach der ersten OP dort war der Verband wieder ab, der Knochen gesplittert, weil dabei der PIN ausgebrochen war.
Bei der zweiten OP wurde alles wieder auf 2 Drähte gefädelt und doppelt gesichert. 2 Tage danach hat er beim Versorgen plötzlich einen Satz gemacht und 2 Drahtenden schauten aus der Haut. Diese wurden abgekniffen. Die Verdrahtung hält noch, der Knochen liegt aber nicht mehr so schön wie geplant. Aber geht noch, wenn denn Ruhe rein käme. Wir hoffen, daß es nicht infiziert ist und eitert. Bisher nicht.
Das eigentliche Problem von Eddie ist, daß er extrem gestreßt ist, seit er im Käfig sitzen muß. Er hechelt unaufhörlich sehr und frißt fast nichts von selber. Um ihn zu päppeln muß man ihn anfassen und festhalten und da kommt das Trauma aus der Kindheit wieder hoch. Er wehrt sich, zappelt, springt plötzlich, ist sehr wütend. Aber immerhin nimmt er das Päppelfutter an. Er hat schon die Panik in den Augen, wenn man nur mal in den Käfig schaut.
Zuhause hatte ich ihm Bachblüten Rescue Tropfen geben. Damit schien es etwas besser zu sein. Die letzten Tage ist er wieder so gestreßt, daß die Tä fragte, ob man seinen Bruder dazusetzen könnte. Doch Tommi ist ja noch viel ängstlicher und würde ihn noch weiter runterziehen, fürchte ich. Und wenn der dann im Käfig aus Angst rumtobt, könnte er Eddies Arm dabei weiter zerstören.
Die Alternative wäre, den Arm abzunehmen und damit den Heilungsprozeß und den Streß abzukürzen, den er mit dem kaputten Arm noch Wochen hätte. Die Tä wollen gerne seinen Arm erhalten und alles dafür. Das wollte ich auch. Doch mir stellt sich jetzt die Frage, ob ich ihm damit wirklich einen Gefallen tue. Denn er versteht die Situation nicht. Er war noch nie krank. Weiß nicht, was das bedeutet und daß man ihm helfen will.
Es gibt Menschen, die sagen, diesen Streß könnten sie ihrem Tier nicht antun, ich sollte ihn einschläfern lassen oder den Arm abnehmen, damit die Panik für Eddie endlich ein Ende hat. Ich zögere, eine so weitreichende Entscheidung zu treffen, da ich immer noch an einen guten Ausgang glaubte. Aber nach dem Telefonat heute mit der Klinik mache ich mir doch riesige Sorgen um Eddie, daß er den Streß irgendwann nicht mehr verkraftet. Er hatte in den beiden Wochen 4 Narkosen, die er problemlos weggesteckt hat. Er ist schon stabil. Aber der Streß wird auf jeden Fall noch eine Weile andauern.
Hat hier vielleicht schon mal jemand etwas ähnliches erlebt und weiß einen Rat? Macht es Sinn, den Eddie weiter zu stressen, bei dem Versuch den Arm zu erhalten? Ich bin inzwischen geneigt, den Arm abnehmen zu lassen, damit er endlich bald zur Ruhe kommt. Weiß allerdings nicht, ob er mit einem Arm dann noch so wendig ist, bei seinen Jagereien mit Lotte. Oder ist Einschläfern die bessere Lösung für ihn? Allerdings hat Tommi dann ein Problem. Ohne seinen Bruder ist er scheu und ängstlich und wirkt verstört. Frißt daher auch wenig. Zu Lotte haben beide keinen freundschaftlichen Kontakt.
Liebe Grüße von
Maria
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