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Thema: Verletztes, noch lebendes Reh am Straßenrand - Was tun? Was ist gesetzlich erlaubt?

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  1. #1
    Erfahrener Benutzer Avatar von iNie
    Registriert seit: 05.08.2015
    Ort: Thüringen
    Beiträge: 958

    Standard Verletztes, noch lebendes Reh am Straßenrand - Was tun? Was ist gesetzlich erlaubt?

    Hallo liebe Forengemeinde,

    Freitag war ich in der Dämmerung mit dem Auto auf einer Landstraße unterwegs und entdeckte im Graben ein aufrecht sitzendes erwachsenes Reh, direkt neben der Straße.

    Mit etwas Abstand zum Tier hielt ich an, um zu sehen, was es hatte. Es wollte aufstehen und schrie dabei fürchterlich. Es kam nicht hoch und hatte wohl eine Verletzung an den Hinterbeinen.

    Ich rief die Rettungsleitstelle an und kündigte an zu warten, bis jemand kommt.

    Mir ist bekannt, das in solchen Fällen der zuständige Revierjäger informiert wird, was mir auch bestätigt wurde. Zeitgleich rief ich meine TA um, um nach ihrem Rat zu fragen. Aber auch sie sagte, dass bei Wildtieren, die dem Jagdrecht unterliegen, der Jäger käme um das Tier zu erlösen.

    So war es dann auch, eine halbe Stunde später kam er, es war bereits dunkel. Ohne mich anzusprechen, ging er ruhig zu dem Tier und schoss es mit einer Pistole in den Kopf.

    Ich krieg das schwer aus dem Kopf und frage mich die ganze Zeit, welch anderen Weg man suchen könne, der gesetzlich legitim wäre und dem Tier vielleicht noch die Chance auf Leben ermöglicht hätte.
    Schließlich wussten wir gar nicht, wie schwer es wirklich verletzt war, oder ob es ein heilbarer Beinbruch gewesen wäre.

    Der Jäger meinte, man würde sich strafbar machen, solch ein Tier mitzunehmen. Und eine Behandlung wäre praktisch ohne Sinn.

    Ich habe mich bereits durch verschiedene Gesetze gelesen (Bundes- und Landesnaturschutzgesetz sowie Bundes- und Landesjagdgesetz), aber eine richtige Antwort darauf, was man alternativ hätte tun können, finde ich dort nicht.

    Peta verweist zum Beispiel bei den ebenfalls jagdbaren Füchsen auf das fuchshilfsnetz und schreibt, man solle sich dahinwenden, und es nicht vom Jäger erschießen lassen....
    Ob das rechtlich jedoch erlaubt ist, steht dort nicht.

    Aber was tun bei Rehen???



    Wer hat ähnliches erlebt und kann von seinen Erfahrungen oder Recherchen berichten?

  2. #2
    Erfahrener Benutzer
    Registriert seit: 11.03.2010
    Ort: Frankfurt
    Beiträge: 9.031

    Standard

    Ich kann leider keine Antwort geben, aber interessieren würde mich das auch.

    Ich finde es auch schlimm, dass sofort geschossen wird uns sich die Verletzung nicht einmal angeschaut wird.

    Ich meine aber auch schon gelesen zu haben, dass gutwillige Jäger Tiere mitgenommen haben und gepflegt haben.
    Vor allem Kitze.


    Ich hatte einen Kollegen, der Jäger war und dem immer wieder Kitze und verletzte Tiere gebracht wurden, die er versorgt hat.

    Ob das alles Sinn macht, wenn sie letztendlich eh er geschossen werden dürfen, ist nochmal ne andere Frage.



    Aber: Darf man denn verletzte Tiere nicht in einer Wildtierstation abgeben ?
    Oder sind das nur bestimmte Tiere ?

    Wildkaninchen werden doch auch abgegeben.
    Geändert von hasili (19.01.2020 um 17:23 Uhr)

  3. #3
    Erfahrener Benutzer Avatar von Fellfie
    Registriert seit: 22.04.2011
    Ort: Stralsund
    Beiträge: 3.309

    Standard

    Puh, das finde ich schwierig und glaube tatsächlich, dass das die bessere Lösung war. Ein Reh ist ein sehr großes Tier, wie willst du das fachgerecht transportieren? Da geht es schon los. Wo soll eine anständige Diagnostik gemacht werden? Hättest du denn überhaupt eine Tierklinik für Großtiere in der Nähe gehabt? Außerdem ist so ein Reh ein Wildtier. Das hätte durch das Handling bei der Diagnostik und anschließender Versorgung und Gefangenschaft richtig Stress gehabt und allein dadurch vielleicht sich und andere verletzt oder durch den Stress einfach einen Herzstillstand erlitten.
    Zumal Autounfälle oft sehr schwere Schäden anrichten. Gerade auf Landstraßen fahren die Leute ja nun kein 30 km/h. Ich glaube, dass dem Tier hier Leid und weitere Schmerzen erspart wurden. Der Gedanke, Tierleben zu retten in allen Ehren- aber eben nicht um jeden Preis, auch wenn es schwer zu ertragen ist.

  4. #4
    Erfahrener Benutzer Avatar von sanny_picco
    Registriert seit: 02.01.2011
    Ort: Kreis München
    Beiträge: 2.290

    Standard

    Sehr traurig...und wenn man live dabei ist, ist das sicher schwer zu verpacken.

    Aber du hast etwas für das Reh getan, es wurde erlöst von seinen Schmerzen und seiner Angst.
    Wer weiss, wie lange es dort noch gesessen hätte, wenn du es nicht gesehen und gehandelt hättest.

    Fühl dich gedrückt

    Was das rechtliche angeht: meines Wissens ist es schon verboten ein verletztes Reh auch nur anzufassen, geschweige denn mitzunehmen.
    Somit sind andere Möglichkeiten als dass der Jäger informiert wird, ausgeschlossen.
    LG Sandra

    In Erinnerung an Charly, Kitty, Mucki, Jolly Jumper, Jim Knopf, Gisela, Zorro, Michelle, Hanna, Micky, Ernie, Agathe, Kimba, Bommel, Fanta, Tico, Bert und Lucky Luke

  5. #5
    Aktive Avatar von Claudia S.
    Registriert seit: 19.01.2014
    Ort: Ludwigsfelde
    Beiträge: 4.514

    Standard

    Wirklich gross sind Rehe nicht. Da ist manch Dogge grösser.

  6. #6
    Erfahrener Benutzer Avatar von sanny_picco
    Registriert seit: 02.01.2011
    Ort: Kreis München
    Beiträge: 2.290

    Standard

    Hier wird am Beispiel Rehkitz erklärt, was zu tun ist, wer zuständig ist und wie die Eigentumsverhältnisse sind:

    http://www.rehkitzhilfe.de/rechtliche_grundlage.htm
    LG Sandra

    In Erinnerung an Charly, Kitty, Mucki, Jolly Jumper, Jim Knopf, Gisela, Zorro, Michelle, Hanna, Micky, Ernie, Agathe, Kimba, Bommel, Fanta, Tico, Bert und Lucky Luke

  7. #7
    ********* Avatar von Da4nG3L
    Registriert seit: 19.11.2010
    Ort: 45478 Mülheim/Ruhr
    Beiträge: 1.212

    Standard

    Ich kann Fellfie nur zustimmen.

    Man kann den Jagdpächter um Freigabe bitten wenn man eine passende Stelle in Aussicht hat.
    Manche kümmern sich sogar selbst oder kennen Stellen.

    Ein gute Anlaufstelle für Pflegestellen ist die Wildtier-Notfälle Gruppe auf Facebook.
    Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)


  8. #8
    Erfahrener Benutzer Avatar von iNie
    Registriert seit: 05.08.2015
    Ort: Thüringen
    Beiträge: 958

    Standard

    Ich danke euch allen sehr für die Antworten.

    Dass das Eigentum beim Jäger liegt, und er dieses übertragen kann, sorgt also dafür, dass diese Wildtierstationen für jagdbare Tiere nicht gegen Gesetze verstoßen. Damit habe ich mich bisher nicht beschäftigt.

    Für den Moment hab ich den Schuss auch als Erlösung für das Tier empfunden.
    Auch wenn ich zugeben muss, dass sich in der Zeit des Wartens ein Film in mir abspielte, was die Alternativen wären... aber noch bevor ich das erste Wort mit dem Jäger wechseln konnte, hatte er das Reh schon erschossen.

    Wer weiß, wie lange es da schon saß. Nicht ein Auto hielt an, so viele fuhren einfach vorbei.

    Mich macht die Tatsache traurig, dass das Reh höchstwahrscheinlich durch "mensch-gemachte" Probleme wie Straßenverkehr und Lebensraum-Zerschneidung, vielleicht sogar auch als Jagdunfall (bis 15.01. durfte gejagt werden) verletzt wurde, und ihm dann auch noch das Leben verwehrt wird, wenn man die Chance gehabt hätte, nach einer anderen Lösung zu suchen. Sie haben keinen Wert

  9. #9
    alias Alexia Avatar von Alexandra
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    1

    Standard

    Hier kann man den Tiernotruf anrufen der kommt auch für Wildtiere.

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