Als ich dich, zum ersten mal sah, wusste ich, dass du die Richtige bist. Deine Ohren waren genauso lange wie meine, was könnte eindeutiger sein. Anfangs hattest du unverständlicherweise Angst vor mir.
Im Laufe der letzten Wochen haben wir immer mehr Zeit zusammen verbracht. Jeden Mittagsschlaf nebeneinander gehalten. Alle haben dich geliebt. Nach wenigen Tagen durftest du neben den Ranghöchsten sitzen. So zurückhaltend wie du warst mochte dich einfach jeder.
Du warst so unendlich liebenswert das Frauchen dir ein 6 Wochen altes fremdes Jungtier unterjubeln konnte. Du hast den kleinen Watson bemuttert als wäre er tatsächlich von deiner.
Ich hab dir altem Boxentier gelehrt wie man mit Menschen umgeht. Das man Rosinen bekommt wenn man sie zwickt. Das Zwetschgen mit Würmern besser schmecken als ohne. Und wie man vom Regal in den Mülleimer pinkelt.
Frauchen hat dich immer behandelt wie ein rohes Ei, weil du mal so krank warst. Angemerkt hat man dir nie etwas. Du warst immer so lebendig, mein liebenswertes ungeschicktes Trampeltier.
Und dann kam dieser schreckliche Moment. Dieser Hund stand plötzlich vor uns. Ich bin unter die Palette in den alten Tunnel gerannt. Ich hab auf dich gewartet.
Aber dunkle Löcher hast du nie benutzt, nach den Jahren im Knast. Und Hunden waren für die sowieso Freunde.
Als ich wieder aus meinem Versteck kroch sah ich dich schon in der Mitte der Hütte. Ich wunderte mich, das Frauchen so seltsam ist.
Ich bin zu dir gerannt, hab dich begrüßt. Deine Nase abgeschleckt. Deine Ohren geputzt. Aber du hast nichts erwidert.
Da hab ich dich geknufft und ganz lieb in die Nase gezwickt. Du hast dich nicht bewegt.
Ich hab mit beiden Pfoten so fest an dir gekratzt wie ich konnte. Ich saß zähneknirschend vor dir, bin wieder aufgesprungen, hab dich angestubbst. Du hast dich einfach nicht mehr bewegt.
Bis dein Kleiner vor mir stand. Ich kümmer mich um ihn. Ich liege Nachts immer bei ihm. Und putzte ihn. Er riecht noch ein bisschen nach dir, aber es wird weniger. Dein herrlicher Duft verflüchtigt sich langsam.
Liebste Huddi, wo immer du jetzt bist, ich erwarte den Tag an dem wir wieder gemeinsam unter dem Kirschbaum liegen.
Dein Graf Zeppelin
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