Am Dienstag, den 23.07., 9 Tage nach Pumpkins Tod, 10 Tage nach ihrem Unfall, mussten wir uns nun auch von unserem Schatz Merlin verabschieden. Er wurde 9 Jahre alt, hatte schon seit 1,5 Jahren unter einer fortschreitenden Bewegungsstörung gelitten und vor einigen Wochen war ein Tumor im Genitalbereich entdeckt worden, der ihm leider aufgrund des extrem schnellen Wachstums und der doofen Lage unerwartet schnell große Probleme gemacht hat. Wir haben ihn erlösen lassen, bevor der Tumor die Harnröhre vollständig blockieren und Nierenversagen verursachen konnte. Diese Entscheidung zu treffen war die schwerste meines Lebens, doch ich wollte um nichts in der Welt riskieren, dass Merlin am Ende schlimm leiden müsste.
Merlin war, seit ich ihn Ende Mai 2018 in den Ebay Kleinanzeigen in einem winzigen Käfig hockend entdeckte, mein absolutes Herzenskaninchen. Er war ein sehr aktives, neugieriges und lebensfrohes Kaninchen und sehr stark menschenbezogen. Obwohl er die ersten drei Jahre seines Lebens ohne Artgenossen in einem Kinderzimmer-Käfig verbrachte, hatte er anscheind nie schlechte Erfahrungen mit Menschen machen müssen und schenkte ihnen sein volles Vertrauen. Umso schlimmer war es für ihn, wenn diese mit ihm Dinge taten, die er nicht mochte. So einfach es war, ihn für Tierarztbesuche usw. 'einzufangen', so verstört war er danach und es dauerte immer eine Weile, bis er wieder aus seinem Versteck hervorkam. Im seinen letzten Jahren musste er so manche Behandlung über sich ergehen lassen und selbst die zunächst wöchentliche, dann späer zweiwöchentliche, Vitamin-B12-Spritze fiel mir schwer, da er so unglaublich sensibel war und immer lange brauchte, um sich von so einer "Zwangsbehandlung" zu erholen. Zum Glück fraß er sein Melosus freiwilllig auf Cunis bzw. Vitakullern, das Antibiotikum, das er gegen die vermeintliche Entzündung im Genitalbereich bekam, auf Apfelmus. Viel zu oft war der Arme in den letzten Wochen vor seinem Tod bei der gemeinen Tierärztin (eigentlich ist sie eine ganz nette, tolle!), da wir davon ausgingen, er hätte eine eitrige Entzündung/Abszess im Genitalbereich, der durch regelmäßiges Spülen in den Griff zu kriegen wäre. Erst nach drei Wochen Spülen wurde der Tumor als Ursache ersichtlich... Aber der Reihe nach...!

Merlin 2018 in seinem alten Käfig(unterschale)
Nachdem Merlin im Mai 2018 erstmalig lernte, was es bedeutete, Platz zum Rennen und Springen zu haben, traf er im Juli zum ersten Mal auf Artgenossen. Es folgten gefühlte Wochen, in denen Merlin allen körperlichen Kaninchenkontakt nachholte, den er bis dahin vermisst hatte, denn er und Cookie kuschelten und rammelten Tag und Nacht - bis sie sich plötzlich nicht mehr verstanden und sich immer wieder böse ineinander verbissen. Ich beschloss schließlich, sie zu trennen, auch weil Merlin unsere alte Snowy zunehmend jagte und mobbte.

Merlin mit Snowy und Cookie
So kam es dann, dass Pumpkin zu Merlin ins temporäre Innengehege zog, während wir draußen das Außengehege erweiterten, um fortan zwei Paare separat halten zu können. Bis auf einmal leichtes Jagen und Fell ausreißen von Merlins Seite aus und überraschtes Wegspringen bei Pumpkin passierte nicht viel, da lagen die beiden schon kuschelnd nebeneinander. Die beide waren ein echtes Traumpaar, beide lebhaft, aufmerksam und selbstbewusst und sehr zugewandt und kuschelbedürftig. Dass man auch mit Menschen kuscheln kann, guckte sich Pumpkin schließlich auch bei Merlin ab. Doch wurde sie nie ganz so verschmust und voller Vertrauen wie Merlin, der eigentlich immer und überall Streicheleinheiten einforderte, manchmal sogar enttäuscht schien, wenn es stattdessen 'nur' ein Leckerli gab und stets einen Moment lang verloren schien, wenn man mit dem Öhrchenkraulen doch irgendwann aufhören musste. 

Merlin und Pumpkin bei der VG

Im Außengehege
Merlin war immer ein sehr vitales Kaninchen gewesen, bis er im Sommer 2022 eine chronische Entzündung des Tränennasenkanals bekam und mir auffiel, dass er zunehmend Probleme hatte, in die Klokiste zu springen ohne mit den Hinterbeinen hängenzubleiben. Im Herbst schaffte er es nicht mehr aufs Häuschen zu springen und hoppelte wackelig und ich vermutete Arthrose/Spondylose, die allerdings nicht durch Röntgen bestätigt werden konnte. Da er auch EC-negativ war und seine Ohren gemäß CT frei waren, vermuteten wir ein neurologisches Problem, zumal ihm Vitamin B12 am besten zu helfen schien. Er bekam eine Treppe mit niedrigen Stufen und eine ebenerdige Schutzhütte und kam so relativ gut zurecht, konnte zeitweise auch noch schnell laufen und jagte Pumpkin weiterhin zu Beginn der Fütterungszeit, um seine Boss-Position zu stärken, die er auch bis zum Ende behielt (auch wenn ihn Pumpkin in den letzten Wochen hin und wieder herausforderte).
Erst in den letzten Monaten vor seinem Tod, als sich wahrscheinlich auch der Tumor schon zu entwickeln begann, bewegte Merlin sich zunehmend weniger, lag und schlief mehr. Gerade das Aufstehen fiel ihm zunehmend schwer, manchmal dauerte es mehrere Sekunden, bis er auf den Beinen war. Es tat mir unendlich leid, ihn so zu sehen, doch, wenn ich ihm helfen und ihn stützen wollte, irritierte ihn das und er verlor erst recht das Gleichgewicht. Also sorgte ich überall für möglichst rutschfesten Boden und ließ ihn so oft und lange es ging, auf die Wiese, da er sich da am wohlsten zu fühlen schien und guten Halt hatte.
Schon zu Beginn des Sommers hatte ich es im Gefühl, dass dies wohl unser letzter gemeinsamer Sommer werden würde, zumal Merlin im April eine Phase des Wenig-Fressens hatte, so dass ich schon dachte, es ginge zu Ende... Zum Glück waren mein Mann und ich viel im Home Office, so dass die Kaninchen fast täglich von morgens bis abends auf der Wiese sein konnten. Ich habe diese Zeit mit Merlin sehr bewusst erlebt und genossen und viele Fotos von ihm gemacht. Dennoch war es ein Schock, als die Tierärztin mir die Wucherung in Merlins Genitalbereich zeigte, die sie als Tumor identifizierte. Auf eine Biopsie verzichteten wir, da eine OP nicht in Frage kam. Ich wollte Merlin keine weiteren Schmerzen zumuten zumal er ja noch seine anderen Probleme hatte. Leider schien es auch unerheblich, ob der Tumor gut- oder bösartig sein, denn früher oder später würde er die Harnröhre blockieren und dann müsse man Merlin erlösen. Und so schnell wie der Tumor in den letzten drei Wochen gewachsen war (zu Behandlungsbeginn sah man äußerlich noch nichts davon), könnte das wohl auch relativ schnell gehen... 
Wir beschlossen, Merlin fortan mit weiteren Spülungen und Behandlungen weitesgehend in Ruhe zu lassen. Er hatte sich in den Wochen, in denen er teilweise täglich zum Tierarzt musste, stärker zurückgezogen und war ingesamt ängstlicher gegenüber Menschen geworden, was mir das Herz schwermachte. Ich war mir sicher, dass es für ihn das Beste war, seine letzten Tage und Wochen möglichst in Ruhe zu verbringen. Und tatsächlich drehte er wieder öfter Runden auf der Wiese, wenn auch eher langsam), schien entspannter und kam wieder zum Streicheln angelaufen. Der Tumor schien ihn immer noch wenig zu beeinträchtigen. Doch als das anders wurde und ich am letzten Wochenende bemerkte, dass er sich zunehmend zwischen den Hinterbeinen putzte und der Tumor so groß war, dass er im Liegen zwischen den Hinterbeinen sichtbar wurde, machte ich mir zunehmend Sorgen. Sonntag Abend hatte ich den Eindruck, dass er auf der Toilette das Schwänzchen hob, aber nichts kam. Am Montag Abend war seine Blume ganz nass, er hatte sich eingenässt. Da wusste ich, dass der Zeitpunkt gekommen war. Ich wollte nicht warten, bis er seine Blase gar nicht mehr entleeren konnte, Schmerzen und Nierenversagen bekam. 

Eins der letzten Bilder...
Am Dienstag morgen machte ich den Termin, um dann den ganzen Tage mit mir zu ringen, denn Merlin graste trotz allem entspannt auf der Wiese. Ich gab ihm ein großes Stück Möhre, das er voller Freude aus meiner Hand frass (gab es sonst nicht/kaum, obwohl er Möhre liebte). Insgesamt war es ein recht guter Tag für ihn, auch wenn er nachmittags zeitweise unentspannt/unzufrieden wirkte. Am Tag zuvor hatte er noch einmal die obere Ebene seines Geheges und die alte Schutzhütte erkundet, so als wolle er sich verabschieden (ich dachte, er könnte da gar nicht mehr hochspringen)...
Es war das Schwerste, das ich je getan habe, als ich Merlin am Dienstag Abend unter seinem Lieblingshaus hervorholen musste, um ihn zu seinem letzten Tierarztbesuch zu bringen. Beim Tierarzt durften wir zum Glück gleich in einen separaten Raum, wo es schön ruhig war. Mein Mann und ich haben Merlin gestreichelt und mit ihm geredet. Tatsächlich war er so entspannt, dass er sogar mit den Zähnchen knusperte und noch Schachtelhalm frass. Der Tumor war riesig geworden und bereits am Bluten. Die Tierärztin sagte, dass es der richtige Zeitpunkt sei, gerade, weil es Merlin heute noch gut ging und leider absehbar wäre, dass von nun an alles schlechter werden würde. Sie hat Merlin sehr viel Zeit während der zwei Spritzen gegeben und er durfte entspannt unter Streicheln in der Box einschlafen.
Auch wenn es sehr traurig war habe ich den Abschied von Merlin als gutes und friedliches Ende in Erinnerung. Wir haben Merlin vom Rosengarten einäschern lassen und werden seine Asche zusammen mit der von Pumpkin im Garten begraben.
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