Wir mussten heute leider unseren Uropa Pfote mit 14 Jahren gehen lassen. Seine Arthrose und sein Alter als solches waren zu weit fortgeschritten als dass an einen späteren Zeitpunkt zu denken gewesen wäre.
Pfote, du warst immer ein etwas eigentümliches Kaninchen, schon im fortgeschrittenen Alter zu uns gekommen, hattest du sichtlich Probleme mit der Kaninchensprache und eine Menge Probleme gab es erst zu lösen bevor du hier bei uns leben konntest. Immer hattest du eine gewisse autistische Ader, man wusste nie ob dir andere Kaninchen etwas bedeuten oder nicht, und wenn ja wie mit ihnen kommunizieren? In deinen letzten Lebenswochen fiel auf, dass du plötzlich andere Kaninchen abgeleckt hast, wieder öfter echten Kontakt aufgenommen was du zuvor scheinbar nicht konntest. Vielleicht kommt kurz vor dem Tod noch einmal das echte Wesen zum Vorschein?
Als du zu uns kamst schien es als ob dir Mensch und Tier gleichsam fremd wären. Über deine Vergangenheit weiss man nicht allzu viel, doch war zu vermuten dass du eines dieser erbarmungswürdigen Tierchen warst das man zu früh von der Mutter getrennt hatte und möglicherweise ohne jegliche Gesellschaft gehalten hat. Ich weiss noch wie du teils panisch vor mir geflüchtet bist. Doch bin ich froh, dass du wenigstens mit mir schnell Freundschaft geschlossen hast und am Ende mit allen Menschen völlig gelassen und voller Urvertrauen umgegangen bist - ich erinnere mich noch gut an einen Tierarztbesuch vor 3 Jahren, als du gemeinsam mit Granini zum Checkup warst und du völlig gelassen, gar frech und interessiert die Praxis inspiziert hast, während deine Gefährtin nervlich völlig am Ende war und sich über Stunden erst erholen musste.
Erst spät, in diesem Jahr hat man dir dein Alter wirklich angesehen, früher nie ein Patient waren wir dieses Jahr oft Gast beim Tierarzt, und vor allem wurde offensichtlich, dass du dich nicht mehr richtig auf den Beinen halten kannst. Deinen letzten Sommer, wir hatten es geahnt, hast du nicht wie sonst abends über die Wiese bockspringend (altersgerecht natürlich) verbracht sondern dich den ganzen Tag hinter deinem Lieblingsblumentopf neben dem kleinen Gartenbrunnen verkrochen. Der Brunnen hatte es dir angetan - erst im Frühjahr angelegt- hat dich das Plätschern fasziniert und ich weiss noch gut wie du deine letzten Bocksprünge absolviert hast, als du das erste Mal auf ihn gestossen bist. Danach war das dein neuer Lieblingsplatz. Im Herbst wurde es dann richtig schlimm, zunächst musste ich Heu immer erst kleinschnipseln da ich dich eines Morgens mit einem dicken Heustrang um dein Hinterbein auf der Seite liegend aufgefunden habe - dieses Erlebnis war für dich und mich sehr schlimm. Also wurde künftig Heu in 5 cm Intervalle gekappt. Doch bald konntest du auch über Heu nicht mehr laufen und ich musste das ganze Gehege wieder komplett auf Teppich und dann wegen deiner Alters-Inkontinenz auf Badematten umstellen. Das Kaninchenzimmer hatte sich in eine Pflegestation verwandelt. Deinen Verfall hat das nicht mehr aufhalten können - diese Woche war es dann soweit die Entscheidung zu treffen. Die Entscheidung war hart, denn ich hatte den Eindruck im Kopf wolltest Du noch nicht gehen. Du bist heute nachmittag ganz friedlich eingeschlafen, ohne Angst, wie immer in vollem Urvertrauen in die Menschen.
Pfote machs gut. Ich werde immer an dich denken. Ich habe dich da begraben wo du immer am liebsten gesessen hast, unter der Weinrebe mit guten Blick auf den Gartenbrunnen ...
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