Fenchel,
Du solltest verschenkt werden. Die Vorbesitzer hielten dich für ein Weibchen, ließen Dich zu dem anderen Weibchen – unverständlich, solche Riesenklöten hab ich noch nie gesehen – und sorgten so für viele kleine Kaninchenkinder. Dann musstet ihr plötzlich weg, Du landetest bei einer Freundin, die die Kleinanzeige entdeckt hatte. Bei ihr solltest Du kastriert werden und die Quarantäne absitzen, um baldmöglichst Kaninchengesellschaft zu bekommen.
Kleiner Ausbrecherkönig, der Du warst, konntest Du nicht im Käfig bleiben. In der ersten Nacht brachst du dreimal aus, sodass Du die Küche für Dich bekamst. Deine Pflegerin ist kein Kaninchenmensch, also nur die Küche! Okay... naja, doch, auch den Flur... Ehm... Hör auf zu betteln, okay, Du darfst auch ins Bad! Aber mit dem Schlafzimmer ist dann Schluss! Du hast Deine Pflegerin *Ich bin nicht so der Kaninchenmensch* vollkommen um den Finger gewickelt.
Das Schicksal ist blöd, Du bekamst Blasenprobleme, ein Röntgenbild ergab eine völlig verkalkte linke Niere. Okay, keine Kastration, stattdessen Medigabe und Infusionen, um Deine Schmerzen einzuschränken und Dich zu stabilisieren. Immer noch keine Kaninchengesellschaft für dichDas hat Dich zu dem Zeitpunkt aber nicht weiter gestört, du fandest die Katzen, die unter Aufsicht zu Dir durften und Dich anfangs echt seltsam fanden, sehr toll und hast Dich gut mit ihnen angefreundet. Meine Freundin war ziemlich erstaunt, als Du dann auf einmal oben auf dem Kratzbaum saßest
Doch durch die gesundheitlichen Probleme, durch den Infusionsbedarf und so, konnte sie Dich nicht weiter betüddeln, dafür reichte ihre Zeit nicht aus. Wir suchten gemeinsam eine gute Pflegestelle, mit einem lachenden (endlich Kaninchen für Fenchel!) und einem weinenden (ich bin doch eigentlich kein Kaninchenmensch!) Auge gab meine Freundin Dich weg.
In der Pflegestelle wurdest Du weiter infundiert, mit Medis versorgt, wurdest immer stabiler, durftest endlich unter's Messer gelegt werden. Du warst zwar beleidigt, wurdest aber nach Abheilen der Wunde mit einem Herren zusammengeführt, der ein ähnliches Schicksal erleiden musste. Achja, die Stelle hatte so ihre Probleme mit Dir, Du Katzenkaninchen. Du saßt anfangs allein im ungenutzten Bad, Dein Gehege hatte 'ne Größe von ungefähr 5qm, der Zaun drummenum war ungefähr 1,5m hoch... Kein Hindernis für Dich! Du bist einfach daran emporgeklettert und hast dann vor dem Gehege auf die Pflegerin gewartet. Wie zuvorkommend von Dir, musste sie sich so eben nicht die Mühe der Gehegeöffnung machen
Aber du hattest Socke. Der ältere Herr brachte ein wenig Ruhe in Deine Quirligkeit, putzte Dich hingebungsvoll, aber Deine Pflegerin musste Dich immer noch von oben bis unten durchkraulen. Du sprangst sogar auf ihren Schoß, um Streicheleinheiten abzuholen, das hattest Du Dir von den Katzen abgeschaut
Leider bekam ich vor einer Woche grauenhafte Nachrichten – in der Pflegestelle ist RHD ausgebrochen, es war der neue Virus. Du warst zwar noch nicht betroffen, aber es starben bereits 13 vn 27 Kaninchen – ein Albtraum. Deine Pflegestelle tat für die Quarantäne, was sie konnte, aber es ist nicht zu bewerkstelligen, für jedes Kaninchen einen eigenen Schutzanzug zu tragen und dann immer wieder zu wechseln. Du schienst so gesund!
Gestern über den Tag wurdest Du seltsam ruhig, abends liefst du seltsam und dann schliefst Du ein... Es ging schnell, immerhin.
Fenchel, kleines Katzenkaninchen, ich hatte zwar nicht sooo viel zu tun, aber Du hast mir unendlich viel bedeutet. Trotzdem Du ja auch unschöne Dinge ertragen musstest (unartgerechte Haltung, Medigabe ohne Ende) warst Du immer unglaublich frech und verschmust, Du hattest so einen enormen Lebenswillen!
Mach's gut.
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