Ich finde das auch nicht repräsentativ, weil es nichts darüber aussagt, warum die Tiere gestorben sind und auch nichts darüber bekannt wird, ob durch eine Kastration evtl. neue Probleme entstanden sind. Meiner Beobachtung entspricht es auch nicht, dass viele Häsinnen an Gebärmutterproblemen sterben.
Zitat:
Zitat von
Sophie B.
@Tanja M.: Da gebe ich dir recht, aber das Problem ist, dass die wenigsten Leute mitbekommen, dass ihr Kaninchen einen Tumor hat. Viele wundern sich ja, dass es immer dünner wird (einige lassen es dann untersuchen und finden was an der Gebärmutter) und dann ists auf einmal tot. Den "Verlauf" habe ich nun schon zig mal gehört.
Mich würde einfach mal interessieren, ob es zwischen dem erreichten Alter und der Kastra prinzipiell einen Zusammenhang gibt. Da ich nun schon so oft von toten Kaninchen wegen Gebärmutter-Problemen gehört habe (um es mal auf den Punkt zu bringen: Fast ALLE Kaninchen meiner Freunde die nicht kastriert waren hatten irgendwann Probleme), frage ich mich einfach, ob es "Zufall" war, dass genau die Kaninchen von meinen Bekannten Probleme bekommen haben und früh starben oder ob dies doch recht häufig der Fall ist (auch wenn man natürlich nun nicht weiß, ob die Kaninchen an derartigen Problemen gestorben sind oder vllt an anderen unbemerkten Problemen).
Ich könnte mir auch noch vorstellen, dass Weibchen aufgrund von hormonell bedingten Problemen irgendwann ec kriegen. Meine Lilly war völlig am durchdrehen vor der Kastra. Häufige ec Ursache ist ja Stress. Da wäre also auch noch ein Zusammenhang möglich. Kann man natürlich auch nicht mit so einer Befragung nachweisen, aber vllt sieht man ja einen klaren Trend, wenn viele hundert Kaninchen an der Umfrage teilgenommen haben.
Das wurde sogar mal wissenschaftlich untersucht und kann
hier nachgelesen werden:
Zitat:
Green (1938) wertete 1932 - 1937 einen Kaninchenbestand in einem Forschungslabor aus. Es handelte sich dabei um Kaninchen verschiedener Rassen die auf verschiedene Krankheiten getestet wurden. Es waren jeweils zwischen 400 - 500 Kaninchenweibchen vorhanden. Die Tiere lebten einzeln in Laborkäfigen und wurden mit kommerziellem Mischfutter ernährt. Nach ihrem Tod wurden die Tiere seziert. In den ersten beiden Jahren konnten bei keinem der Tiere Uterustumore gefunden werden. In den folgenden beiden Jahren wurden bei vier der Kaninchen Tumore im Uterus gefunden. Im fünften Jahr waren es 17 Tiere (3,5 %). 1937 war die Anzahl der erkrankten Tiere mit 62 (12,6 %) am höchsten.
1941 wurde eine zweite Studie durchgeführt. Aus dem selben Bestand wurden Daten von 1931 bis 1941 ausgewertet. Von 849 Kaninchenweibchen wurden bei 142 Uterustumore gefunden (16,7 %). Bis auf ein Tier waren alle älter als 2 Jahre. Das durchschnittliche Alter der Kaninchen war höher als 4 Jahre. Bei Kaninchen die zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr starben, lag die Krebsrate bei 4.2 %. Bei Kaninchen zwischen 5 - 6 Jahren lag sie bei 79,1 %. Nach Green (1958) starben die Kaninchen eines natürlichen Todes. Der Krebs muss nicht die Todesursache gewesen sein.
Heckermann (2008) wertete die Befunde von 1303 Kaninchen auf, welche zwischen 1987 und 2007 an die Veterinärmedizinischen Universität Wien eingesandt worden waren. 215 davon waren Präparate von weiblichen Kaninchen. Die Tiere waren zwischen 7 Monaten und 11 Jahren alt. 8,36 % der weiblichen Tiere welche seziert wurden und 23,26 % der Häsinnen, von welchen das Einsendematerial stammte, zeigten Veränderungen der Gebärmutter. Insgesamt konnten bei 10,82 % Veränderungen an der Gebärmutter festgestellt werden. Das Durchschnittsalter der betroffenen Tiere betrug 4 Jahre und 4 Monate. Das jüngste Tier war 7 Monaten als, das Älteste 9 Jahren und 9 Monaten. 58,33 % der betroffenen Kaninchen war über 4 Jahre alt. An bösartigen Tumoren litten von den 1303 Kaninchen 4,76 %. Bei den Tieren, welche komplett zu Sektion eingeschickt wurden und die von bösartigen Tumoren betroffen waren hatten die Tumore in 41,03 % gestreut.
Ingalls et al. (1964) werteten Versuchskaninchen, welche aus einem Geschwisterpaar gezüchtet wurden, um Tuberkulose zu untersuchen. Von 1735 weiblichen Kaninchen starben 1382 bevor sie 2,5 Jahre alt waren. Von den 353 die später starben wurden bei 86 Tieren ein Uterustumor gefunden.
Weitere Daten liegen von der Ohio State University vor. Bei 83 Kaninchen waren 4 % erkrankt. An der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurden über 10 Jahre 2398 Diagnosen für Kaninchen erstellt. 0 - 5% der Tiere waren jährlich an Krebs erkrankt, davon 0 - 1% an Gebärmutterkrebs (Rühle 2012).
Bei vielen dieser Untersuchungen muss beachtet werden dass bereits kranke Tiere mit offensichtlichen Symptomen genutzt wurden. Für andere Studien wurden Tiere genutzt die ebenso für andere Versuche verwendet wurden. Daher kann die Anzahl der gefundenen Uterustumore höher sein als im eigentlichen Haustierbestand.
Tabelle 2: Zusammenfassung von Untersuchungen bezüglich der Anzahl an weiblichen Kaninchen mit Gebärmutterkrebs
Untersuchte Kaninchen [->Die Tabelle lässt sich leider nicht herauskopieren]
Die Entstehung von Tumoren wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Eine funktionierende Immunabwehr spielt ebenso eine Rolle wie die genetische Veranlagung. So zeigen die Untersuchungen von Green (1938) dass einige Rassen häufiger erkranken als andere. Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle bezüglich der Krebsentstehung. Ein Mangel an wichtigen Nährstoffen bedingt eine erhöhte Anfälligkeit von Krebs. So kann bei Proteinmangel die Immunfunktion nicht ausreichend aufrecht erhalten werden (Daly 1990), welche unter anderem auch für Vernichtung entarteter Zellen zuständig ist. Bestimmte Nähr- und Wirkstoffe haben zudem antikanzerogen Wirkungen, auch auf die Gebärmutter (Chandra 1992).
Temperatur und Lichteinfluss spielen eine wichtige Rolle bezüglich des Sexualverhaltens von Kaninchen (Schlolaut 2004). Beobachtungen von Haltern bestätigen, dass Weibchen in Innenhaltung, welche extreme Hitze zeigten und ausquartiert wurden daraufhin wesentlich ruhiger und ausgeglichener verhalten haben. Weibchen, vor allem solche die unter ihren Hormonen zu leiden haben, sollten daher in Außenhaltung gehalten werden.
Eine vernünftige Haltung und Ernährung senkt so das Risiko an Gebärmutterkrebs zu erkranken. Die Prognose ist auch bei älteren Tieren Uterustumor sehr gut sofern es noch nicht zu Metastasierung gekommen ist (Ewringmann 2005). Daher bleibt die Frage offen, ob eine vorsorgliche Kastration bei weiblichen Tieren in dieser Hinsicht wirklich sinnvoll ist.
Empfehlenswert ist eine Kastration dann wenn die medizinische Notwendigkeit vorliegt oder das Tier unter seinem eigenen Sexualverhalten leidet, mit einer Optimierung der Haltung aber keine Verbesserung zu erzielen ist.
Ich bereue es mittlerweile, 2 meiner Häsinnen prophylaktisch kastriert zu haben, weil damit erst die Probleme anfingen und würde es heute nur noch machen lassen, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gibt, der Häsin zu helfen. Bei Böcken hat man ja aus Tierschutzgründen kaum eine andere Möglichkeit, außer vielleicht eine Sterilisation, aber das würde in der Haustierhaltung wahrscheinlich neue Probleme mit sich bringen. Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass jeder Eingriff in den Hormonhaushalt (vor Allem ohne dass ein Grund vorliegt) neue Probleme bringen kann. Die Geschlechtshormone sind nicht nur für die Fortpflanzung verantwortlich, sondern auch für andere wichtige Vorgänge im Körper.