Schuld und Trauer-wie geht ihr damit um?
Liebe Alle,
jetzt ist es 4 Wochen her, dass mein geliebtes Löwenwidder-Weibchen Schnorkel gestorben ist. ich weine immer noch jeden Tag, das Ganze ist einfach nur ein Albtraum.
Schnorkel war mein erstes Kaninchen. Ich habe sie in einer Phase meiner schweren Erkrankung bekommen, und sie war mir 6 Jahre lang Halt und Trost, und ich habe unzählige Male ihr Nackenfell vollgeheult, und sie hat ganz still gehalten.
Schnorkel war immer gesund, bis auf ein bisschen Darmprobleme. ich habe mir auch nichts dabei gedacht, als sie an diesem einen Montag nichts gefressen hat, habe sie zum Tierarzt gebracht und dachte, es sei das Übliche. Dann kam die Diagnose: großer Knoten im Bauch. Da habe ich schon total geheult, und sie hat sie ganz eng an mich gedrückt und in meine Armbeuge gekuschelt--sonst in "freier Wildbahn" hat sie das nie gemacht.
Die Ärztin meinte, um genau zu sehen was es ist, müsste man operieren, und ich habe dann einen Termin für Freitag gemacht. Am Tag darauf hatte Schnorkel Schwierigkeiten, Kot abzusetzen, und hat gefiept. ich bin sofort wieder mit ihr zum Tierarzt und habe darauf gedrängt, dass sie sofort operiert wird. Die Ärztin meinte, dass sie nicht wüsste, ob man operieren kann, und was in dem Fall passieren soll, wenn es inoperabel ist, ob man sie wieder aufwecken soll oder nicht.
ich habe mich dann von der Kleinen verabschiedet und sie angefleht, dass sie es schaffen soll, ich konnte einfach nicht an die Alternative denken. Dann habe ich ihr mein Halstuch in die Box gelegt, damit sie meinen Geruch um sich hat, und die Ärztin meinte, ich solle nach Hause gehen, sie würden mich dann anrufen.
Um kurz nach sieben kam dann der Anruf, dass sie sie aufgemacht haben und dass sie überall befallen war, der Tumor hat den Darm abgeklemmt und alles hat sich rückgestaut, sie war an den Lymphknoten und an der Gebärmutter mit vielen kleinen Knoten befallen, und die Ärztin meinte, selbst wenn man das operiert hätte, wäre an Heilung nicht zu denken gewesen, da etwas, was so gestreut hat, auf jeden Fall bösartig ist. Sie hat sie dann nicht mehr aufgeweckt.
Ich habe ein lebendiges kleines Wesen, dass mich geliebt und mir vertraut hat, zum Arzt gebracht und ein totes am nächsten Tag abgeholt. Zwischen Leben und Tod war nur eine hauchdünne Grenze und eine Spritze, die ihr kleines Herz für immer angehalten hat.
Seitdem weine ich jeden Tag, obwohl ich zu Schnorkels Partner Hattu bereits ein neues und liebes Weibchen, Mathilda, habe. ( ich berichtete schon) Ich habe Schnorkel so geliebt, sie war nicht nur irgendein Kaninchen, sie war meine Freundin. Ich quäle mich mit Schuldgefühlen, dass ich nicht bei ihr geblieben bin, bis sie die Narkose gelegt haben. Sie hatte so Angst, und ich hätte bei ihr bleiben müssen. ich war so durcheinander und habe es gar nicht realisiert. ich fühle mich, als hätte ich sie verraten, als hätte ich sie im Stich gelassen und ihr kleines Herz gebrochen.
Wie geht Ihr mit Eurer Trauer und Euren Schuldgefühlen um?
Danke für Euren Rat.
Alles Liebe,
Vienna
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Danke!
Vielen Dank ihr Lieben für Eure tröstenden Worte. Das lässt mich zwar wieder weinen, aber es tut gut, sich verstanden zu fühlen. Ist ist auch schön, dass einige von Euch auch die Erfahrung gemacht haben, dass sie Tierchen einem soviel Halt und Freundschaft geben können. ( ich habe das immer "speziesübergreifende Freundschaft" genannt).
Liebe Margit, Conny und Christine und an alle, die ihr euch scheinbar auch so zu quälen scheint wie ich: Ich glaube, dass man sich NIE richtig verhalten kann. Egal wie man sich verhalten hat, man wird sich immer Vorwürfe machen: hat man das Tier zu früh zum Tierarzt gebracht, oder zu spät? Hätte man nicht dabei bleiben sollen? Hätte man nicht dies oder das? Hätte hätte hätte hätte... Egal, was, man macht sich hinterher immer Vorwürfe, man kann es gar nicht richtig machen. Man kann es deswegen nicht richtig machen, weil wir über den Tod keine Kontrolle haben, auch wenn wir uns noch so sehr wünschen, die kleinen Wesen beschützen zu können.
Ich weiss nicht wie es mit den kleinen Seelchen der Tiere ist, aber ich glaube daran, dass sie es spüren, wenn man es gut mit ihnen meint und vielleicht ist es das was zählt: dass sie spüren, dass sie uns etwas bedeuten. Ich glaube auch, dass unsere verstorbenen Tiere liebevoll an uns "zurückdenken", weil die Liebe aufrichtig war, auch wenn wir sie nicht bis über die letzte Instanz hinaus beschützen konnten. Wie unsere Tierchen für uns von "irgendein Kaninchen" zu einzigartigen kleinen Persönlichkeiten wurden und wie sie uns verändert haben --das ist was bleibt und vielleicht auch das was zählt.
Ich wünsche Euch ganz viel Kraft für schwere Zeiten und ein leichtes Herz für schöne Zeiten. Ich wünsche Euch dass Euch die freundlichen Geister Eurer Kaninchen stets begleiten, so wie mich der Schnork im Herzen begleitet. (oder wie ein Engel, wie Christine so schön geschrieben hat)
Unten ein Bild von ihr: Für euch mag sie aussehen wie ein Kaninchen unter vielen, für mich war es mein Schnorkelchen mit dem schönsten Backbart und dem krummen Puschelchen, Bezwinger des Staubsaugers, Killer meiner Fensterbrett-Pflanzen, Zerstörer meiner Telefonanlage, und meine kleine beste Freundin und Lebensretterin.
ich danke Euch allen so sehr.
Alles Liebe
Vienna:sad1:
(verquollene Augen hab)
Anhang 70774