Tipps: Hefen, Durchfall, Heudiät
Hefen sind bei Kaninchen Teil der normalen Darmflora. Wenn jene aus dem Gleichgewicht gerät, kann es sein, dass sie sich abnormal ausbreiten und es zu einem "Hefenbefall" kommt. Ein solches "Ungleichgewicht" im Darm kann beispielsweise durch eine Erkrankung (z.B. Darmparasiten), Medikamente, die auf den Darm schlagen (z.B. Antibiotika), oder eine unausgewogene Ernährung entstehen. Hefen bezeichnet man daher immer als Sekundärerkrankung, weil sie nur als Folge einer Störung im Darm auftreten. Solange die eigentliche Ursache nicht behoben ist, kann der Befall auch nach erfolgreicher Behandlung deshalb wiederkehren.
Welche Ernährung verhilft dem Darm zum Gleichgewicht?
- Eine arttypische Ernährung (v.a. frische Gräser, Kräuter, Blätter)
- Eine ausgewogene Ernährung
- Ein großes, frisches "blättriges" Nahrungsvolumen
Ein Ungleichgewicht im Darm kann u.a. ausgelöst werden durch:
- Eine nicht arttypische Ernährung
- Eine zu einseitige, unausgewogene Ernährung
- Eine zu getrocknete Ernährung, ein zu geringes Nahrungsvolumen (Futter verweilt zu lange im Verdauungstrakt)
D.h. zum Beispiel...
- Gepresstes und krümeliges Futter: Pellets, Cobs, "Plätzchen", Futterblöcke oder andere Pressprodukte (Nähere Infos)
- Trockengemüse & Trockenobst (je nach Menge)
- zuviel Getreide (bzw. eine zu schnelle Sättigung)
- zuviel Wurzelgemüse (bzw. hohe Energiegehalte und zu wenig strukturierte, schlechter verdauliche Rohfaser)
- zuviel Heu bzw. eine Fütterung mit überwiegend Heu (Nähere Infos)
Als Folgeerscheinung eines Hefenbefalls tritt nicht selten Durchfall auf. Mit Hilfe von flüssigem Stuhl versucht der Verdauungstrakt auf diese Weise, sich selbst zu reinigen. Eine hohe (Mineralien- und) Flüssigkeitszufuhr ist hier sehr wichtig, um den Verlust auszugleichen.
Fütterungstipps bei Durchfall
Kommt es zu Durchfall, ist eine hohe Flüssigkeits- und Mineralienzufuhr sehr wichtig. Zusätzlich zum Wasser könnt ihr verdauungsberuhigende Tees (z.B. Kamille) anbieten. Um die Flüssigkeitsaufnahme zu erhöhen, kann als Anreiz auch ein Schuss Möhren- oder Apfelsaft ins Trinkwasser gegeben werden. Sollte die über die Nahrung zugeführte Flüssigkeitsmenge nicht reichen, muss bei starkem oder andauernden Durchfall unter Umständen infundiert werden.
Folgende Futtermittel eignen sich als Schonkost:
- (Nach Möglichkeit viel frische) Grünpflanzen wie z.B. Basilikum, Beifuß, Brombeerzweige mit Blätter, Dill, Gräser, Kamille, Löwenzahn, Melisse, Minze, Ringelblume, Kresse, Oregano, Salbei, Schafgarbe, Thymian, Weidenzweige mit Blätter
- Hochwertiges Heu
- Ein wenig mit Schale geriebener Apfel und/ oder etwas Möhre, ein kleines Stück frische, reife Banane
- Ein paar getrocknete Heidelbeeren
- Kleine Mengen an Haferflocken und frisch gequetschten Anis-, Fenchel-, Kümmel- und Leinsamen (Samen mit einem Mörser anbrechen)
Ggf. kann neben einer artnahen Fütterung auch das zwanglose Angebot von natürlichem Salz in fester Form für den Mineralienhaushalt von Nutzen sein (z.B. Himalaya-Salzleckstein). Von einer ganz abrupten Ernährungsumstellung sollte auch bei Durchfällen abgesehen werden, da dies zur weiteren Überbelastung des Darms führen kann.
Info zum Thema Hefen & "Zucker"
Hefepilze ernähren sich in erster Linie von "Zucker". Eine gängige Schlussfolgerung ist daher, Kaninchen bei einem Hefenbefall insgesamt möglichst zucker- bzw. stärkearm zu ernähren, damit die Pilze ausgehungert werden. Dieser Ratschlag ist so nicht richtig. Viele Zucker sind längst verdaut, bevor sie den Dickdarm (indem sich die Hefepilze abnorm vermehren) erreichen. Somit können sie den Pilzen nicht mehr als Nahrung dienen.
Aus diesem Grund kann beispielsweise auch bei einem Hefenbefall ein kleines Stück reife Banane* (nahrungsergänzend zum frischen Grün) ein geeignetes Futtermittel sein. In sehr reifen Bananen sind die Mehrfachzucker bereits zu Einfachzuckern abgebaut. Diese werden sehr schnell über die Darmwand vom Blut aufgenommen, liefern schnell Energie und gelangen nicht bis in den Dickdarm. Als Vermehrungsgrundlage für Hefen (und Bakterien) dienen eher schwer verdauliche Mehrfachzucker, wenn sie im Übermaß aufgenommen werden, unverdaut im Blinddarm landen und dort zu lange verweilen.
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Eine zuckerarme Ernährung (insofern überhaupt möglich) empfiehlt sich bei Darmerkrankungen generell nicht. Sie würde ein krankes Tier noch mehr schwächen und das bestehende Ungleichgewicht im Darm begünstigen. Denn auch andere Mikroorganismen sind auf Zucker angewiesen. Würde man ihnen diesen entziehen, hätte dies einen negativen Einfluss auf das Darmmilieu**. Wird arttypisch und ausgewogen mit viel frischen Grünpflanzen ernährt, ist der Zucker unproblematisch.
*In geringen Mengen können Bananen unterstützend bei der Darmsanierung helfen. Sie erzeugen u.a. eine gelähnliche Oberfläche und dienen dadurch dem Schleimhautschutz.
**Laktobazillen benötigen Zucker, um Milchsäure zu produzieren. Sie sind für das leicht saure Milieu im Blinddarm verantwortlich. Fehlt es ihnen an Zucker, steigt der dort pH-Wert. Diese Milieu-Veränderung schafft Krankheitserregern optimale Bedingungen, um sich auszubreiten.