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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Deutsches Widder Jungtier - Abgabe mit 7 Wochen



lokarl
10.11.2012, 20:49
Ich habe heute die Kleinanzeigen meiner Region durchstöbert und dabei entdeckt, dass Deutsche Widderbabies abzugeben sind. Ich fand die Anzeige etwas seltsam und habe angerufen. Die 2 letzten Babies sind heute verkauft worden mit 7 Wochen und die Elterntiere sind schon seit über einer Woche verkauft. Da ist ja nun nichts mehr zu machen, aber wie lange müssen Jungtiere nun bei der Mutter sein? Die Wildie Babys, die ich mal aufgezogen habe, sind mit 3 Monaten noch von der Mutter gesäugt worden. Ich würde der Kaninchenverkäuferin gerne etwas dazu schreiben, da sie mit Zwergwiddern weiter züchtet.
L.g.
Claudia

DieSüßen
10.11.2012, 21:46
Hallo. :wink1:

Kaninchen sollten mindestens bis zur 12. Lebenswoche bei der Mutter bleiben.
In dieser Zeit entwickeln sich das Sozialverhalten,
und außerdem erlernen sie viel Überlebenswichtiges von der Mutter.
Leider werden Kaninchen häufig viel zu früh abgegeben,
da sie da "noch" niedlicher aussehen. :bc:
Ist bei kommerziellen Dingen eigendlich immer so,
dass sie früher abgegeben werden, leider. :heulh:


Liebe Grüsse, Laura

lokarl
10.11.2012, 23:55
Das habe ich mir fast gedacht. Den beiden Kleinen wurde mit 6 Wochen die Mutter weggenommen und ich hätte die beiden genommen, wenn sie nicht schon verkauft worden wären.
Ich werde der Besitzerin auf jeden Fall mal schreiben. Ich muß das nur irgendwie begründen können, das 6 Wochen zu früh ist.
L.g.
Claudia

Wuschel
11.11.2012, 10:37
Zitat von Andreas Rühle (Kaninchen würden Wiese kaufen)


Die Kleinen "brauchen ihre Mama" etwa bis zur vierten Woche, in der Natur gehen sie dann ab der fünften Woche ihre eigenen Wege. Das "Brauchen der Mama" oder "Entreißen von der Mama" ist menschliches Denken, das den Tieren eher schaden als nutzen kann. Bis zur dritten Woche ist das Immunsystem der Jungtiere durch Abwehrkörper geschützt, die sie durch die Milch der Mutter erhielten. Danach müssen sie ein eigenes aufbauen. In dieser Zeit sind sie vor allem durch Keime gefährdet, die z. B. auch durch den Kot der Mutter ausgeschieden werden. Weiterhin spielt auch hier leider eine weit verbreitete Mangelernährung eine Rolle, da vor einer proteinreichen Kost, die die Jungtiere eigentlich dringend bräuchten, geradezu gewarnt wird - mit den üblichen, falsch verstandenen Argumenten. Die proteinreiche Nahrung brauchen sie für das Immunsystem (Antikörper bestehen aus Proteinen), Nervensystem, Zellen, Muskeln etc., weiterhin Calcium, Vitamine usw. - das kann ihnen die Milch der Mutter ab der dritten Woche nicht mehr geben, da der Höhepunkt der Milchleistung dann überschritten ist.
Nicht zu unterschätzen ist auch die gesundheitliche Gefahr für das Muttertier (z. B. Gesäugeentzündung) - vom Stress einmal ganz abgesehen.
Die Sozialisierung findet in der Gruppe unter den Jungtieren und durch die Rammler statt. Die "Mamas" haben eigentlich schon wieder ganz andere Dinge im Kopf oder gar zu tun.
Üblicherweise erfolgt das Absetzen von Jungtieren zwischen der 6 - 8 Woche.

ally
11.11.2012, 11:19
Wuschel hat ja schon ein passendes Zitat gefunden. Das Sozialverhalten können die Jungtiere von allen anderen erwachsenen Kaninchen lernen. Blöd ist es halt, wenn die kleinen recht früh abgegeben werden und dort dann nicht in eine bestehende Gruppe kommen, sondern unter sich bleiben. Da haben sie dann natürlich keine Chance, von älteren Tieren etwas zu lernen. Aber auch diese Tiere entwickeln sich in der Regel normal, Ausnahmen bestätigen die Regel. Wir werden im Frühjahr auch wieder zwei DW Jungtiere aufnehmen, die vermutlich dann auch nicht älter als 10 Wochen sein werden. Aber sie kommen eben zu Lehmann und Lulu in eine bestehende Gruppe, wo sie alles lernen können, was sie für ihr weiteres Leben brauchen.

Wenn Häsinnen deutlich länger als bis zur 6. Woche säugen, ist das mehr als ungewöhnlich und ich würde da schon von einer Verhaltensauffälligkeit der Häsin sprechen.

LG ally

Walburga
11.11.2012, 23:30
Wuschel
Zitat von Andreas Rühle (Kaninchen würden Wiese kaufen)

Die Kleinen "brauchen ihre Mama" etwa bis zur vierten Woche, in der Natur gehen sie dann ab der fünften Woche ihre eigenen Wege. Das "Brauchen der Mama" oder "Entreißen von der Mama" ist menschliches Denken, das den Tieren eher schaden als nutzen kann. Bis zur dritten Woche ist das Immunsystem der Jungtiere durch Abwehrkörper geschützt, die sie durch die Milch der Mutter erhielten. Danach müssen sie ein eigenes aufbauen. In dieser Zeit sind sie vor allem durch Keime gefährdet, die z. B. auch durch den Kot der Mutter ausgeschieden werden. Weiterhin spielt auch hier leider eine weit verbreitete Mangelernährung eine Rolle, da vor einer proteinreichen Kost, die die Jungtiere eigentlich dringend bräuchten, geradezu gewarnt wird - mit den üblichen, falsch verstandenen Argumenten. Die proteinreiche Nahrung brauchen sie für das Immunsystem (Antikörper bestehen aus Proteinen), Nervensystem, Zellen, Muskeln etc., weiterhin Calcium, Vitamine usw. - das kann ihnen die Milch der Mutter ab der dritten Woche nicht mehr geben, da der Höhepunkt der Milchleistung dann überschritten ist.
Nicht zu unterschätzen ist auch die gesundheitliche Gefahr für das Muttertier (z. B. Gesäugeentzündung) - vom Stress einmal ganz abgesehen.
Die Sozialisierung findet in der Gruppe unter den Jungtieren und durch die Rammler statt. Die "Mamas" haben eigentlich schon wieder ganz andere Dinge im Kopf oder gar zu tun.
Üblicherweise erfolgt das Absetzen von Jungtieren zwischen der 6 - 8 Woche.

Bei diesen Aussagen frage ich mich aus welchem Blickwinkel der Autor das betrachtet?

Große Kaninchen säugen einfach z.T. bis zur 15. Woche, meine Eva hat das auch gemacht. Natürlich bekommen sie in Buchtenhaltung wenn man ihnen die Jungtiere nicht wegnimmt Gesäugeentzündungen. In Gruppenhaltung mit großen Gehegen sieht das anders aus. Große Kaninchenrassen sind Spätentwickler, mit einem hohen Körpergewicht und viele größeren Wurfstärken wie Wildkaninchen. Man kann Zahlen nicht über alle Rassen hinweg immer auf das "Ideal" Wildkaninchen zurückführen.

Ich stimme auch vollkommen damit überein, das der Rest der Gruppe wichtiger für die Erziehung ist als das Muttertier. Die Geschwister kopieren eigentlich nur das Vorbild der ranghohen Tiere in der Gruppe. Muttertiere sind ihren Jungen gegenüber viel milder gestimmt.

Auch wenn die anderen Gruppenmitglieder so gute Vorbilder sind, drängt es die Jungen immer wieder zum Muttertier. Gerade nachdem sie zurechtgewiesen wurden, liegen sie gerne sehr dicht bei ihr und werden in innigster Weise geputzt.

Wer das mit eigenen Augen gesehen hat, kann nicht behaupten das es vollkommen egal ist ob ein Jungtier mit 7 oder mit 15 Wochen von der Mutter weggenommen wird.

Züchter sehen das natürlich anders hohe Wurfstärken in kurzer Zeit lassen sich nur dadurch erreichen, dass die Jungtiere die Mutter nicht zu sehr belasten.

hasis2011
12.11.2012, 19:08
@Zeppelinchen: So verallgemeinern kann man das aber auch nicht.

Meine Häsin zB. (Blauer Wiener) hat sich nie wirklich um ihre Babys gekümmert, ausser sie gesäugt, sie ist auch nie bei ihnen gelegen, hat sie nie geputzt oder sonstwas, das haben eher die "Tanten" (die Babys sind in der Gruppe geboren) gemacht, und am Liebsten haben sie sich beim Rammler, dem Chef der Gruppe, aufgehalten.:girl_sigh:

lokarl
12.11.2012, 19:13
Na dann ist das ja wohl doch eher bei Züchtern so üblich und leider keine Ausnahme. Danke für Eure Meinungen dazu. Ich hätte wirklich gedacht, die müßten länger bei der Mutter bleiben.
L.g.
Claudia

Walburga
12.11.2012, 19:41
Theoretisch sind sie ab dem 28. Lebenstag fähig, genug Futter in sich hineinzuschaufeln um zu überleben.

Aber kann die Rolle eines Muttertiers für die Entwicklung der Jungtiere wirklich auf die eines effizienten Flaschenwärmers reduziert werden.

Ich habe auch schon Jungtiere mit 6-7 Wochen aufgenommen die dann in der Gruppe aufgewachsen sind, sie weisen meiner Beobachtung nach, ihr Leben lang Defizite im Sozialverhalten auf. Diese fallen umso deutlicher auf, wenn man Gleichaltrige beobachten kann die erst mit 10 Wochen oder nie von der Mutter getrennt wurden.

Ich hatte bisher 4x Jungtiere die mit der Mutter in der Gruppe aufwuchsen.

Nur ein Muttertiere, das noch nie Junge hatte, stillte mit 8 Wochen ab. Sie war auch nicht besonders vernarrt in ihre Jungen, sondern verbrachte gerne viele Stunden weit weg von Ihnen.

Die ausgemusterten Sonntagsbratenproduzentinnen die bei mir gelandet sind kümmerten sich um ihren 2. oder 12. Wurf deutlich intensiver und gaben auch länger Milch, als die eine Erstgebärende.

lokarl
12.11.2012, 20:08
Also was mir Bauchschmerzen gemacht hat, war auch, dass die beiden letzten Rammler in Einzelhaltung abgegeben wurden. An andere Züchter so wie ich es verstanden habe und die Geschwister, es waren wohl insgesamt 11 Babys, schon längst verkauft waren. Die beiden sind übrig geblieben. Aber ich glaube es ist kein Einzelfall - wenn man sich umschaut ist es sicher ganz oft so. Nur das war bei mir direkt um die Ecke und ich überlege gerade noch ein Pflegie aufzunehmen. Es ist immer wieder interssant, Eure Erfahrungen zu lesen. Danke.
L.g.
Claudia