Nushira
13.08.2011, 22:35
Liebe Lili,
Wir kannten uns nur einen Tag lang, dennoch lässt dein Tod mich momentan noch nicht los. Du warst ein grau-bunter Teddyzwerg und erinnertest irgendwie an ein Wiesel. Vorgestern Nachmittag wurdest du in unsere Praxis gebracht, weil du nicht mehr fressen mochtest. Wenige Minuten später hatten wir dich stationär aufgenommen und dir eine Ernährungssonde geschoben, um deinen hochgradig überfüllten Magen zu entleeren. Weit kamen wir aber nicht, da ein Bezoar unsere Sonde verstopfte. Wir flößten dir Öl ein in der Hoffnung, die Haarballen würden sich auflösen. Du versuchtest dir selbst zu helfen – indem du viel Wasser trankst, so viel, dass wir dir den Magen am Abend erneut entleeren mussten.
Wir warteten die Nacht ab, doch die Verstopfung löste sich nicht, sodass uns nur die operative Entfernung blieb. Dein Frauchen, das dich sechs Jahre lang gepflegt hatte, wollte 250 Euro OP-Kosten nicht bezahlen und dich einschläfern lassen, doch als ich anbot, dich bei mir aufzunehmen, um dir eine Chance zu geben, willigte sie ein. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie ich auch noch ein fünftes Kaninchen bei mir unterbringen sollte, aber das war mir in diesem Moment egal. Erst mal würden wir dich retten, und danach würde sich schon eine Lösung finden.
Die ganze zweistündige Operation hindurch hast du wunderbar geschlafen, von selbst geatmet und hattest einen stabilen Kreislauf. Wir fanden einen weiteren Bezoar in deinem Dünndarm, der zum Teil bereits kritisch verfärbt war. Doch wir blieben optimistisch, spülten dir Magen und Darm und entfernten dir deine bereits überdimensional große Gebärmutter. Dann ließen wir dich aufwachen.
Den ganzen Nachmittag habe ich ein Auge auf dich gehalten, dir erzählt, dass du bald meine Gruppe kennen lernen und ein artgerechtes Leben führen würdest. Doch dein Kreislauf war so geschwächt, dass du kaum den Kopf aufrecht halten geschweige denn aufrecht sitzen konntest. Du lagst apathisch au deiner Wärmematte und dein Zustand verschlechterte sich gegen Abend massiv. Dann dauerte es keine fünf Minuten mehr, bis du Schnappatmung bekamst und dein Herzschlag kaum mehr wahrnehmbar war. Wir intubierten dich erneut, spritzten dir Adrenalin, beatmeten dich und massierten dein Herz, doch wir konnten dich nicht mehr zurück ins Leben holen.
So gerne hätte ich dir ein Traumzuhause geboten. Wenn dein Darm nicht bereits so angegriffen gewesen wäre – vielleicht hätte es geklappt...? Ich frage mich, wie lange der Bezoar dort schon festgesteckt hatte, ehe wir ihn entfernt haben. Aber vielleicht ist es auch besser, das nicht zu wissen.
Mach's gut, liebe kleine Lili. Es tut mir so Leid, dass wir dir nicht retten konnten.
Wir kannten uns nur einen Tag lang, dennoch lässt dein Tod mich momentan noch nicht los. Du warst ein grau-bunter Teddyzwerg und erinnertest irgendwie an ein Wiesel. Vorgestern Nachmittag wurdest du in unsere Praxis gebracht, weil du nicht mehr fressen mochtest. Wenige Minuten später hatten wir dich stationär aufgenommen und dir eine Ernährungssonde geschoben, um deinen hochgradig überfüllten Magen zu entleeren. Weit kamen wir aber nicht, da ein Bezoar unsere Sonde verstopfte. Wir flößten dir Öl ein in der Hoffnung, die Haarballen würden sich auflösen. Du versuchtest dir selbst zu helfen – indem du viel Wasser trankst, so viel, dass wir dir den Magen am Abend erneut entleeren mussten.
Wir warteten die Nacht ab, doch die Verstopfung löste sich nicht, sodass uns nur die operative Entfernung blieb. Dein Frauchen, das dich sechs Jahre lang gepflegt hatte, wollte 250 Euro OP-Kosten nicht bezahlen und dich einschläfern lassen, doch als ich anbot, dich bei mir aufzunehmen, um dir eine Chance zu geben, willigte sie ein. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie ich auch noch ein fünftes Kaninchen bei mir unterbringen sollte, aber das war mir in diesem Moment egal. Erst mal würden wir dich retten, und danach würde sich schon eine Lösung finden.
Die ganze zweistündige Operation hindurch hast du wunderbar geschlafen, von selbst geatmet und hattest einen stabilen Kreislauf. Wir fanden einen weiteren Bezoar in deinem Dünndarm, der zum Teil bereits kritisch verfärbt war. Doch wir blieben optimistisch, spülten dir Magen und Darm und entfernten dir deine bereits überdimensional große Gebärmutter. Dann ließen wir dich aufwachen.
Den ganzen Nachmittag habe ich ein Auge auf dich gehalten, dir erzählt, dass du bald meine Gruppe kennen lernen und ein artgerechtes Leben führen würdest. Doch dein Kreislauf war so geschwächt, dass du kaum den Kopf aufrecht halten geschweige denn aufrecht sitzen konntest. Du lagst apathisch au deiner Wärmematte und dein Zustand verschlechterte sich gegen Abend massiv. Dann dauerte es keine fünf Minuten mehr, bis du Schnappatmung bekamst und dein Herzschlag kaum mehr wahrnehmbar war. Wir intubierten dich erneut, spritzten dir Adrenalin, beatmeten dich und massierten dein Herz, doch wir konnten dich nicht mehr zurück ins Leben holen.
So gerne hätte ich dir ein Traumzuhause geboten. Wenn dein Darm nicht bereits so angegriffen gewesen wäre – vielleicht hätte es geklappt...? Ich frage mich, wie lange der Bezoar dort schon festgesteckt hatte, ehe wir ihn entfernt haben. Aber vielleicht ist es auch besser, das nicht zu wissen.
Mach's gut, liebe kleine Lili. Es tut mir so Leid, dass wir dir nicht retten konnten.