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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : SBK, Flocken, ect nicht als Ganzes füttern



Gast***
17.06.2011, 10:31
Hallo,
wie manche ja wissen, ist Miss Marple derzeit bei der Zahnspezialistin
Dr. B. in Behandlung. Da wir darauf achten müssen, dass Marple ihr Gewicht hält, hatte ich SBKs und Dinkelflocken dabei zum Päppeln. Dr. B. wies mich darauf hin, dass Kerne und Flocken / Getreide schädlich für das Kaninchengebiss seien.

Die normale Bewegung ist bei den Backenzähnen mahlend. Wenn Kaninchen aber Kerne haben, sind sie gezwungen, diese zu beißen. Dadurch ist die Belastung im Mittelbereich des Backenzahns und wird auch weitergegeben an den Kiefer.

Zermahlen, aufgeweicht, zerkleinert ist es aber wohl aus zahntechnischer Sicht kein Problem.

Mir war das Ganze so neu und vielleicht ist es das ja auch für andere, daher poste ich es mal hier.

Simone D.
17.06.2011, 15:57
Ich sehe die Problematik dahinter genauso wie dein TA, teile seine Schlussfolgerung daraus, das Getreide zu zermahlen, allerdings nicht. Davon würde ich dir eingehend abraten, denn gemahlenes Futter ist z.B. in Hinblick auf die Verdauung bedenklich :rw:. Wichtig ist z.B. auch, dass das Futter beim Kauen genügend eingespeichelt wird, und nicht gleich unzerkaut heruntergeschluckt wird (beginnender Stärkeabbau im Mund durch Enzym Amylase im Speichel). Ich denke, es kommt hier auf die Menge, die Dauer der Gabe und v.a. auf die restliche Ernährung an – wenn diese stimmt, sind SBK und Dinkelflocken ein tolles Päppelfutter.

Das Gebiss ist darauf ausgerichtet, dass Kaninchen ihre Nahrung lange und oft „mastizieren“. Wenn diese natürlichen Mahlbewegungen einem ständigem „Knacken“ weichen, kann dies zu Zahnproblemen wie auch Abszessen führen. Das optimalste Futter sind daher (nicht nur) für das Gebiss in erster Linie große Mengen frischer Gräser, Kräuter und Blättriges – die Kaubewegungen, Inhaltsstoffe (z.B. Kieselsäure) und der Druck auf die Zähne sind hier ideal. Also die natürliche Nahrung, auf die die Tiere sich im Laufe der Evolution optimal angepasst haben. Auch wenn regelmäßig neben frischer Wiese kleine (sinnvolle) Mengen an Getreide oder Sämereien wie Sonnenblumenkerne gereicht werden, ist das kein Problem, sondern eine gesunde, sehr wertvolle und auch natürliche Nahrungsergänzung. Zu dem natürlichen Nahrungssprektrum zählen neben (Gras-)Samen z.B. auch Wurzeln, Zweige und Rinde. Das richtige Verhältnis ist m.E. maßgeblich entscheidend.

Anders verhält es sich bei einem typischen „Vitakraft-Kaninchen“, das Zeit seines Lebens sehr viel getreidehaltiges Trockenfutter knackt, dadurch schnell satt ist und kaum mastiziert – das ist Gift für das Gebiss. Die Aussage, dass „Getreide und Körner“ den Zähnen schaden, würde ich darauf beziehen – also v.a. auch auf getreidehaltige Grünrollis, Pellets & Co., also schlecht strukturiertes Futter in großen Mengen.

Davon abgesehen, trifft diese Problematik auf so vieles zu – am Schlimmsten sind Pellets und Cobs. Auch auf angeblich gesunde, aber steinharte Leckerlies, Trockengemüse, zähes Trockenobst wie Papayastücke usw. Und hiervon bekommen viele Kaninchen tagtäglich sehr viel. Ich bin mir noch unsicher, wie es sich beim Frischfutter verhält – also wenn ein Kaninchen z.B. theoretisch fast nur Knollengemüse bekommt und viel knackt.

Simone D.
17.06.2011, 15:59
PS: Im Päppelfall sind eingeweichte Haferflocken m.E. natürlich keine schlechte Idee :umarm:

Gast***
17.06.2011, 20:46
Ich sehe die Problematik dahinter genauso wie dein TA, teile seine Schlussfolgerung daraus, das Getreide zu zermahlen, allerdings nicht. Davon würde ich dir eingehend abraten, denn gemahlenes Futter ist z.B. in Hinblick auf die Verdauung bedenklich :rw:.

Deswegen schrieb ich ja, aus ZAHNTECHNISCHER Sicht. Es war auch nicht die Schlussfolgerung, dass man einfach Getreide gemahlen geben soll. Es ging eher dahin:

Viele geben ja SBK zum zunehmen. Ebenso Dinkel- oder Haferflocken. Darauf zielte der Rat ab. WENN das überhaupt zugefüttert wird, dann eben nicht als Ganzes. In Breis oder so ist es nicht schädlich für die ZÄHNE.

Natürlich sagt die TÄ auch, dass man eben die Dinge verfüttern soll, die auch dem richtigen Kauverhalten entsprechen, wie Wiese, Gräser, Heu, Frischfutter etc.

Die wies mich eben darauf hin, dass die Flocken und Kerne, die ich dabei hatte, für die Zähne schädlich wären.

miri
17.06.2011, 21:13
Meiner Erfahrung nach entstehen Zahnfehlstellungen eher durch Mangelerscheinungen, also wenn streng getreidefrei und nur Gemüse und Heu gefüttert wird oder wenn die Kaninchen genetisch zu Zahnfehlstellungen neigen.
Dass zerkleinerte Sonnenblumenkerne zu weniger Zahnfehlstellungen führen sollen, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. In der freien Natur futtern Kaninchen auch alles, was sie an Getreide und Samen finden, wie auch Sonnenblumenkerne, Gräsersamen, Getreide, Samenstände von Wildkräutern.

Man sollte sich manchmal auch nicht zu verrückt machen, Tierärzte sind auch nur Menschen, die ihre Vermutungen äußern, einen wissenschaftlichen Beleg für diese Ernährungstheorien habe ich bis heute nicht gefunden.

Der Zahngott Dr. L. ist ja auch der Meinung, dass eine Fütterung mit Heu für Kaninchen ausreicht, was ja auch nicht richtig ist, demnach würde ich mich danach auch nicht richten.

Wie Simone schon sagt, ist die Wiesenfütterung sowohl für Zähne als auch für die Verdauung wichtig, Sonnenblumenkerne und Getreide sind eine gute Ergänzung.

Unter Wiesenfütterung versteht man nicht nur ein paar Grashalme, sondern so naturbelassen wie möglich große Mengen verschiedener Sorten Gräser und Wiesenkräuter mit den dazugehörigen Samenständen.

Wir haben in den letzten Jahren schon hunderte Kaninchen gepflegt. Wir füttern ausschließlich große Wiesenberge und ein gutes Kaninchen-Müsli dazu. Wir hatten kein einziges Tier, das wegen unserer Fütterung an Zahn- oder Verdauungsproblemen litt.
Wenn wir solche Tiere haben, dann sind es nur welche, die wir aus schlechter Haltung übernommen haben, ganz selten ist auch mal eins dabei, das genetisch bedingte Zahnfehlstellungen hat.



EDIT: Den lachenden Smilie habe ich aber nicht da oben hingemacht, vielleicht kann man den wieder entfernen? Passt ja irgendwie nicht zum Text.... :rw:

Simone D.
17.06.2011, 22:20
Deswegen schrieb ich ja, aus ZAHNTECHNISCHER Sicht. Es war auch nicht die Schlussfolgerung, dass man einfach Getreide gemahlen geben soll.

Ja, ich fand es super, dass du das extra dazugeschrieben hast. Ich wollte das mit den Verdauungsproblemen nur sicherheitshalber (bzw. für mögliche Mitleser) noch Mal separat erwähnt haben :rw: :umarm:



WENN das überhaupt zugefüttert wird, dann eben nicht als Ganzes. In Breis oder so ist es nicht schädlich für die ZÄHNE.

Ich verstehe, was du meinst. Dennoch würde ich persönlich auch bei einem Zahnkaninchen (insofern es machbar ist) bei ganzen Sonnenblumenkernen und den Flocken bleiben. Zum einen, weil ich denke, dass angemessene Mengen bei einer guten Ernährung gar nicht ins Gewicht fallen. Zum anderen, weil eine Breifütterung m.E. u.a. auch aus "gebisstechnischer" Sicht ungesund ist – die Zähne und die Kaumuskulatur werden hierbei kaum beansprucht, das könnte auf längere Sicht zu einer "Verkümmerung" führen. Also jetzt eher rein theoretisch :rw:, nur bezugnehmend auf die Argumentation, und warum Brei m.E. nicht unbedingt besser ist, wenn er sich vermeiden lässt. Praktisch denke ich nicht, dass das (solange über einen überschaubaren Zeitraum gepäppelt wird) ins Gewicht fällt.

Für die Verdauung & Energiezufuhr macht es auch einen riiiiesigen Unterschied, in welcher Form Getreide aufgenommen wird. Ganzer Hafer im Spelz z.B. kostet bei der Verdauung richtig viel Energie, während bei Haferflocken durch die Verarbeitung (dämpfen, garen, walzen...) der Ballaststoffanteil veringert wird und Eiweiße, Stärke und Fettsäuren aufgeschlossen. Das kostet den Verdauungstrakt wiederum wenig Energie, daher sind Flocken die reinsten Kalorienbomben. Flocken, ganzes Korn, unreifes Korn, Korn im Spelz, gekeimtes Getreide, gequetschtes Getreide, geschrotetes Getreide...die Zusammensetzung/Wirkung ist jeweils immer etwas anders. Auch daher würde ich persönlich den "Zustand" des Getreides immer vom jeweiligen Bedarfsfall abhängig machen.

Bevor das jetzt evtl. falsch rüberkommt – ich finde es wichtig und toll, dass deine TÄ darauf hinweist. Viele Halter ernähren ihre Tiere vermutlich viel zu energiereich / nicht artnah, was dann sicherlich negative Auswirkungen auf das Gebiss haben kann. Daher würde ich als TA in so einem Fall auch auf jeden Fall darauf hinweisen. Nur denke ich dass du, wenn du jetzt nicht zufällig gerade massig / einseitig Getreide & Körner gibst (was ich nicht glaube :rollin:), dir da um die SBK und Haferflocken einen Kopf machen musst :umarm:

Simone D.
17.06.2011, 22:31
dir da um die SBK und Haferflocken keinen Kopf machen musst :umarm:

"K" vergessen :rollin:

miri
17.06.2011, 22:37
Ja, was so ein fehlendes "K" alles anrichten kann ;)

Simone D.
17.06.2011, 22:38
:rw: