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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Darmdurchtrennung bei Kaninchen



nina1
13.05.2011, 23:45
Ich habe vor einigen Jahren meine erst eineinhalb Jahre alte Carina verloren.

Ich beobachtete, dass sie zwar wie jeden Abend zum Fressen kam (sie war eine richtige Fressmaschine ), aber ganz traurig davor sitzen blieb und nichts anrührte.

Sie war zuvor vollkommen unauffällig, bzw. hat mir nicht (wie die meisten Kaninchen es leider machen) nicht gezeigt, dass sie ein Problem hat.

Ich tastete sie ab, der Bauch war hart. Ich schaute, wer diese Nacht Notdienst hatte und es war ein TA, dem ich nicht (mehr) vertraute. Also packte ich sie und fuhr mit ihr in die Uniklinik Giessen.

Nach der dortigen Röntgenaufnahme war klar, dass ihr irgendeine Art von Gewebe den Darm abklemmte. Die Ärztin, die leider alleine war, stabilisierte sie und sagte mir, sie wäre gleich um 7.00 Uhr die erste zur OP.

Schon kurz nach 7.00 Uhr bekam ich den Anruf der operierenden Ärztin, die mir sagte, sie haben sie gerade "aufgemacht" und sehen, dass ein Abzess den Darm so umwachsen hat, dass er abgeklemmt sei und man könne ihn nur entfernen, wenn man ein Stück des Darmes mitentfernt, was bei einem Hund oder einer Katze kein Problem darstelle, aber bei einem Kaninchen, da es einen Stopfdarm hat und sofort nach der OP zu Fressen anfangen muss, keinen Sinn macht, da dieser Umstand lebensgefährlich für das Kaninchen ist.

Nach einer solchen Darmentfernung darf das Tier mindestens DREI TAGE lang nichts fressen, weil das die Nähte nicht aushalten und das überlebt ein Kaninchen nicht, auch nicht, wenn es am Tropf hängt, denn ein Kaninchen kann man nicht über einen solchen Zeitraum über einen Tropf ernähren.

Sie sagte es nicht, sie BAT mich darum, Carina nicht mehr aufwachen zu lassen. :heulh:

Liebe Grüsse

Ute

nina1
14.05.2011, 13:15
Das alles ist schon über zehn Jahre her und es tat unglaublich weh, vor dieser infausten Diagnose zu stehen und in wenigen Minuten mit dem (von den Ärzten bereits gefällten) Todesurteil einverstanden zu sein.

Es blieb mir nichts anderes übrig, es war das Vernünftigste, ich weiss es.

Aber es tat unglaublich weh, weil sie doch noch so jung war, erst eineinhalb Jahre alt und eine ganz Süsse (so frech und lebendig :herz:).

Ich würde mich gerne mit Kaninchenhaltern darüber unterhalten, die Ähnliches erlebt haben oder vielleicht Wissen über diese Problematik haben.

Hat sich irgendetwas geändert in den Möglichkeiten der Medizin im Vergleich zu damals?

Kann man solche OPs jetzt durchführen? Und wenn "ja", warum? Und warum damals nicht?

Ich bin da schon eher skeptisch, da sich ja die Anatomie eines Kaninchendarmes im Vergleich zu dem Darm eines Hundes oder einer Katze nicht geändert hat.

Aber hat sich vielleicht doch an den medizinischen Möglichkeiten etwas geändert und hat jemand von euch Erfahrung mit diesem Problem?


Liebe Grüsse

Ute

Frasim
14.05.2011, 13:45
Hallo Ute,

leider sind Darmoperationen beim Kaninchen etwa so speziell wie auch Abszeß und Zahn OP's.

Auch die interpretation der einzelnen Tierärzte sind hierzu ganz unterschiedlich.

Mein TA sagt ganz klar, alle Zähne ziehen? Niemals! Null Lebensqualität, Tier erlösen. Die Tierärztin in Hannover macht aber seit vielen Jahren nichts anderes. Sie zieht weniger Zähe, sie frässt den Kiefer auf etc..... Tiere die bei ihr in Behandlung waren, hatten dennoch viele Jahre und auch absolute Lebensquälität.

Was ich damit sagen möchte, so unterschiedlich die Krankheiten, so unterschiedlich auch die Meinungen und Erfahrungen der einzelnen Tierärzte. Wo der eine sagt das es nicht geht, ist es für den anderen vielleicht möglich.

Fühl Dich mal :umarm:

Günter
14.05.2011, 13:59
Unser Leon hatte letztes Jahr ein Tumor am Darm, so ging es ihn eigentlich ganz gut, er frass nur sehr wenig.
Man wollte versuchen den Tumor zu entfernen, da er aber groß war und man ein Teil des Darms hätte mit entfernen müssen hat man ihn auch nicht mehr aus der OP aufwachen lassen. :bc:

Katharina
14.05.2011, 14:27
Meiner Brownie wurde ein bösartiger Tumor mit entsprechendem Gewebe entfernt, sie überlebt die OP derzeit schon ein Jahr.

Ein anderer Fall war Krümel, bei ihm hatte ein Darmabszess so viel Gewebe zerstört, dass er nicht mehr aufwachen durfte.

Über meinen aktuellen Fall werde ich zu einem späteren Zeitpunkt schreiben, noch ist der Schmerz zu groß. Sie ist aber nicht an der OP verstorben, sondern an einem E.c.-Schub, der 2 Tage später erfolgte.

Meine TÄ führen laut Aussage von vergangener Woche inzwischen alle normalen Darm-OPs erfolgreich durch. Unter "normal" verstehen sie aufschneiden, Haarballen bzw. Tumor entfernen und die gleichen Teile wieder zusammennähen. Nina hier beschreibt aber den Fall eines kompletten Durchtrennens und das Ansetzen zweier Teile, die vorher nicht zusammen gehörten und teilweise auch unterschiedliche Größen haben. Aber auch das kann gelingen, wie unser Fall zeigte.

BirgitL
14.05.2011, 16:56
Kathie, an dich hab ich gleich gedacht, als ich das hier las :umarm:

Ute, also ich denke, es kommt sehr auf die "fachliche Qualität des Tierarztes" an, auf das Budget des Kaninchenhalters (und natürlich was er bereit ist für das Tier zu tun) und auf die Schwere der OP sowie auf den Allgemeinzustand und das Alter des Hasis.

Mit Sicherheit ist die Medizin heute weiter als noch vor über 10 Jahren aber das hier ist sehr speziell.

Ich denke immer, dass man abwägen muss, ob man eine solch schwere OP durchführen lassen sollte oder nicht.

Bei einem 10 Jahre alten, geschwächten, abgemagerten und möglicherweise behinderten Hasi ist eigentlich klar, was zu tun bzw. was nicht zu tun ist, so schlimm das auch ist.

Bei einem jungen, ansonsten gesunden Hasi muss während der OP entschieden werden, wie schwer der Fall nun ist und dann für das Hasi (nicht für den Besitzer) entscheiden; leider manchmal eben auch es nicht mehr aufwachen zu lassen.

Die Praxis Dr. G-B in Köln-Rondorf, wo Katharina hin geht ist wirklich die beste in Köln und Umgebung, (das kann ich beurteilen) und trotzdem kommt nicht jedes Hasi durch. (Die zweitbeste Kölns ist für meinen "Geschmack" Dr. W in Köln-Heimersdorf) Leider sind es nur Tierärzte und keine Zauberer, was wir uns manchmal so sehr wünschen .....

Ute, das ist ein sehr guter Thread, "einfach mal zu fragen" :flower:

Liebe Grüße
Birgit