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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lahme Hinterläufe, kein E.c, was tun?



ElkeH
02.05.2011, 00:54
Hallo erst mal, ich bin neu in diesem Forum und würde gerne die geballte Expertise der hier Mitlesenden in Anspruch nehmen.

Ich habe seit etlichen Wochen einen Pflegefall. Lee ist 6 Jahre alt und war früher immer der Draufgänger in meinem Hasenpärchen. Innerhalb des letzten Jahres wurde er jedoch sehr viel ruhiger, was ich als Alterserscheinung angesehen habe. Vor vielleicht zwei Monaten fielen mir dann nach und nach Dinge auf, die nicht mehr ganz in die Rubrik "Altersträgheit" zu passen schienen. Seine Vorderpfoten rutschten beim Fressen auf dem Plastikboden des Käfigs auseinander. Er kippte beim Putzen seiner Ohren um (Gleichgewicht). Schließlich wurde er immer bewegungsunfähiger, weshalb wir dann schließlich den Gang zum Tierarzt angetreten haben. Ich muss dazu sagen, dass wir in New York, USA, leben, wo Kaninchen als "Exoten" gelten und es entsprechend schwer ist, einen fachkundigen Arzt zu finden, der dann Unsummen für die Behandlung verlangt. Mache mir natürlich Vorwürfe, dass ich nicht schon viel früher gegangen bin, aber das ist jetzt auch nicht mehr zu ändern.

Die erste Ärztin hat im Prinzip nur zu Protokoll genommen, dass er Probleme mit den Hinterläufen hat, konnte mir aber nicht sagen warum, und schickte mich mit einer Fünftagesration Metacam nach hause, die nichts gebracht hat. Der zweite Arzt nahm die Sache dann doch etwas ernster und machte Blutuntersuchungen und Röntgenaufnahmen von der Wirbelsäule. Auf dem Röntgenbild konnte er sehen, dass seine Wirbel etwas ineinander geschoben seien (wenn ich das richtig verstanden habe - Mediziner-Deutsch ist schon schwer, das dann noch in einer Fremdsprache ...). Das Blutbild war, wie ich Mitte letzter Woche erfahren habe, negativ, was E.c. betrifft und was auch immer er noch getestet hat (wie gesagt, Mediziner-Englisch ist schwer). Der Medikamentencocktail bestand aus Dexamethasone (Steroiden), Panacur (wohl für den Fall, dass es doch E.c. ist), Orbax (Antibiotikum), Bene-Bac (Mikroorganismen) und Mometamax (Ohrentropfen). Ein bisschen schien es anzuschlagen, weil die bis dahin ebenfalls ziemlich schlaffen Vorderpfoten bei der Kontrolluntersuchung etwas stärker reagierten, aber eine richtige Verbesserung habe ich nicht gesehen.

Der zweite Arzt hat mir daraufhin empfohlen, mich an eine auf "Exoten" spezialisierte Praxis am anderen Ende der Stadt zu wenden, von wo wir gerade zurück kommen. Die Ärztin dort hat mir eher davon abgeraten, einen CT-Scan zu machen. Zum einen sei der horrend teuer (sie sprach von 1200 bis 1500 Dollar), zum anderen mit nicht unerheblichen Risiken verbunden durch die lange Zeit, in der das Tier unter Narkose sein muss. Stattdessen probieren wir es weiter mit Metacam (xxx), Hepasil (für die Leber, xxx) und Precosa (entzündungshemmend, xxx) sowie was auch immer von Orbax und Panacur noch übrig ist. Die Ärztin meinte aber, das alternative Medizin einen Versuch wert sei, und wird mir nächste Woche Informationen zu Akupunktur und Lasertherapie zukommen lassen, weil das bei anderen Tieren, die ähnliche Symptome zeigen, gute Erfolge gebracht habe. Gleichzeitig wollte sie mir aber keine großen Hoffnungen machen, denn zusätzlich zu den Lähmungserscheinungen reagieren Lees Augen nur sehr schwach auf Lichtreflexe (das eine gar nicht, das andere minimal) und treten leicht aus den Augenhöhlen hervor, was bedeuten könnte, dass er einen Tumor im Kopf hat, der neben der Wirbelsäule auch auf das Gehirn drückt. Um das festzustellen, müssten wir den CT-Scan vornehmen, aber wie gesagt, davon rät sie eher ab. Stattdessen eben viele Medikamente und vielleicht eben noch etwas Alternativ-Medizin.

Entschuldigt bitte, dass ich so lange ausgeholt habe, aber ich wusste nicht, wie ich das abkürzen sollte.

Jetzt meine Fragen: Natürlich erst mal, ob jemand einen ähnlichen Fall hatte und aus Erfahrung berichten kann. Dann würde mich interessieren, ob jemand bereits positive Erfolge mit Laserbehandlung und/oder Akupunktur hatte und das daher empfehlen kann. Auf den Kostenvoranschlag dafür warte ich noch, aber darauf kommt es inzwischen fast auch nicht mehr an (bin schon ca. 1000 Dollar losgeworden, zum Glück ist der Kurs recht gut).

Dadurch dass Lee sich nicht mehr so leicht bewegen kann, liegt er fast nur noch auf einer Stelle und köttelt und pieselt dort auch. Vor einer Woche hat er es mal ins Klo geschafft, blieb dort aber liegen und hatte abends einen total dreckigen Bauch, weshalb ich ihn dann erstmalig gewaschen habe (fand er offenbar ganz gut, hat mir fast die ganze Prozedur über die Hand geleckt). Seitdem habe ich ihm ungefähr jeden zweiten Tag wenigstens den Popo sauber gemacht, mit Wasser und Babyschampoo, weil feuchte Tücher so gut wie gar nix auswirken. Den Käfig darf ich jetzt natürlich auch öfters sauber machen, weil er eben nicht mehr in die Hasenkiste geht. Die Ärztin heute meinte noch, ich solle ihn massieren und seine Beine - vorne wie hinten - vorsichtig strecken und beugen, damit die Muskeln sich nicht verhärten. Zusätzliche Pflegetipps sind natürlich hochwillkommen ... Fressen tut er noch (jedoch weniger als früher), aber er hat ein wenig Gewicht verloren. Das kann sowohl abnehmende Muskelmasse sein als auch Fett.

Ein zusätzliches Problem ist leider, dass ich Anfang Juli zurück nach Europa ziehe (Dänemark, nicht Deutschland) und die beiden Muckels natürlich mit sollen (sie sind vor vier Jahren aus Deutschland mit mir hierher gekommen). Das heißt, ich muss im Prinzip bis dahin entscheiden, ob Lees Zustand sich verbessert hat und ich ihm den langen Flug und den dazugehörigen Stress überhaupt zumuten kann. Falls nicht, muss ich entscheiden, ob ich seine Partnerin Amy alleine lassen oder ihr so kurz vor dem Abflug noch einen neuen Partner suchen soll. Ich fürchte, dass mein kleines Angsthäschen (sie ist zwar eine super Krankenschwester und weicht kaum von seiner Seite, hat sich früher aber auch gerne hinter ihm versteckt) alleine totunglücklich wäre. Aber darüber mag ich jetzt eher zweitrangig denken - noch hoffe ich, dass Lee es schafft und wenn schon nicht ganz gesund, dann doch wieder lebensfähiger wird.

Amy kommt übrigens kaum noch aus dem Käfig, weil es ihr alleine zu langweilig ist. Wenn ich sie raus hole und auf den Boden setze, hüft sie ein Mal kurz im Kreis, schaut mich fragend an ("und was bitte schön soll ich deiner Meinung jetzt machen?") und geht dann wieder rein, um mit Lee zu kuscheln. Ist ja irgendwie rührend, aber ein bisschen mehr Bewegung würde ihr sicher nicht schaden. Nur wie krieg ich sie dazu? Habe Lee neulich mal eine Stunde auf die Couch geholt in der Hoffnung, dass sie dann ebenfalls raus kommt, aber Fehlanzeige.

Danke für's zulesen, und ich bin für jeden Rat dankbar!

Franziska D.
02.05.2011, 01:05
Hey,

Für mich liest es sich nach E.C.. Symptome passen zumindest alle.

+Lahme Hinterläufe
+Gleichgewichtsprobleme
+Augenprobleme

Hatte 2 meiner E.C.-Nins alle auch. :umarm:

Also ich mein, dass heißt natürlich nicht, dass es E.C. sein muss. Aber ich wollts zumindest gesagt haben.

Flupp's Augen wurden sogar trüb und er wurde dann blind durch E.C.. zumindest auf einem Auge.
Lissy hatte Gleichgewichtsprobleme und Lähmungserscheinungen. Sie ist auf glatteren Boden immer wieder seitlich weggerutscht...





Mal abwarten, was die anderen dazu sagen. Ist aber schon spät bei uns, kurz nach 1 Uhr nachts. :umarm:

Oder du suchst einfach schon mal oben rechts in der Suche nach ähnlichen Fällen. :umarm:

Liebe Grüße, Franzi

Katharina
02.05.2011, 01:10
Hallo,

ich hatte schon 2 Fälle, wo neurologische Ausfallerscheinungen trotz aller einschlägigen Medikamente sich nicht besserten. :ohje:

In deiner Aufzählung vermisse ich Vitamin B-Komplex hochdosiert. Ebenso könnte man noch Cerebrum von Heel geben. Von Cortison kommt man inzwischen wieder ab, da es das Immunsystem negativ beeinflusst.

Wie wurden die Ohren untersucht und welche Blutuntersuchung wurde bezüglich des E.c. vorgenommen? Wurde eine Titerhöhe bestimmt oder nur ein Tuschetest gemacht (positiv/negativ)?

Das Röntgenbild mit den ineinander verschobenen Wirbeln, liegt es dir vor?

Gloa
02.05.2011, 01:22
Erstmal herzlich Willkommen im Forum :flower:

Puh... Also meiner Meinung nach kann das sowohl EC sein als auch ein Tumor. Da man einen Tumor im Kopf ja schlecht diagnostizieren kann ohne CT/MRT, würde ich erstmal weiter auf EC behandeln. Für EC würde auch sprechen, daß er ja anscheinend ein wenig auf die Behandlung dahingehend reagiert hat.

Zu EC findest Du hier nochmal sehr gute Informationen und alle möglichen Symptome - vielleicht fallen Dir beim Lesen auch noch andere bei ihm ein/auf?
http://info.kaninchenschutz.de/EC.pdf

Alle Symptome, die Du beschreibst, können durch EC ausgelöst werden - auch die Freßunlust...

Die "ineinandergeschobenen Wirbel" (was auch immer da genau los ist) könnten die Lahmheit der Hinterbeine erklären, aber nicht die restlichen Symptome.

Die Gleichgewichtsprobleme könnten auch durch Ohrenerkrankungen ausgelöst werden - wurde da schonmal etwas untersucht?

Auf EC sollte auf jeden Fall behandelt werden mit:
- Vit.B-Komplex (hochdosiert)
- Fenbendazol
- Antibiotikum (hirngängig) - anfangs bekam er eins (als sich auch die Symptome verbesserten) und jetzt nicht mehr, oder?
- evtl. Cortison
- wurde die Nierenfunktion schonmal untersucht? Wenn sie geschädigt sind, wären auch Infusionen sinnvoll

Da EC ja übertragbar ist, wäre zu überlegen, ob man Amy prophylaktisch auch mit Fenbendazol behandelt...

Ich würde mir über die restlichen Sachen (Umzug etc.) erstmal nicht so viele Sorgen machen :umarm: Juli ist ja noch etwas hin und bis dahin kann noch viel passieren :)

Wenn er fast nur noch liegt, ist es auf jeden Fall eine gute Idee, seine Muskulatur zu bewegen und zu massieren. Und man sollte gucken, daß er sich nirgends wundliegt...

Alles Gute für den Süßen :umarm:

ElkeH
02.05.2011, 17:16
Danke erst mal für die Rückmeldungen! Ich habe im Vorfeld hier schon nach ähnlichen Fällen gesucht und natürlich festgestellt, dass die Symptome auf E.C. hindeuten können.

Blutuntersuchung: Ich kann nicht bestimmt sagen, welche Art von Blutuntersuchung vorgenommen wurde. Da die dritte Ärztin (eine Praxis, die sich ausschließlich mit Kaninchen und anderen "Exoten" befasst und auch von hiesigen Kaninchengruppen empfohlen wird) aber ohne den geringsten Zweifel das Ergebnis der Untersuchung des zweiten Arztes akzeptiert hat, gehe ich davon aus, dass es der aussagekräftigere Titer-Test war. Mag vielleicht naiv klingen, aber mir schienen die letzten beiden Ärzte schon kompetent, nur dass Nummer zwei am Ender seiner Weisheit angekommen war und mich deshalb weiter verwiesen hat, auch um möglicherweise einen CT-/MRT-Scan machen zu lassen.

Ohren wurden untersucht, daher auch die Ohrentropfen, weil die wohl nicht ganz so gesund waren. Tropfen waren allerdings nur für einen Zeitraum von zwei Wochen angesetzt. Soll ich nicht weiter geben, nur öfters mal reinigen, da er das ohne funktionstüchtige Hinterbeine selbst nicht machen kann.

Die Röntgenbilder habe ich leider nicht, auch der dritten Ärztin lagen sie nicht vor. Sie schien der Diagnose des zweiten Arztes aber auch hier zu vertrauen. Könnte sie sicher anfordern.

Antibiotikum kriegt er weiterhin, habe noch eine Ration für ca. eine Woche. Die leichte Verbesserung in den Vorderpfoten gab es möglicherweise durch die Stereoide. Die sind aber, wenn ich das richtig verstehe, nicht als Langzeitmedikament gedacht. Hatte zunächst eine Ration für sechs Tage (xxx) und habe dann noch mal glaube ich fünf weitere (xxx) bekommen. Die neue Ärztin möchte es lieber mit Metacam versuchen, weil die Stereoide ziemlich Hammer sein müssen.

Nieren: keine Ahnung, ob die untersucht wurden. Es wurde beim Bluttest allerdings festgestellt, dass er etwas Flüssigkeitsmangel hat. Er war nie der große Wassertrinker, und auch wenn ich die Flasche quasi auf Mäulchenhöhe runtergehängt habe, sehe ich ihn dort nie (früher aber auch nicht). Sollte es vielleicht mal mit Bier probieren. ;-)

Die Ärztin hat mir gestern abend übrigens noch eine Nachricht hinterlassen mit einem weiteren Vorschlag. Sie scheint am ehesten in Richtung Tumor zu denken. Die meisten Kaninchen hätten wenn sie Krebs hätten wohl ein Lymphatisches Sarcom, das sehr schnell auf Chemotherapie ansprechen würde. Sie schlägt vor, eine Dosis zu verabreichen und über einen Zeitraum zwischen 24 und 78 Stunden zu beobachten, ob was passiert. Warte hier noch auf erneuten Anruf mit näheren Informationen, zusammen mit Möglichkeiten der Lasertherapie und/oder Akupunktur. Ich bin im Moment bereit, fast alles zu probieren, was ihm helfen könnte.

stiefelchen
02.05.2011, 18:40
damit er besser trinkt, stell ihm bitte einen napf hin. daraus trinken die meisten kaninchen lieber und dementsprechend auch mehr.
zum EC haben die andern ja schon alles gesagt.
gute besserung und LG