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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Verletztes, noch lebendes Reh am Straßenrand - Was tun? Was ist gesetzlich erlaubt?



iNie
19.01.2020, 14:51
Hallo liebe Forengemeinde,

Freitag war ich in der Dämmerung mit dem Auto auf einer Landstraße unterwegs und entdeckte im Graben ein aufrecht sitzendes erwachsenes Reh, direkt neben der Straße.

Mit etwas Abstand zum Tier hielt ich an, um zu sehen, was es hatte. Es wollte aufstehen und schrie dabei fürchterlich. Es kam nicht hoch und hatte wohl eine Verletzung an den Hinterbeinen.

Ich rief die Rettungsleitstelle an und kündigte an zu warten, bis jemand kommt.

Mir ist bekannt, das in solchen Fällen der zuständige Revierjäger informiert wird, was mir auch bestätigt wurde. Zeitgleich rief ich meine TA um, um nach ihrem Rat zu fragen. Aber auch sie sagte, dass bei Wildtieren, die dem Jagdrecht unterliegen, der Jäger käme um das Tier zu erlösen.

So war es dann auch, eine halbe Stunde später kam er, es war bereits dunkel. Ohne mich anzusprechen, ging er ruhig zu dem Tier und schoss es mit einer Pistole in den Kopf.

Ich krieg das schwer aus dem Kopf und frage mich die ganze Zeit, welch anderen Weg man suchen könne, der gesetzlich legitim wäre und dem Tier vielleicht noch die Chance auf Leben ermöglicht hätte.
Schließlich wussten wir gar nicht, wie schwer es wirklich verletzt war, oder ob es ein heilbarer Beinbruch gewesen wäre.

Der Jäger meinte, man würde sich strafbar machen, solch ein Tier mitzunehmen. Und eine Behandlung wäre praktisch ohne Sinn.

Ich habe mich bereits durch verschiedene Gesetze gelesen (Bundes- und Landesnaturschutzgesetz sowie Bundes- und Landesjagdgesetz), aber eine richtige Antwort darauf, was man alternativ hätte tun können, finde ich dort nicht.

Peta verweist zum Beispiel bei den ebenfalls jagdbaren Füchsen auf das fuchshilfsnetz und schreibt, man solle sich dahinwenden, und es nicht vom Jäger erschießen lassen....
Ob das rechtlich jedoch erlaubt ist, steht dort nicht.

Aber was tun bei Rehen???



Wer hat ähnliches erlebt und kann von seinen Erfahrungen oder Recherchen berichten?

hasili
19.01.2020, 16:21
Ich kann leider keine Antwort geben, aber interessieren würde mich das auch.

Ich finde es auch schlimm, dass sofort geschossen wird uns sich die Verletzung nicht einmal angeschaut wird.

Ich meine aber auch schon gelesen zu haben, dass gutwillige Jäger Tiere mitgenommen haben und gepflegt haben.
Vor allem Kitze.


Ich hatte einen Kollegen, der Jäger war und dem immer wieder Kitze und verletzte Tiere gebracht wurden, die er versorgt hat.

Ob das alles Sinn macht, wenn sie letztendlich eh er geschossen werden dürfen, ist nochmal ne andere Frage.



Aber: Darf man denn verletzte Tiere nicht in einer Wildtierstation abgeben ?
Oder sind das nur bestimmte Tiere ?

Wildkaninchen werden doch auch abgegeben.

Fellfie
19.01.2020, 16:25
Puh, das finde ich schwierig und glaube tatsächlich, dass das die bessere Lösung war. Ein Reh ist ein sehr großes Tier, wie willst du das fachgerecht transportieren? Da geht es schon los. Wo soll eine anständige Diagnostik gemacht werden? Hättest du denn überhaupt eine Tierklinik für Großtiere in der Nähe gehabt? Außerdem ist so ein Reh ein Wildtier. Das hätte durch das Handling bei der Diagnostik und anschließender Versorgung und Gefangenschaft richtig Stress gehabt und allein dadurch vielleicht sich und andere verletzt oder durch den Stress einfach einen Herzstillstand erlitten.
Zumal Autounfälle oft sehr schwere Schäden anrichten. Gerade auf Landstraßen fahren die Leute ja nun kein 30 km/h. Ich glaube, dass dem Tier hier Leid und weitere Schmerzen erspart wurden. Der Gedanke, Tierleben zu retten in allen Ehren- aber eben nicht um jeden Preis, auch wenn es schwer zu ertragen ist.

sanny_picco
19.01.2020, 17:32
Sehr traurig...und wenn man live dabei ist, ist das sicher schwer zu verpacken.

Aber du hast etwas für das Reh getan, es wurde erlöst von seinen Schmerzen und seiner Angst.
Wer weiss, wie lange es dort noch gesessen hätte, wenn du es nicht gesehen und gehandelt hättest.

Fühl dich gedrückt:umarm:

Was das rechtliche angeht: meines Wissens ist es schon verboten ein verletztes Reh auch nur anzufassen, geschweige denn mitzunehmen.
Somit sind andere Möglichkeiten als dass der Jäger informiert wird, ausgeschlossen.

Claudia S.
19.01.2020, 17:37
Wirklich gross sind Rehe nicht. Da ist manch Dogge grösser.

sanny_picco
19.01.2020, 17:39
Hier wird am Beispiel Rehkitz erklärt, was zu tun ist, wer zuständig ist und wie die Eigentumsverhältnisse sind:

http://www.rehkitzhilfe.de/rechtliche_grundlage.htm

Da4nG3L
19.01.2020, 17:40
Ich kann Fellfie nur zustimmen. :good::umarm:

Man kann den Jagdpächter um Freigabe bitten wenn man eine passende Stelle in Aussicht hat.
Manche kümmern sich sogar selbst oder kennen Stellen.

Ein gute Anlaufstelle für Pflegestellen ist die Wildtier-Notfälle Gruppe auf Facebook.

iNie
19.01.2020, 19:47
Ich danke euch allen sehr für die Antworten.

Dass das Eigentum beim Jäger liegt, und er dieses übertragen kann, sorgt also dafür, dass diese Wildtierstationen für jagdbare Tiere nicht gegen Gesetze verstoßen. Damit habe ich mich bisher nicht beschäftigt.

Für den Moment hab ich den Schuss auch als Erlösung für das Tier empfunden.
Auch wenn ich zugeben muss, dass sich in der Zeit des Wartens ein Film in mir abspielte, was die Alternativen wären... aber noch bevor ich das erste Wort mit dem Jäger wechseln konnte, hatte er das Reh schon erschossen.

Wer weiß, wie lange es da schon saß. Nicht ein Auto hielt an, so viele fuhren einfach vorbei.

Mich macht die Tatsache traurig, dass das Reh höchstwahrscheinlich durch "mensch-gemachte" Probleme wie Straßenverkehr und Lebensraum-Zerschneidung, vielleicht sogar auch als Jagdunfall (bis 15.01. durfte gejagt werden) verletzt wurde, und ihm dann auch noch das Leben verwehrt wird, wenn man die Chance gehabt hätte, nach einer anderen Lösung zu suchen. Sie haben keinen Wert :ohje:

Alexandra
19.01.2020, 21:50
Hier kann man den Tiernotruf anrufen der kommt auch für Wildtiere.

Matthias
19.01.2020, 23:27
Hallo, gut dass du nachgesehen und dir Gedanken gemacht hast INie

Ich habe erst am Freitag ein überfahrenes Reh von der Fahrbahn gezogen, dieses war jedoch schon verstorben, der Wagen-Insasse welcher mit dem Tier kollidiert war stand mit Warnblinker auf seiner und meiner Spur und telefonierte im Wagen, und der Gegenverkehr schickte sich an ohne nachzusehen wie es dem Tier geht die Fahrbahn auf der es mittig lag wieder weiter zu befahren (und es dann beim 3. oder 4. Auto das nicht aufpasst zu zermalmen)

Die Situation mit einem verletzten Reh hatte ich einmal,
als ich bei einem mit Warnblinker stehendem Auto hielt. Die beiden geschockten Insassen waren unverletzt, und einer versuchte immer weider nach dem Reh zu schauen, welches aber noch aufstand wenn man sich näherte, nur um sich wenn man Abstand wahrte sofort wieder niederzukauern.

In dem Moment konnte ich auch nur sagen: "Treibt es doch nicht irgendwo hin wo wir es nacher nicht finden"

Eine Hilfestellung wäre mir hier nicht bekannt, wenn man nicht gerad eine Wildtierauffangstation in der Nähe hat und einen Tierarzt welchem es genehm ist das Tier zu operieren sieht es vermutlich mau aus.

Ich muss zugeben, ich dachte gar nicht darüber nach wie man dem Tier besser hätte helfen können - blieb bis die Polizei kam. Diese ging direkt zum Tier und erschoss es. Ich befürchte für das Tier war dies auch in dem Fall eine Erlösung, einfach weil es niemand bzw keine Struktur zu geben scheint mittels welcher man hätte helfen können.

Alexandra, ich habe aufgrund deiner Info mal kurz gegoogelt weil ich so etwas nicht kannte. Es wäre schön gewesen - aber -
Ja, z.B. auch bei mir gäbe es einen Tiernotruf. Dieser wäre von hier z.B. 35 Km entfernt und ist vereinsmäßig aufgebaut, hat also keine behördliche Funktion. Ob dort zu jeder Uhrzeit einem entfernten, verletztem Wildtier welches eines operativen Eingriffs bedarf geholfen werden kann, für welches (leider) die Jagdbehörde zuständig ist, ist leider anzuzweifeln :ohje:

Puschelchen
19.01.2020, 23:45
Ich finde es so traurig. Für Menschen, die sich wissentlich und willentlich in Gefahr gegeben, seien es Bergsteiger, Höhlenforscher, etc wird Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, wenn was ist, aber bei Tieren wird selbst bei Dingen, die für Menschen eine Kleinigkeit wären, lieber einfach mal draufgeschossen. Ist ja einfacher und billiger. Und wenn man was dagegen machen will, macht man sich noch strafbar. Was ist das nur für eine Welt?

hasenheidi
20.01.2020, 17:36
Einerseits ist es traurig, wenn ein Wildtier, bleiben wir mal beim Reh, „nur“ wegen eines z.B. gebrochenen Beines getötet wird. Andererseits denke ich, man würde dem Reh mit einer Behandlung nicht wirklich einen Gefallen tun. Dieses Tier hat von Kindheitsbeinen an gelernt, dass der Mensch zu seinen größten Feinden gehört. Das sieht man ja auch daran, dass es sofort versucht zu flüchten, sobald man in seine Nähe geht, auch wenn es das eigentlich nicht mehr kann. Und so ein Tier soll man nun einsammeln, einsperren, einer langwierigen Behandlung unterziehen, und dann, wenn es sich vielleicht ein bisschen an den Menschen gewöhnt hat, wieder in die Freiheit entlassen, wo es dann erst wieder neu lernen muss, dass eben doch alle Menschen böse sind? Das halte ich nicht für sehr realistisch. Bei Kitzen ist es noch etwas anders, die fassen noch schneller Vertrauen zum Menschen. Leider kann man sie als erwachsene Tiere aber kaum wieder auswildern, weil sie eben den Menschen als Freund und nicht als Feind kennengelernt haben. :ohje:

hasili
20.01.2020, 17:52
Ich selbst wäre aber auch sehr hilflos, muss ich sagen.

Und die Wildtierstationen nehmen ja auch nicht zu jedem Zeitpunkt jedes Tier auf. Und man muss auch erstmal hinkommen, wissen wo eine ist und kann das Tier nicht selbst versorgen in solch einem Fall.


Ich verstehe insofern auch die Argumente von hasenheidi, ob dem Tier so manche Prozedur erspart geblieben ist.



Grundsätzlich sehe ich es wie Puschelchen, die Polizei oder ein Jäger müssten ja wissen wo es Stationen gibt und denen würde eine Hilfestellung auch nicht so schnell verweigert.
Aber die suchen immer die einfachste Lösung, es ist eben nur ein Tier.

Puschelchen
20.01.2020, 17:54
Aber ist es deswegen besser ihr Leben einfach zu beenden? Sie haben ja auch nur dieses Eine.
Wenn ein Mensch eine schwere Phase durchmacht sagt ja auch keiner: oh das wäre jetzt aber zu schwierig, den sollte man lieber erlösen

Fellfie
20.01.2020, 18:04
Aber ist es deswegen besser ihr Leben einfach zu beenden? Sie haben ja auch nur dieses Eine.
Wenn ein Mensch eine schwere Phase durchmacht sagt ja auch keiner: oh das wäre jetzt aber zu schwierig, den sollte man lieber erlösen

Ja, aber einem Menschen kannst du erklären, dass du dies oder das machst, um ihm zu helfen. Wie soll denn aber ein Wildtier verstehen, dass du ihm nichts Böses willst? Vor allem, weil du ihm vermutlich durch das Bewegen, den Transport, die Untersuchung usw. weitere Schmerzen zufügen wirst, auch wenn du vorsichtig bist. Dazu der erhebliche Stress.
Und bei einem kleineren Beutegreifer ist es vielleicht noch etwas anderes, aber ein größeres Fluchttier mit gebrochenem Bein- ein Wildtier noch dazu... da dürfte das Erlösen tatsächlich die tierschutzgerechtere Variante sein. Es hat seinen Grund warum man beispielsweise auch Pferde mit einem gebrochenen Bein einschläfert. Fluchttiere müssen vor allem ein können: Sich bewegen und rennen. Sonst sind sie geliefert und das wissen sie instinktiv aus. Um einen Bruch zu heilen, muss man den gebrochenen Knochen ruhig stellen. Und dafür müsste man so ein Wildtier über Wochen schon ziemlich mit Sedativa wegschießen, damit sie das halbwegs stressfrei überstehen. Und das wiederum kann ganz andere Konsquenzen haben. Macht die Leber das mit z.B.?

Ich verstehe, dass es eine harte Entscheidung ist. Aber das Beste fürs Tier ist eben nicht immer rosarot und hat nicht immer ein Happy End.

hasili
20.01.2020, 18:49
Ist es tatsächlich so, dass man Pferde mit gebrochenem Bein einschläfert ?



Das finde ich wenn es so ist schon arg schlimm. Ich lese doch immer wieder dass Reitpferde irgendwas am Bein haben und behandelt werden.

hasenheidi
20.01.2020, 19:49
Aber ist es deswegen besser ihr Leben einfach zu beenden? Sie haben ja auch nur dieses Eine.
Wenn ein Mensch eine schwere Phase durchmacht sagt ja auch keiner: oh das wäre jetzt aber zu schwierig, den sollte man lieber erlösen

Ja, aber einem Menschen kannst du erklären, dass du dies oder das machst, um ihm zu helfen. Wie soll denn aber ein Wildtier verstehen, dass du ihm nichts Böses willst? Vor allem, weil du ihm vermutlich durch das Bewegen, den Transport, die Untersuchung usw. weitere Schmerzen zufügen wirst, auch wenn du vorsichtig bist. Dazu der erhebliche Stress.
Und bei einem kleineren Beutegreifer ist es vielleicht noch etwas anderes, aber ein größeres Fluchttier mit gebrochenem Bein- ein Wildtier noch dazu... da dürfte das Erlösen tatsächlich die tierschutzgerechtere Variante sein. Es hat seinen Grund warum man beispielsweise auch Pferde mit einem gebrochenen Bein einschläfert. Fluchttiere müssen vor allem ein können: Sich bewegen und rennen. Sonst sind sie geliefert und das wissen sie instinktiv aus. Um einen Bruch zu heilen, muss man den gebrochenen Knochen ruhig stellen. Und dafür müsste man so ein Wildtier über Wochen schon ziemlich mit Sedativa wegschießen, damit sie das halbwegs stressfrei überstehen. Und das wiederum kann ganz andere Konsquenzen haben. Macht die Leber das mit z.B.?

Ich verstehe, dass es eine harte Entscheidung ist. Aber das Beste fürs Tier ist eben nicht immer rosarot und hat nicht immer ein Happy End.

Genau das meinte ich. Man tut dem Tier nicht unbedingt etwas Gutes. Es könnte auch sein, dass man es in die Hölle schickt, wochenlang jeden Tag auf‘s Neue. Das Gegenteil von gut ist gut gemeint, sagte ein ehemaliger Chef von mir immer.

Rabea G.
20.01.2020, 19:58
Ist es tatsächlich so, dass man Pferde mit gebrochenem Bein einschläfert ?



Das finde ich wenn es so ist schon arg schlimm. Ich lese doch immer wieder dass Reitpferde irgendwas am Bein haben und behandelt werden.

Wenns ein reines Sportgerät ist und Leistung bringen soll, dann kommt sowas vor.
Kommt aber auch immer noch auf den Grad der Verletzungen an.

Wenn man sein Tier auch unreitbar liebt und keine Kosten scheut, dann können die auch problemlos weiterleben.


Ich find die Thematik auch hart, sehe es aber auch so, dass einem Wildtier so oft eher geholfen ist.

samira127
20.01.2020, 20:22
Ist es tatsächlich so, dass man Pferde mit gebrochenem Bein einschläfert ?



Das finde ich wenn es so ist schon arg schlimm. Ich lese doch immer wieder dass Reitpferde irgendwas am Bein haben und behandelt werden.

Wenns ein reines Sportgerät ist und Leistung bringen soll, dann kommt sowas vor.
Kommt aber auch immer noch auf den Grad der Verletzungen an.

Wenn man sein Tier auch unreitbar liebt und keine Kosten scheut, dann können die auch problemlos weiterleben.


Ich find die Thematik auch hart, sehe es aber auch so, dass einem Wildtier so oft eher geholfen ist.



beim pferd ist es tatsächlich so das es auf den bruch selber ankommt. ist es ein großer wichtiger knochen dann ist es oft auch ne charakterfrage und ne finanzielle frage. es kann mittlerweile viel operiert werden, auch so das die tiere wieder im sport einsetzbar werden, aber das heißt es erfordert viel zeit und sachkenntniss, das pferd muss es auch mitmachen (eine falsche bewegung/toben in der box etc) kann alles zunichte machen. folgeprobleme gibt es eigentlich immer mit dem magen/hufen etc. für die tiere ist es auch ne qual, lange angebunden oder aufgehängt in gurten dauerhaft in der box. keine bewegung über wochen. die dürfen nicht mal einen huf aus der box setzen. das müssen die auch psychisch mitmachen.

und das ist für ein wildtier wie ein reh nicht viel anders. wir menschen wissen wir müssen uns schonen und auf das kaputte bein aufpassen. die rehe sehen nur uns als jäger und haben dadurch dauerhaft panik. ich denke in dem fall ist erschießen wirklich die schonendere sache. die heilungsphase wäre reine tortur für die tiere. auch wenn ich das selber auch immer sehr schade finde. aber die tiere leiden extrem, da tut man denen keinen gefallen mit.

Fellfie
20.01.2020, 21:06
Ist es tatsächlich so, dass man Pferde mit gebrochenem Bein einschläfert ?



Das finde ich wenn es so ist schon arg schlimm. Ich lese doch immer wieder dass Reitpferde irgendwas am Bein haben und behandelt werden.



Wenns ein reines Sportgerät ist und Leistung bringen soll, dann kommt sowas vor.



Ja, in der in der Regel schon, hasili. Und: Das ist so nicht richtig, Rabea. Ob das Pferd nun Sportgerät oder Partner ist, hat mit der Entscheidung nichts zu tun. Man kann viel am Pferdebein behandeln. Offene Stellen, Sehnenverletzungen, Arthrose, Chip, Hufgeschichten usw.- alles kein Thema. Zur Not kommt's halt als Beisteller auf die Wiese. Aber ein Beinbruch (und die Knochen im Beim sind definitiv extrem wichtige Knochen) ist noch mal eine ganz andere Geschichte. Ja, man könnte operieren, aber am Ende ist das mit viel Leid und Quälerei fürs Pferd verbunden. Ein Fluchttier, das fürs Laufen gebaut ist und sich auch immer bewegen (können) möchte, gehört schlicht nicht über Wochen sediert und in die Box gehängt, das hat mit Tierliebe nichts mehr zu tun, sondern ist aus meiner Sicht purer Egoismus (und mal wieder viel zu viel Vermenschlichung). Zumal selbst dann der Ausgang ungewiss ist und das Pferd u.U. mit Schmerzen weiter leben muss- auch wenn es nur auf der Wiese steht.
Wie gesagt: Die Entscheidung Pro Tier hat nicht immer ein Happy End.

Rabea G.
20.01.2020, 21:18
Darunter steht: kommt auf den Grad der Verletzung an.

Alexandra
20.01.2020, 21:56
Der Tiernotruf hier abrbeitet mit einem TA zusammen der auf Wildtiere spezialisiert ist und selber ein klein Auffangstation hat.Letzte Woche wurde ihnen noch ein junger Rehbock gemledet den haben sie abgeholt und zum TA gebracht.

Das Pferd einer Freundin meiner Tochter hatte mal einen Bruch im unterm Teil des Bein (Wade) ist zum Glück wohl eine Stelle die gut zu behandeln war. Smilla ist jetzt nur noch Beistellpferd und mit ihr wird noch Bodenarbeit gemacht.Die Freundin wollte sie nicht aufgeben sie war bei ihrer Geburt dabei.Es hat viel Zeit und Geld gebraucht.Ich weiss noch das Smilla lange in der TK war.

Puschelchen
20.01.2020, 22:32
Aber findet ihr nicht, dass ein paar Wochen oder meinetwegen auch Monate an Stress besser wären als der Tod? Die Zeit vergeht, das Leben aber kommt nicht wieder.
Angesichts der Engültigkeit einer "Erlösung" finde ich, sie sollte wirklich die allerletzte Wahl sein, wenn der Tod naturgegeben ohnehin unausweichlich ist und nicht einfach nur die Bequemere.
Mir ist natürlich klar, dass keiner die Zeit und das Geld investieren wird, die eine Heilung braucht.
Aber aus ethischer Sicht finde ich, wird zu schnell mal "erlöst"

Fellfie
20.01.2020, 22:59
Aber findet ihr nicht, dass ein paar Wochen oder meinetwegen auch Monate an Stress besser wären als der Tod? Die Zeit vergeht, das Leben aber kommt nicht wieder.
Angesichts der Engültigkeit einer "Erlösung" finde ich, sie sollte wirklich die allerletzte Wahl sein, wenn der Tod naturgegeben ohnehin unausweichlich ist und nicht einfach nur die Bequemere.
Mir ist natürlich klar, dass keiner die Zeit und das Geld investieren wird, die eine Heilung braucht.
Aber aus ethischer Sicht finde ich, wird zu schnell mal "erlöst"

Das kann man nicht mit Ja oder Nein beantworten. Das kommt am Ende auf die Umstände an. Und auf das Tier. Am Ende muss man abwägen, was für das Tier am besten ist und sollte da eben auch nicht vermenschlichen. Ich finde, ein Fluchttier sollte vor allem eins können: Frei und schmerzfrei laufen. Eine lange teure Behandlung mit ungewissen Ausgang steht für mich in keinem Verhältnis zu dem Leid, das das Tier währenddessen vielleicht erfährt. Muss man eben abwägen. Aber warum sollte es sich hindurch quälen, nur damit sich ein Mensch als "Retter" besser fühlt?
Hier muss man eben schauen, wo Empathie aufhört und Egoismus beginnt. Es gibt sicherlich Umstände, bei denen man behandeln kann (ein gebrochenes Igelbein ist zum Beispiel sicher behandelbar). Es gibt aber auch Situationen, wo der Schuss die humanere Wahl ist.

hasenheidi
20.01.2020, 23:02
Nein, das denke ich nicht. Beim Wildtier noch viel weniger als beim Pferd, das immerhin an Menschen gewöhnt ist. Aber ein Wildtier monatelang eng einzusperren und es an jeder Bewegung zu hindern, halte ich schlicht und einfach für Quälerei. Es gerät wahrscheinlich jedes Mal in Panik, wenn sich Menschen nähern. Das geht gar nicht. Wie gesagt, bei Jungtieren vielleicht noch, die fassen noch Vertrauen. Aber bei erwachsenen Tieren ein klares Nein.

Ein Pferd über Wochen in Gurte zu hängen, ist auch schon mehr als grenzwertig für meinen Geschmack. Da muss die Prognose aber schon seeeeehhhhr gut sein.

samira127
20.01.2020, 23:47
man muss auch bedenken, die tiere leben im hier und jetzt. die wissen nicht das es ihnen vieleicht in einigen wochen/monaten besser geht. für die ist es quälerei und das tag für tag ohne die hoffnung darauf das es besser wird. viele geben sich in dieser zeit auch einfach auf und diese psychische komponente muss man auch mit bedenken.

und was ist wennd er bruch zwar verheilt, das tier dadurch aber frühzeitig athrose bekommt und dann dauerhaft schmerzen hat. ist es das dann wert? oder wenn man ein wildtier nach der heilung nicht mehr frei lassen kann da der bruch ungünstig verheilt ist oder das tier eingeschränkt bleibt oder sich doch zu sehr an den menschen gewöhnt hat. dann hat man ein tier was den rest seines lebens in gefangenschaft bleiben muss.

hasili
21.01.2020, 00:38
Die Argumente sind für mich alle nachvollziehbar (auch wenn ich emotional /ethisch das eher wie Puschelchen sehe), aber weshalb werden dann so viele verletzte Wildkaninchen aufgenommen ?

Ich kenne auch aus dem TS Leute, die mir dann erzählten, dass die Wildis die Wände hoch gehen, weil sie eingesperrt sind. Das fand ich immer schon sehr schlimm und habe das ähnlich gesehen wie manche jetzt mit dem Reh.
Und für Vögel ist es doch dasselbe.

Man geht davon aus, dass sie wieder fliegen können, wieso sollte denn ein Reh nicht wieder richtig laufen können ?






Ich würde aber nicht sagen, dass Leute ein Tier retten, damit sie als "Retter" dastehen. Das mag manchmal so sein, aber ich denke eher, dass diejenigen dann meinen, dem Tier sei wirklich geholfen.

hasenheidi
21.01.2020, 19:42
Bei Wildkaninchen sehe ich das genauso wie bei Rehen. Das sind beides Fluchttiere, die man quasi gewaltsam daran hindern muss, den Genesungsprozess durch Panikreaktionen und Fluchtversuche zu behindern. Auch eine spätere Auswilderung ist quasi unmöglich. Greifvögel z.B. sind da relaxter, da Beutegreifer. Sie beobachten die Situation und versuchen nicht, kopflos zu fliehen, wenn sich jemand nähert. Außerdem sind sie nicht darauf angewiesen, später in Freiheit wieder in eine Gruppe aufgenommen zu werden.

iNie
21.01.2020, 20:05
Hier kann man den Tiernotruf anrufen der kommt auch für Wildtiere.

Dieser Tiernotruf wäre aber auch von der (am besten schriftlichen) Eigentumsübertragung durch den Jagdausübungsberechtigten abhängig, sonst würden sie sich ja auch strafbar machen.

Leider gibt es einen solchen Tiernotruf hier nicht. Generell ist es in unserer Region mit der Unterbringung von kleinen und großen Wildtieren recht schwierig.

hasili
21.01.2020, 23:01
Obwohl wir hier eine (2, 3 ? ) Wildtierstation haben, ist es auch nicht einfach eins unterzubringen, wie ich mehrfach hörte. Wenn sie keinen Platz haben, dann weisen sie auch Leute ab.

Deshalb ist es besser, wenn die Polizei anfragt, aber das machen sie auch nicht immer.



@hasenheidi: Bei Wildkaninchen habe ich das schon immer so gesehen, dass ihnen die Rettung evtl. nicht gut tut. Eingesperrtsein, so sehe ich das auch absolut, ist bestimmt für Wildtiere das Schlimmste (und wenn ich immer im Wald gelebt hätte, für mich auch ..:rollin: )

Ich dachte aber, dass man den verletzten Rehen z. B. ein Gehege einrichten kann im Garten, wo sie sich dennoch bewegen können, falls es ihr Beinchen mitmacht...wo sie jedenfalls nicht ganz so eingesperrt sind..
bzw. dass Wildtierstationen es so machen.....

Fellfie
22.01.2020, 11:43
In Einzelfällen vielleicht möglich, aber viele Verletzungen benötigen ja doch regelmäßige Nachsorge und nicht nur eine einmalige Versorgung. Dann müsste man das Tier für die Versorgung erst mal durch den Garten hetzen und einfangen...

Simmi14
22.01.2020, 13:40
Hier in Hessen hat eine Familie einen kleinen Rehbock aufgezogen, der konnte nicht wieder ausgewildert werden - eine Eingliederung in ein Wildgehege mit Artgenossen hat nicht geklappt, der Rehbock kam zurück und lebt jetzt weiter bei der Familie im Garten - ein Versuch mit einem weiblichen Reh soll jetzt gemacht werden, das ist dann eine lebenslange Verantwortung wie für ein Haustier... Dafür haben nicht viele die Vorraussetzungen, auch vom Platz her.
Was man bräuchte, wären mehr Grünbrücken über die Straßen für Wildtiere. Selbst der Hessische Jägerverband fordert das, beim Rotwild kommt es wohl zu Inzucht, weil manche Populationen durch Autobahnen komplett abgeschnitten sind. https://www.hessenschau.de/panorama/hessens-hirsche-haben-ein-inzucht-problem,gefaehrdetes-rotwild-100.html

Das wäre eine Lösung für viele Wildtierunfälle...

Vögel sind ja sehr einfach ruhig zu halten (Käfig/ Zimmer abdunkeln), da sehe ich kein großes Problem. Ich schaue immer diese Tierarztserie Dreeen bei Sat1 über einen realen Landtierarzt. Der hat wohl mal ein verletztes Reh im Auto mitgenommen, was dann in Panik geraten ist. Das war sehr gefährlich für ihn als Autofahrer.

hasili
22.01.2020, 23:57
Eine Wildtierstation sollte aber in der Lage sein, mit Wildtieren umzugehen.
Ich denke, dass es in der Regel auch so ist.

Und ein verletztes Reh in ein Gehege zu setzen, wenn Aussicht auf Erfolg besteht, warum sollte das nicht zumindest versucht werden.
Man müsste eine erfahrene Station dazu fragen, die kann es letzlich am Besten beurteilen.

Wie gesagt, die anderen Argumente kann ich auch nachvollziehen, aber ich denke trotzdem, dass man allzu oft die einfachste Lösung nimmt.



@ simmi,
ja, über den Fall habe ich auch gelesen. Stand ja in der Zeitung.

Teddy
23.01.2020, 17:04
Ich kam mal an eine Unfallstelle mit einem Reisebus. Davor lag ein Reh fast in der Mitte der Straße. Eine Umgehungsstraße, wo sehr schnell gefahren wird und sehr viel Verkehr ist, bei Nacht und Werksverkehr. Ich habe angehalten und das Tier an den Straßenrand gezogen, gehalten und beruhigt. Es blutete aus dem Maul, aufzustehen versuchte es nicht. War aber sehr verängstigt. Wenn es aufgesprungen wäre und in die Autos geraten wäre, hätte das eine Massenkarambolage verursachen können. Der Busfahrer kam nach einer Weile raus und wollte wissen, was ich da mache und ob ich wüßte, dass ich gerade einen Tatort verändert habe. Nun ist ein Unfall kein Tatort und der Schuldige konnte nicht weg. Sonst kümmerte sich keiner. Nach einer Weile kam die Polizei. Der eine sah sich das Tier an und sagte, das wird nichts mehr. Er würde es am liebsten direkt erschießen, aber er müßte auf den Jagdpächter warten. Auf meine Frage, was der denn anderes machen würde, ließ er sich dadurch überzeugen, es sofort zu erschießen. Und sagte dann, dass dies seinen Büroaufwand deutlich erhöhen würde, denn er müßte nun einen ausführlichen Bericht schreiben, wieso, warum, weshalb. Aber, sagte er, das wäre OK, er könnte das Tier so auch nicht leiden sehen.
In einem anderen Fall wurde mir gesagt, ein angefahrenes Tier mitzunehmen, fällt unter Wilddieberei. Wir haben in einer Stunde Entfernung eine Nabu Wildtierstation. Aber dort um 23 Uhr jemanden zu erreichen dürfte schwierig sein. Da bleibt dann nicht viel über. Und wer kann da schon entscheiden, ob sich eine Behandlung für das Tier überhaupt positiv auswirken würde oder ob man das Leid nur verlängert?

hasette
26.01.2020, 01:20
Ich würde in dem Fall versuchen, zuerst eine Wildtierrettungsstelle anzurufen, sofern man eine Nummer zur Hand hat. Die wissen in dem Fall am besten die Möglichkeiten zu helfen und können besser den Jäger überzeugen.

Momentan sorgt selbst in Polizeikreisen diese Erlösungsmethode für Diskussionen:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/polizei-toetet-verletzten-fuchs-mit-streifenwagen,RoEObia

Keks3006
26.01.2020, 09:14
man muss auch bedenken, die tiere leben im hier und jetzt. die wissen nicht das es ihnen vieleicht in einigen wochen/monaten besser geht. für die ist es quälerei und das tag für tag ohne die hoffnung darauf das es besser wird. viele geben sich in dieser zeit auch einfach auf und diese psychische komponente muss man auch mit bedenken.

Genau das ist eben der Punkt. Natürlich sagt man als Mensch, ein paar Monate Leiden sind besser als zu sterben. Man denkt an die Dinge, die man alle noch machen könnte und wollte usw. ... Aber das kann man nicht auf ein Tier übertragen, denn das macht keine Pläne für die Zukunft und würde Leben und Sterben selbst niemals so abwägen. Das mit menschlichen Bewertungskriterien zu beurteilen, macht daher in dieser Form einfach keinen Sinn.

Bei eigenen Tieren würde man natürlich tendenziell erstmal alles versuchen, um sie am Leben zu halten, aber auch da kann man durch unsere vermenschlichende Sicht über das Ziel hinausschießen. Wie schon geschrieben wurde, können gut gemeinte Rettungsversuche auch einfach in dem egoistischen Gedanken begründet sein, dass man selbst gerne noch mehr Zeit mit dem Tier hätte. Dieses selbst empfindet das aber nicht als geschenkte Zeit, wenn es leiden muss.

Mir persönlich würde es auch schwer fallen, so etwas mit anzusehen, wenn ein Wildtier erschossen wird. Falsch finde ich es aber nicht. Und ich denke auch nicht, dass dahinter nur der Gedanke steckt, dass es ja nur ein Tier ist.