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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Inappetenz, Aufgasung und erhöhter Harnstoff (Kreatinin ok)



Murmeltier
07.06.2019, 21:58
Hallo zusammen,

Snowy (ca. 10 Jahre alt) hat seit gestern (mindestens seit abends) nicht mehr gefressen. Der Tierarztbesuch (mein Mann war mir ihr da) ergab leichte Untertemperatur (37,0°C), einen leeren Darm und Gas im Magen. Die Nierenwerte wurden untersucht und ergaben Kreatinin ok, aber Harnstoff erhöht. Nach der Untersuchung hat sie wohl selbstständig etwas gefressen (aus Frust?), aber nicht genug. Sie wurde da behalten und infundiert, gepäppelt und der Bauch massiert. Es kamen wohl auch ein paar Köttel durch die Massage. Wieder zu Hause hat sie sofort Löwenzahn gefressen (was anderes aber nicht). Nach dem Päppeln hat sie direkt auch noch ein bisschen was selbstständig gefressen (aber wieder nur ein paar Löwenzahnblätter), getrunken hat sie auch und gepieselt. Köttel hab ich noch nicht gesehen.

Ich denke, ich werde vor dem Schlafengehen noch mal päppeln und einmal nachts. Sie ist draußen im Gehege (gewohnte Umgebung macht bei ihr viel aus) und hat ein Snuggle safe, was sie momentan aber nicht nutzt. Vorhin beim Nachhausekommen war sie noch etwas wackelig, das ist schon deutlich besser. Sie springt auch wieder ins/aus dem Klo.

Leider war beim Abholen extrem viel los in der Praxis und ich konnte nur ganz kurz mit der TA sprechen. Ich bin jetzt unsicher, ob ich Rodicare akut weitergeben soll? Und evtl. auch Sab (hat sie bisher noch nicht bekommen)? Was gibt es sonst noch zu beachten?

Die Ursache für die Inappetenz ist ja nicht ganz klar und auch nicht, ob die Nierenprobleme Ursache oder Folge des Nicht-Fressens sind. Ich hab gelesen, eine Erhöhung des Harnstoffs kann z.B. auch durch verminderte Flüssigkeitsaufnahme kommen, was ja durch die mangelnde Futteraufnahme sicher gegeben war. Es kann aber auch z.B. durch zu proteinreiche Ernährung kommen. Ich frage mich jetzt, ob die Wiese vielleicht zu proteinreich war (sie bekommen seit einer knappen Woche ausschließlich Wiese, davor habe ich ca. 1 Woche lang angefüttert).

Kann aber auch sein, dass das Ganze durch den Stress mit Smoky kam. Die VG läuft jetzt seit 2 Wochen und sie läuft halt immer vor ihm weg, teilweise mit Futter im Mund. Vielleicht kommt sie wegen ihm nicht genug zum Fressen?

Ich musste gestern abend leider trennen, weil Smoky sie nur noch rammeln wollte und sie nicht mehr geschafft hat, sich zu wehren (er schien wirklich richtig in Rage, ich konnte ihn kaum von ihr fernhalten...). Sie haben jetzt eine Trennwand zwischen sich im normalen Gehege. Ich bin unsicher, ob ich die VG ganz abbrechen soll...

Sorry für den langen Text...

Selene77
07.06.2019, 22:07
Aufgasung auch - also würde ich auf jeden Fall Sab geben!

Murmeltier
07.06.2019, 22:28
Hier noch mal die Blutwerte:

Kreatinin 2.14 mg/dl (bis 2.9 ok)

Urea 135 mg/dl (bis 60 ok)


@ Selene. Ok, hab ich da.

Teddy
08.06.2019, 01:29
Schau mal hier:

https://www.med4you.at/laborbefunde/lbef_harnstoff_bun.htm

Ich würde in jedem Fall auch Sab geben, das Gas muß aus dem Magen. Es fördert den Appetitmangel, da der Magen aufgebläht sein kann. Ich gebe das die ersten Tage immer alle 3 Stunden. Rodicare akut ist ebenfalls sinnvoll, da es die Verdauung wieder etwas anregt. Ich gebe nach Bauchgeschichten diese Medis noch ca. 2 Wochen weiter, und reduziere dabei weiter, da die Verdauung durch die nicht optimale Funktion nachhaltig gestört sein kann. Das dauert immer eine Weile bis das alles wieder halbwegs normal funktioniert. Sobald die Verdauung so stockt, kann es sehr schnell zu Verschiebungen in der Darmflorazusammensetzung kommen, die möglichst schnell wieder normalisiert werden sollte. Ebenso gebe ich dazu immer Heilerde, welche den Magen und auch Darm entgiftet. Denn gerade die Gase bilden Giftstoffe, die über die Leber abgebaut werden und sie sehr belasten können. Diese werden durch Heilerde gebunden und unschädlich gemacht. Zudem wird die Schleimhaut geschützt und die Magensäure in den normalen Bereich gepuffert. Bei Bauchgeschichten gehört auch ein Schmerzmittel dazu. Bekommt sie das? Schon das Gas im Magen kann zu Schmerzen führen.
Enthält dein Grünfutter viel Gras? Dies enthält um diese Jahreszeit viel Eiweiß, Zucker und Fruktan. Eiweiß und Zucker werden in der Leber verarbeitet und können Leber und Niere stark belasten, wenn es zuviel ist, bzw. nicht verwertet werden kann. Ich kenne dies Problem auch und füttere sehr vorsichtig Gras. Im Juli und August verfüttert ist es weniger gefährlich, da die Blütezeit durch ist und der Gehalt sinkt. Ab September wird es wieder gefährlich.

Wünsche euch alle Gute :umarm:

Murmeltier
08.06.2019, 02:40
Vielen Dank, Teddy :umarm:

Marion S.
08.06.2019, 12:29
Wie geht es Snowy heute?

Konntest Du schlafen?

Murmeltier
08.06.2019, 14:56
Es geht ihr zum Glück besser. :) Päppeln wollte sie schon heute vormittag nicht mehr wirklich, stattdessen verdrückt sie inzwischen recht ordentliche Portionen an Löwenzahn. Etwas Möhrengrün ging auch und Sonnenblumenkerne. Natürlich nur die leckersten Dinge, aber immerhin, es geht aufwärts. Sie hat heute morgen einen großen Matschköttel produziert und eben hab ich auch kleine Köttelchen gefunden. :froehlich:

Sie bekommt jetzt alle 3-4 Stunden Sab und Rodicare akut und wir infundieren morgens und abends je 24 ml Ringerlactat-Lösung (angewärmt). Das mit dem Infundieren hab ich heute morgen zum ersten Mal gemacht (mit Hilfe von meinem Mann) und es klappte erstaunlich gut. Snowy ist eine sehr geduldige Patientin. :herz:

Sie liegt heute hauptsächlich im Klo, aber das tut sie auch, wenn sie gesund ist. Snuggle möchte sie momentan nicht mehr.


PS: Schlafen?? Nee, hab maximal eine Stunde letzte Nacht geschlafen. ;) Hatte mir für nachts um 3:30 h den Wecker gestellt zum Päppeln, hab ihn dann aber nicht gebraucht (also, den Wecker). Und morgens war ich auch vor 7 wach. Dementsprechend fühle ich mich. :coffee:


@Teddy: Ich hab schon recht viel Gras in der Wiesenmischung gehabt, vor allem auch von vor der Blüte bzw. nur den obersten Teil der Halme. Das ist vielleicht echt zu viel des Guten. Auch sonst recht viele proteinreiche Kräuter, z.B. Wicken. Das werde ich in Zukunft ändern. Die anderen 3 haben die Wiese allerdings problemlos vertragen.

Alexandra K.
08.06.2019, 17:04
Der Tierarztbesuch (mein Mann war mir ihr da) ergab leichte Untertemperatur (37,0°C), einen leeren Darm und Gas im Magen. Die Nierenwerte wurden untersucht und ergaben Kreatinin ok, aber Harnstoff erhöht.

Also 37° ist keine leichte Untertemperatur sondern äußerst ernste Untertemperatur.
Für das nächste Mal (hoffentlich nicht):So ein Tier würde ich immer im Haus unterbringen und unter Rotlicht setzen, alle 3 Stunden päppeln.

Zum Glück ist das alles gut gegangen.

Frißt sie jetzt wieder ganz alleine oder päppelst Du noch?

Marion S.
08.06.2019, 20:23
innerhalb von 2 Wochen lese ich nun die dritte oder vierte Geschichte mit "plötzlich Gas im Magern, Magen leer, wissen nicht woher ..." Und alle haben vorher Gras bekommen.

Wie gut das es ihr jetzt besser geht. :taetschl:
Schlaft gut heute Nacht.

Murmeltier
09.06.2019, 01:36
Der Tierarztbesuch (mein Mann war mir ihr da) ergab leichte Untertemperatur (37,0°C), einen leeren Darm und Gas im Magen. Die Nierenwerte wurden untersucht und ergaben Kreatinin ok, aber Harnstoff erhöht.

Also 37° ist keine leichte Untertemperatur sondern äußerst ernste Untertemperatur.
Für das nächste Mal (hoffentlich nicht):So ein Tier würde ich immer im Haus unterbringen und unter Rotlicht setzen, alle 3 Stunden päppeln.

Zum Glück ist das alles gut gegangen.

Frißt sie jetzt wieder ganz alleine oder päppelst Du noch?

Die 37,0 °C wurden ja gegen 10 Uhr gemessen (die TA meinte, das sei noch ok - wie sie 'ok' definiert, weiß ich allerdings nicht. Ich fand es auch eher bedenklich. Sie fand den Zustand allerdings insgesamt kritisch). Sie wurde dann ja beim TA mehrmals gepäppelt und hat da auch schon wieder selbst angefangen zu fressen.

Als ich sie 17:30 h abgeholt habe, ging es ihr schon deutlich besser. Laut TA brauchte sie keine Wärme mehr, das hab ich allerdings anders gesehen und sie hat sich ja auch die ganze Nacht aufs Snuggle draufgelegt. Sie im Gehege zu lassen, fand ich vertretbar, da es auch relativ warm war und sie im geschützten Bereich des Geheges ist, zumal sie sich da deutlich wohler fühlt und das spielt ja auch eine Rolle bei der Genesung.

Da sie in meinen Augen zu wenig selbst gefressen hat, hab ich auch weiterhin alle 3 bis 3,5 Stunden gepäppelt. Später hab ich ihr alle 2-3 Stunden was hingelegt und sie zum Fressen animiert. Inzwischen frisst sie schon größere Mengen selbst. Ich werde aber trotzdem heute Nacht nach ihr schauen und sichergehen, dass sie ausreichend frisst. Sie hat auch weiterhin das Snuggle.

Ach so, die Infusion verabreichen wir übrigens auch warm, was die TA auch nicht für unbedingt nötig hielt. Sie hat eigentlich sehr viel Ahnung von Kaninchen, hat auch eine extra Kaninchensprechstunde. Ich vertraue ihr eigentlich sehr - auch wenn ich bei vielen Punkten dann doch lieber auf Nummer sicher gehe und ja auch die Meinungen hier aus dem Forum sehr schätze, vor allem auch Deine, Alex! :flower:

Murmeltier
09.06.2019, 01:39
innerhalb von 2 Wochen lese ich nun die dritte oder vierte Geschichte mit "plötzlich Gas im Magern, Magen leer, wissen nicht woher ..." Und alle haben vorher Gras bekommen.

Wie gut das es ihr jetzt besser geht. :taetschl:
Schlaft gut heute Nacht.

Ja, das ist mir auch schon aufgefallen.

Dankeschön! Ihr auch!

Alexandra K.
09.06.2019, 06:19
37° sind bereits der lebensgefährliche Bereich, also absolut nicht "ok"

Murmeltier
10.06.2019, 21:49
Wollte noch mal berichten.

Nachdem ich Snowy das Futter gestern noch regelmäßig an ihren Liegeplatz hingelegt habe, damit sie genug frisst, kommt sie seit heute morgen wieder regelmäßig selbstständig zum Futterplatz. Sie produziert zwar noch kleine, aber viele Köttel. Ich bin echt erleichtert!

Sie hatte noch recht viel Durst, daher haben wir heute noch ein weiteres Mal infundiert. Rodicare akut bekommt sie auch noch. Heilerde hatte ich ihr gestern zwei mal und auch heute morgen gegeben (in etwas Möhrenbrei gerührt).

@Teddy: Wie lange gibst Du das und wie viel jeweils?

Teddy
11.06.2019, 00:58
Mit Heilerde kannst du nichts falsch machen. Bei so akuten Bauchgeschichten und wenn keine bekannten Empfindlichkeiten vorliegen, würde ich noch ca. 14 Tage Rodicare akut und Heilerde (erbsengroße Menge für 1,5 kg Kaninchen, für größere Tiere nach oben anpassen) weiter geben. Vielleicht 10 Tage 2mal tägl, dann 1 mal tägl. und wenn dann alles wieder völlig normal läuft, absetzen. Mein Manni neigt immer wieder zu etwas Matschkot und daher gebe ich ihm das jetzt über Wochen noch ein mal tägl. Immer wenn ich denke, jetzt ist es gut, ist sein Po wieder schmutzig. Also mache ich mal länger weiter. Darmflora kann sehr lange brauchen zur Regeneration. Wobei Manni sich schon als chronischer Darmpatient darstellt, da er sehr empfindlich auf Grünfutter reagiert.

Murmeltier
11.06.2019, 22:44
Danke, Teddy! Ich hab die Heilerde heute abend in etwas Apfelsaft gerührt, das ging aber nicht so gut durch die Spritze. Wie gibst Du das denn? :denk:
Ich hatte auch überlegt, es vielleicht mit etwas Banane zu vermatschen?

Was ich noch berichten wollte: In den ersten Tagen war Snowy ja sehr wählerisch, was ihr Futter angeht: Sie frass am Samstag nur Löwenzahn und etwas Möhrengrün, ganz wenig Schafgarbe (kein Heu, was sie sonst liebt, keinen Giersch oder anderes von der Wiese). Dann wollte sie plötzlich am Sonntag gar keinen Löwenzahn mehr, nur noch eingeweichte Cunis und ein bisschen Möhrengrün (und Schwarzkümmeltaler lustigerweise, die mag sie eigentlich nicht so). Ich war etwas ratlos.

Wegen der Nierenproblematik empfahl mit meine Freundin dann Ackerschachtelhalm. Ich war sehr skeptisch, weil ich das noch nie aktiv gefüttert hatte. Snowy kannte das zwar aus dem Wiesenauslauf, ich hatte es sie aber noch nie fressen gesehen, dachte sogar, es wäre eher giftig. Ich habe es ihr dann versuchsweise hingehalten und sie hat es sofort gierig gefressen, konnte gar nicht genug davon kriegen. Zum Glück haben wir den hier überall als Unkraut in den Beeten.

Neben dem Schachtelhalm hat sie seit gesten einen neuen Favoriten: Vogelmiere. Nimmt sie ebenfalls in großen Mengen zu sich (war mir sonst auch nie aufgefallen, dass sie das groß gefressen hat). Beides scheint wohl u.a. für die Nieren gut zu sein. Wegen dem Eiweißgehalt füttere ich ihr momentan lieber keine Gräser, vor allem kein Weidelgras und auch keine Schmetterlingsblütler wie Klee usw.

Heute Abend war die Vogelmiere immer noch groß im Rennen, aber auch andere Wiese isst sie wieder. Der Schachtelhalm wurde zwar auch angerührt, aber die Gier darauf scheint nicht mehr groß zu sein.

Teddy
12.06.2019, 00:13
Hm, ich nehme eine 1ml Spritze, die erbsengroße Menge Heilerde, ziehe etwas Apfelsaft in die Spritze und verrühre das ganze in einem kleinen Behälter und ziehe das auf die Spritze und ergänze mit Apfelsaft, bis die Spritze voll ist. Das geht problemlos auch wieder raus. Es muß aber noch dünnflüssig sein und ich schüttel das vorher kurz auf.

Ich gebe kranken Tieren auch gerne das, was sie bevorzugen. Hauptsache, sie fressen. Zu Schachtelhalm fehlt mir allerdings jede Erfahrung, da meine Mutter immer sagte, der ist für Kaninchen giftig. Und ich muß sagen, ich bin da vorsichtig und trau mich nicht dran. Man weiß auch nicht, wie das einzelne Tier reagiert. Aber wenn sie jetzt so wählerisch ist, weiß sie vielleicht , was sie tut. Ich hab im letzten Sommer immer mal einige Stengel Rotklee oder bißchen Weißklee gefüttert. Wirklich wenig. Da meine alte Lotte damit Probleme zu haben schien. Und es sah so aus, als ob auch Manni das nicht verträgt. Seitdem lasse ich es weg. Ich füttere aber gerne Laub von Beerensträuchern und Obstbäumen. Damit gab es hier noch nie Probleme, da sind viele Fasern drin. Und ich füttere jetzt schon das Grün von den Topinamburpflanzen. Was sehr gern genommen wird, sind die Blätter von Buschbohnen. Ich habe wieder 3 große Wannen damit voll gemacht. Die Blätter ernte ich bevorzugt, wenn ich mal nicht genug finde und dann zum Herbst hin.