dafi
22.10.2015, 21:15
Eigentlich mag ich nicht in der RBB schreiben. Aber ich möchte euch gern Jams Geschichte erzählen. Ich habe das Gefühl, sie geht jeden an.
Jam ist geboren im Januar 2014 - sie sollte keine 2 Jahre alt werden. Sie war "gezüchtet". Und sie wurde "zugekauft". Sie war als Weihnachtsbraten 2014 gedacht. Schön viel Fleisch... Und sie hatte das ganz Schlimme an Leidensgenossen miterlebt und war völlig verängstigt.
Da ich keine Tiere mehr aufnehmen möchte, wollte ich sie gar nicht sehen. Aber irgendwie hat sie es doch geschafft. Und irgendwie hat sie mich um Hilfe gebeten. Und nach etwas Hin- und Her habe ich mich entschlossen, ihr diese Hilfe zu gewähren. Ich weiß noch, wie ich sie abholte. Es war Herbst oder Spätsommer letzten Jahres. Als ich vom Hof fuhr, sackte sie erschöpft und erleichtert zusammen. Hat sie mir schon damals die Hand geleckt? Ich weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall war ihr sofort klar, warum ich sie mitgenommen hatte und dass sie es jetzt gut haben sollte. Wir waren wohl beide glücklich und dachten, sie sei dem Schicksal von der Schippe gesprungen. Damals... Dachten... Es sollte anders kommen.
Jam kam bei mir an und es ging ihr gut. Die ZF klappte. Kein Wunder: Sie war ein Herz von einer Seele. Ein ganz freundliches Kaninchen. Sie zog glücklich mit ihrer Gruppe in ihr Gehege und genoss den Auslauf. Aber mir fiel bald auf, dass sie komisch umkippte. "Sie muss mehr Muskulatur aufbauien" hieß es. Ich war skeptisch. Aber tatsächlich legte sich das Umkippen. Sie konnte zwar kein Männchen machen und keine Haken schlagen, aber was solls: kann ja auch noch kommen. Es kam nicht. Ich hatte einmal etwas Ähnliches wie einen Haken gesehen, dabei war sie hier sehr, sehr glücklich und hat den Gartenauslauf so geliebt. Sie hat auch ihre Freunde geliebt. Und mich. Sie hat ihr Leben geliebt!
IM Dezember trat das Umkippen erneut auf. EC-Test folgte - negativ. Trotzdem EC-Behandlung, sogar zweimal. Kein Durchbruch. Und da sie mit Mürfel Schwierigkeiten hatte, durfte sie Mürfel zur THP begleiten. Die war von Jam so begeistert, dass sie sofort mit der Behandlung begann. Jam war so misstrauisch und ängstlich, richtig panisch. Mürfel hat ihr geholfen und sie beruhigt. Fortan waren Mürfel und Jam ein Team und Mürf hat ihr geholfen, wenn es Schwierigkeiten in der Gruppe gab. Und Jam lernte, auch anderen Menschen zu vertrauen. Die Therapie schlug dauerhaft nicht gut an. Es kam zu einer Röntgenaufnahme, die das Ausmaß ihrer Krankheit offenlegte: Sie hatte im oberen Bereich zu kleine Wirbel ausgebildet, wie bei einem Zwergkaninchen. Im unteren Bereich waren die Wirbel doppelt so groß, wie es sich für einen Riesen gehörte. Somit konnten die Nerven nicht richtig leiten. Außerdem gab es am Übergang einen Knick. Also eine Verletzung der Wirbelsäule. Alle Knochen waren fast durchsichtig, also enthielten sie viel zu wenig Substanz, viel zu wenig Calzium. Verschiedene Tierärzte haben diese RöBis gesehen. Alle haben quasi aufgegeben.
Die Ursache ist unklar. Zu dunkel gehalten in Babytagen? Zu wenig Calzium in Babytagen? Auf jeden Fall irreversibel.
Jenseits der Schulmedizin folgten dann andere Therapien: Magnetfeld mit einer guten Matte, Magnetfeld mit einer schlechten Matte - jeden Abend ca eine Stunde, Präparate von Heel und am Ende Reizstrom. Es gab Aufs und Abs. DAs letzte Ab war einfach zu viel. Es ging so schnell. Keine Muskulatur mehr in den Hinterbeinen. Plötzlich konnte Jam nur noch auf der Seite liegen. Sie konnte allein nicht fressen. Sie konnte nicht sitzen, nicht aufstehen und sogar nicht pullern. Nun waren auch die Vorderbeine betroffen, erst das Linke und heuiten auch noch das Rechte. Aber sie hatte noch immer die schönen Momente mit den anderen und mit mir. Ich ging "mit ihr fressen" und setzte sie ins hohe Gras und hatte sie tags immer im Blick, um sie kurze Zeit aufzusetzen, beim Fressen zu stützen, oder so zu legen, dass es bequem für sie war. Während dessen versuchten wir hier alles und auch Jam kämpfte so sehr.
Ich habe Jam heute gesagt, dass sie allein weitergehen muss. Ich habe sie ins Bad geholt, wo ich sie immer behandelt habe, und ihr alles kredenzt, was sie geliebt hat. Dill, Kohlrabiblätter, Grünkohl, Birne und Banane, Kerne, Rosinen und ich habe sogar noch Klee gefunden. Und natürlich die Bürste. Ich habe ihr immer wieder etwas davon gegeben und sie gestreichelt und massiert. Sie hat mir die Hand geleckt oder geknuspert oder gefressen. So haben wir auf die Tierärztin gewartet. Stunden. Jam ist Rosinenen kauend für immer eingeschlafen. Ganz sanft, ganz entspannt.
Diese Entscheidung fiel mir unendlich schwer. Ich habe es kaum ausgehalten, meine TA zu mir zu bestellen. Die Tränen kullern schon seit 2 Tagen, obwohl ich Jam etwas anderes schuldig gewesen wäre. Jetzt, wo alle Zweifel zu spät sind, wo sie in eine Decke gewickelt im Bad liegt, ist der Schmerz kaum auszuhalten. Ich bin fassungslos: Keine 2 Jahre alt! Trotz aller Pflege, trotz allen Kämpfens. Jam - für immer fort. Wie soll ich das ertragen? Wie soll ich das fassen? Ich bin erschüttert. Wo ist die gute Fee mit ihren Wünschen???
Ich weiß nicht, was größer ist: Der Schmerz oder die Wut. Und ich kann nur sagen: DANKE ZÜCHTER! Danke für nichts! MIr fehlen einfach die Worte für das, was Jam angetan wurde. Und genau das wollte ich doch eigentlich schreiben!
Kleine große Jam, du warst so eine sanfte Seele. Danke für all dein Vertrauen. Komm gut drüben an. Danke für deine Liebe. Du bist einzigartig! Du bist unersetzbar! Du wurdest soooooo sehr geliebt!
JAM
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Wir haben es immer wieer geschafft - was für Ohren *stolz bin*
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unbeschwerte Tage im Garten!
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Freunde!
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eine tolle Gruppe!
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Kämpfen, jeden Tag kämpfen!
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Unser Alltag
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Alles wurde genossen!
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Das Vertrauen war unendlich...
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Und so viel Nähe!
Gute Reise, Jam!
Jam ist geboren im Januar 2014 - sie sollte keine 2 Jahre alt werden. Sie war "gezüchtet". Und sie wurde "zugekauft". Sie war als Weihnachtsbraten 2014 gedacht. Schön viel Fleisch... Und sie hatte das ganz Schlimme an Leidensgenossen miterlebt und war völlig verängstigt.
Da ich keine Tiere mehr aufnehmen möchte, wollte ich sie gar nicht sehen. Aber irgendwie hat sie es doch geschafft. Und irgendwie hat sie mich um Hilfe gebeten. Und nach etwas Hin- und Her habe ich mich entschlossen, ihr diese Hilfe zu gewähren. Ich weiß noch, wie ich sie abholte. Es war Herbst oder Spätsommer letzten Jahres. Als ich vom Hof fuhr, sackte sie erschöpft und erleichtert zusammen. Hat sie mir schon damals die Hand geleckt? Ich weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall war ihr sofort klar, warum ich sie mitgenommen hatte und dass sie es jetzt gut haben sollte. Wir waren wohl beide glücklich und dachten, sie sei dem Schicksal von der Schippe gesprungen. Damals... Dachten... Es sollte anders kommen.
Jam kam bei mir an und es ging ihr gut. Die ZF klappte. Kein Wunder: Sie war ein Herz von einer Seele. Ein ganz freundliches Kaninchen. Sie zog glücklich mit ihrer Gruppe in ihr Gehege und genoss den Auslauf. Aber mir fiel bald auf, dass sie komisch umkippte. "Sie muss mehr Muskulatur aufbauien" hieß es. Ich war skeptisch. Aber tatsächlich legte sich das Umkippen. Sie konnte zwar kein Männchen machen und keine Haken schlagen, aber was solls: kann ja auch noch kommen. Es kam nicht. Ich hatte einmal etwas Ähnliches wie einen Haken gesehen, dabei war sie hier sehr, sehr glücklich und hat den Gartenauslauf so geliebt. Sie hat auch ihre Freunde geliebt. Und mich. Sie hat ihr Leben geliebt!
IM Dezember trat das Umkippen erneut auf. EC-Test folgte - negativ. Trotzdem EC-Behandlung, sogar zweimal. Kein Durchbruch. Und da sie mit Mürfel Schwierigkeiten hatte, durfte sie Mürfel zur THP begleiten. Die war von Jam so begeistert, dass sie sofort mit der Behandlung begann. Jam war so misstrauisch und ängstlich, richtig panisch. Mürfel hat ihr geholfen und sie beruhigt. Fortan waren Mürfel und Jam ein Team und Mürf hat ihr geholfen, wenn es Schwierigkeiten in der Gruppe gab. Und Jam lernte, auch anderen Menschen zu vertrauen. Die Therapie schlug dauerhaft nicht gut an. Es kam zu einer Röntgenaufnahme, die das Ausmaß ihrer Krankheit offenlegte: Sie hatte im oberen Bereich zu kleine Wirbel ausgebildet, wie bei einem Zwergkaninchen. Im unteren Bereich waren die Wirbel doppelt so groß, wie es sich für einen Riesen gehörte. Somit konnten die Nerven nicht richtig leiten. Außerdem gab es am Übergang einen Knick. Also eine Verletzung der Wirbelsäule. Alle Knochen waren fast durchsichtig, also enthielten sie viel zu wenig Substanz, viel zu wenig Calzium. Verschiedene Tierärzte haben diese RöBis gesehen. Alle haben quasi aufgegeben.
Die Ursache ist unklar. Zu dunkel gehalten in Babytagen? Zu wenig Calzium in Babytagen? Auf jeden Fall irreversibel.
Jenseits der Schulmedizin folgten dann andere Therapien: Magnetfeld mit einer guten Matte, Magnetfeld mit einer schlechten Matte - jeden Abend ca eine Stunde, Präparate von Heel und am Ende Reizstrom. Es gab Aufs und Abs. DAs letzte Ab war einfach zu viel. Es ging so schnell. Keine Muskulatur mehr in den Hinterbeinen. Plötzlich konnte Jam nur noch auf der Seite liegen. Sie konnte allein nicht fressen. Sie konnte nicht sitzen, nicht aufstehen und sogar nicht pullern. Nun waren auch die Vorderbeine betroffen, erst das Linke und heuiten auch noch das Rechte. Aber sie hatte noch immer die schönen Momente mit den anderen und mit mir. Ich ging "mit ihr fressen" und setzte sie ins hohe Gras und hatte sie tags immer im Blick, um sie kurze Zeit aufzusetzen, beim Fressen zu stützen, oder so zu legen, dass es bequem für sie war. Während dessen versuchten wir hier alles und auch Jam kämpfte so sehr.
Ich habe Jam heute gesagt, dass sie allein weitergehen muss. Ich habe sie ins Bad geholt, wo ich sie immer behandelt habe, und ihr alles kredenzt, was sie geliebt hat. Dill, Kohlrabiblätter, Grünkohl, Birne und Banane, Kerne, Rosinen und ich habe sogar noch Klee gefunden. Und natürlich die Bürste. Ich habe ihr immer wieder etwas davon gegeben und sie gestreichelt und massiert. Sie hat mir die Hand geleckt oder geknuspert oder gefressen. So haben wir auf die Tierärztin gewartet. Stunden. Jam ist Rosinenen kauend für immer eingeschlafen. Ganz sanft, ganz entspannt.
Diese Entscheidung fiel mir unendlich schwer. Ich habe es kaum ausgehalten, meine TA zu mir zu bestellen. Die Tränen kullern schon seit 2 Tagen, obwohl ich Jam etwas anderes schuldig gewesen wäre. Jetzt, wo alle Zweifel zu spät sind, wo sie in eine Decke gewickelt im Bad liegt, ist der Schmerz kaum auszuhalten. Ich bin fassungslos: Keine 2 Jahre alt! Trotz aller Pflege, trotz allen Kämpfens. Jam - für immer fort. Wie soll ich das ertragen? Wie soll ich das fassen? Ich bin erschüttert. Wo ist die gute Fee mit ihren Wünschen???
Ich weiß nicht, was größer ist: Der Schmerz oder die Wut. Und ich kann nur sagen: DANKE ZÜCHTER! Danke für nichts! MIr fehlen einfach die Worte für das, was Jam angetan wurde. Und genau das wollte ich doch eigentlich schreiben!
Kleine große Jam, du warst so eine sanfte Seele. Danke für all dein Vertrauen. Komm gut drüben an. Danke für deine Liebe. Du bist einzigartig! Du bist unersetzbar! Du wurdest soooooo sehr geliebt!
JAM
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Wir haben es immer wieer geschafft - was für Ohren *stolz bin*
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unbeschwerte Tage im Garten!
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Freunde!
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eine tolle Gruppe!
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Kämpfen, jeden Tag kämpfen!
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Unser Alltag
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Alles wurde genossen!
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Das Vertrauen war unendlich...
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Und so viel Nähe!
Gute Reise, Jam!