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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Verhalten bei Sichtung von Wildkaninchen mit Myxomatose



Kirsi
17.09.2014, 14:25
Hallo zusammen,

im Verteiler unseres TSVs wurde gerade eine Warnung des Tierschutzbundes Niedersachsen rausgeschickt, die vor Myxomatose warnt. Alle Tierheime wurden angeschrieben, mit der Bitte, die dortigen Kaninchen zu impfen (und JA - es gibt durchaus TSV und auch THs, die das nicht als nötig erachten).

Jetzt haben wir eine Diskussion zu dem Thema und der Betreuer unseres TSV-Telefons hatte schon Anrufe, bei denen die Leute fragen, was sie tun sollen, wenn ihnen infizierte Tiere begegnen. (Teilweise mit so arg vereiterten Augen, dass sie nicht mehr weglaufen können).

Ich finde das ganz schwierig...

Was würdet Ihr raten???

. Gast .
17.09.2014, 15:30
Für mich ergibt sich da kein Diskussionsbedarf.:rw:

Kurz und knapp: Tiere immer versuchen, einzufangen (Handschuhe anziehen, später Desinfektion von Schuhen, Klamotten) - sofort zum TA /zur TK in einem Karton (den man später entsorgt) -> wenn Myxo und keine Heilungschance, dann sofortige Euthanasie.

LG Susanne

Claudia
17.09.2014, 15:35
Sehe ich auch so - wenn es irgendwie möglich ist, sollte man diesen Tieren durch das Erlösen helfen ....

Sylke
17.09.2014, 16:01
Wäre es bei einem wilden Tier nicht tiergerechter den Jäger zu informieren, als das wilde Tier einzufangen und zum Arzt zu bringen? :rw: Ich meine das als echte Frage. Stressloser ist es doch bestimmt für ein wildes Tier. In Stadtgebieten ist es natürlich schwer wegen den Schüssen. :ohje:
Wegsehen und einfach nicht helfen, ist natürlich keine Option. Und im Falle, wenn man zum Tierarzt fährt, wäre es doch sicherlich sinnvoll die Praxis telefonisch vorzuwarnen (wegen Ansteckungsgefahr).

Kirsi
17.09.2014, 16:22
Oh doch, es gibt Diskussionsbedarf, wenn der Vorstand ein Kaninchen-Aufnahmestopp für das Tierheim verhängt, was totaaaaal sinnvoll ist, weil die Fundtiere ja trotzdem angenommen werden müssen. :ohje:

Ich habe vorhin mit einem der Amtsveterinäre gesprochen, wenn man Tiere sieht, die nicht innerhalb der Stadt sind, ist es tatsächlich so, dass die Jägerschaft Bescheid bekommen soll, damit die Tiere erlöst werden. Innerhalb von Wohngebieten ist das natürlich nicht so, dann können die Leute wie oben schon gesagt, das Tier in einen Karton packen, zum TA fahren und der entscheidet dann vor Ort. Bei Wildkaninchen bedeutet in der Regel Euthanasie.

Zum Glück ist bei uns noch keine Myxo-Hochburg.

Gast**
17.09.2014, 16:25
Leider sind sie selbst mit komplett zugeklebten Augen alles andere als orientierungslos und verdammt fix unterwegs.

Teddy
17.09.2014, 16:30
Die Jäger, die ich kenne, kommen nicht mal wegen einem Hasen. Für ein Karnickel schon gar nicht. Kostet Zeit. Und die Natur erledigt das ja von selbst...

Habe vor einigen Wochen einen jungen Hasen um 23 Uhr am Straßenrand sitzen sehen. Sitzen sehen! Machen Hasen nie, Kaninchen schon. Er rührte sich auch nicht, als ich ihn ansprach. Als ich ihm über den Rücken strich, hopste er sehr wackelig, desorientiert und unbeholfen auf die Straße und blieb da wieder sitzen. An seinem Platz waren Blutstropfen. Habe einen bekannten Jäger angerufen, der sagte, wäre nicht sein Revier, darf er nichts machen. Konnte sonst niemand erreichen. Als ein Auto kam und er versuchte, wackelig aufs Feld zu hopsen, habe ich ihn vorsichtshalber in einen Stoffbeutel und ins Auto gelegt. Er lag ganz still und während ich die Auskunft anrief, um die NotfallNr. vom Nabu zu erfahren, verstarb er. :bc::bc:
Zu Hause habe ich ihn mir angesehen. Die oberen Zähne waren komplett heraus gerissen. Er muß in ein Auto gelaufen sein. Vermutlich schweres Schädel-Hirn-Trauma. Für ihn war es wohl besser so. Die Zähne wären nicht nach gewachsen und er muß entsetzliche Schmerzen gehabt haben.

Kirsi
17.09.2014, 16:33
Hier haben schon öfter Leute die Tiere einfangen können, die Tiere waren dann auch schon so gut wie tot.

Sylke
17.09.2014, 16:34
Ok, bei uns im kleinen Kaff kommt der zuständige Jäger, der auch Bürgermeister ist, wirklich immer. :ohje:
Finde ich sehr schade, denn ein Schuss wäre viel stressfreier als eine Fahrt zum Arzt und die anschließeden Einschläferung.

Teddy
25.10.2014, 01:24
Kam gerade vom Ta. Mein Bruder hatte ein Kaninchen eingefangen, daß sich kaum noch bewegte und auf der Straße saß. Ich fand es mit völlig vereiterten, leicht blutenden Augen und Nase vor. Völlig ausgehungert. Er hatte ihm Möhren gegeben, die es aufgefressen hatte. Eine Handvoll Grün fraß es in Sekundenschnelle. Dabei röchelte und hustete es gequält. Konnte nur schwer atmen. Die Knochen stachen durchs Fell. Es kann so 4 Monate alt gewesen sein. Es sah allerübelst aus. So schlimm hab ich das noch nie gesehen. :bc::bc::bc:
Ich konnte noch kurz vor 0 Uhr zum Ta kommen und es wurde erlöst. Dabei mußte die Narkose noch nachgespritzt werden, obwohl schon für 10 kg angelegt. Es hatte offensichtlich einen ganz starken Willen zu leben. Ta sagte, keine Chance.

Komm gut drüben an und laß es Dir jetzt gut gehen kleines Kaninchen :sad1::taetschl::hopp2:

Ta sagte, sie haben ganz viele Tiere dies Jahr eingeschläfert. Viele Tiere sind ungeimpft, weil die Besitzer denken, es ging ja bis jetzt immer so. Und dann erkranken innerhalb von wenigen Tagen gleich mehrere und die Menschen verstehen es nicht, daß sie alle verlieren.

Ich kann nur sagen, bitte laßt Eure Tiere impfen, wo wir schon die Möglichkeit dazu haben. Dies Leid sollte man ihnen ersparen. :taetschl:

Tanja B.
25.10.2014, 02:05
Kam gerade vom Ta. Mein Bruder hatte ein Kaninchen eingefangen, daß sich kaum noch bewegte und auf der Straße saß. Ich fand es mit völlig vereiterten, leicht blutenden Augen und Nase vor. Völlig ausgehungert. Er hatte ihm Möhren gegeben, die es aufgefressen hatte. Eine Handvoll Grün fraß es in Sekundenschnelle. Dabei röchelte und hustete es gequält. Konnte nur schwer atmen. Die Knochen stachen durchs Fell. Es kann so 4 Monate alt gewesen sein. Es sah allerübelst aus. So schlimm hab ich das noch nie gesehen. :bc::bc::bc:
Ich konnte noch kurz vor 0 Uhr zum Ta kommen und es wurde erlöst. Dabei mußte die Narkose noch nachgespritzt werden, obwohl schon für 10 kg angelegt. Es hatte offensichtlich einen ganz starken Willen zu leben. Ta sagte, keine Chance.

Komm gut drüben an und laß es Dir jetzt gut gehen kleines Kaninchen :sad1::taetschl::hopp2:

Ta sagte, sie haben ganz viele Tiere dies Jahr eingeschläfert. Viele Tiere sind ungeimpft, weil die Besitzer denken, es ging ja bis jetzt immer so. Und dann erkranken innerhalb von wenigen Tagen gleich mehrere und die Menschen verstehen es nicht, daß sie alle verlieren.

Ich kann nur sagen, bitte laßt Eure Tiere impfen, wo wir schon die Möglichkeit dazu haben. Dies Leid sollte man ihnen ersparen. :taetschl:

Muss nichts mit einem noch starken Lebenswillen zu tun gehabt haben, sondern kann auch ein Zeichen dafür sein, dass der Kreislauf schon dermaßen im Keller ist, dass das Narkosemitel nicht mehr vernünftig verstoffwechselt/aufgenommen wird :ohje: armes Wesen :sad1:

Teddy
25.10.2014, 15:32
Danke, ja, das wäre eine Erklärung. :sad1:

Neoli
25.10.2014, 15:39
Ich hab Donnerstag früh versucht ein Myxo Wildies zu fangen.
Keine Chance...es war trotzdem noch zu flink.

Das Forstamt konnte mir gar keinen Rat geben was ich machen kann, aber ein Jäger wird in solchen Fällen nicht geschickt.

stjarna
26.10.2014, 08:30
Vor einigen Jahren haben meine Mutter und ich auf der "Hunderunde" ein Wildi mit Myxo gesehen. Der Tierschutz Braunschweig riet davon ab, selber einzufangen, wenn man eigene Kaninchen hat wegen der Ansteckungsgefahr. Die kümmern sich dann aber auch selber, jedenfalls war das damals so.

Teddy
27.10.2014, 14:47
Mein Ta sagte, über das reine Berühren eines Myxotieres besteht keine Ansteckungsgefahr. Zudem kann man ja seine Hände bzw. benutzte Gegenstände desinfizieren. Ich habe auch erst gelesen, daß man Myxotiere im Karton transportieren soll und diesen anschließend entsorgen. Dann bestünde keine Gefahr.
Weiß nicht, aber ich füttere auch Wiese und da leben ebenfalls Wildies. Myxo muß doch eigentlich zwecks Ansteckung in die Blutbahn gebracht werden >Stechtiere > Mücken

Gast**
27.10.2014, 15:06
Mein Ta sagte, über das reine Berühren eines Myxotieres besteht keine Ansteckungsgefahr. Zudem kann man ja seine Hände bzw. benutzte Gegenstände desinfizieren. Ich habe auch erst gelesen, daß man Myxotiere im Karton transportieren soll und diesen anschließend entsorgen. Dann bestünde keine Gefahr.
Weiß nicht, aber ich füttere auch Wiese und da leben ebenfalls Wildies. Myxo muß doch eigentlich zwecks Ansteckung in die Blutbahn gebracht werden >Stechtiere > Mücken

Mir hat ein Impfhersteller geschrieben, dass eine Ansteckung über Klamotten und Wiese nicht auszuschließen ist.

Teddy
27.10.2014, 15:09
Ausschließen kann man das sicher nie vollständig, denke ich. Aber dann dürfte man ja auch keine Wiese mehr füttern?

Ich hatte das Tier nicht an meine Kleidung kommen lassen. Den Transportkasten kann man reinigen.

Gast**
27.10.2014, 15:11
Ausschließen kann man das sicher nie vollständig, denke ich. Aber dann dürfte man ja auch keine Wiese mehr füttern?



Ja dem ist so und vielen handhaben das auch so.

Petra M.
27.10.2014, 18:20
Ich habe mir auch schon oft Gedanken dazu gemacht.
Ich selber habe keine Handschuhe im Auto oder Kartons falls ich mal ein Kaninchen einfangen sollte.
Oder gar Desinfektionsmittel.

Und ich traue mich ehrlich gesagt nicht die Tiere einzufangen aus Angst meine Tiere anzustecken.
Ich traue der Aussage nicht das man seine Tiere nicht anstecken kann wenn man Kontakt zu einem Myxotier hatte.
Sei es Klamotten oder sonstiges.

Mottchen
27.10.2014, 18:48
Ich habe mir auch schon oft Gedanken dazu gemacht.
Ich selber habe keine Handschuhe im Auto oder Kartons falls ich mal ein Kaninchen einfangen sollte.
Oder gar Desinfektionsmittel.

Und ich traue mich ehrlich gesagt nicht die Tiere einzufangen aus Angst meine Tiere anzustecken.
Ich traue der Aussage nicht das man seine Tiere nicht anstecken kann wenn man Kontakt zu einem Myxotier hatte.
Sei es Klamotten oder sonstiges.

Handschuhe findest Du in deinem Verbandskasten :)

april
27.10.2014, 18:49
Mein Ta sagte, über das reine Berühren eines Myxotieres besteht keine Ansteckungsgefahr. Zudem kann man ja seine Hände bzw. benutzte Gegenstände desinfizieren. Ich habe auch erst gelesen, daß man Myxotiere im Karton transportieren soll und diesen anschließend entsorgen. Dann bestünde keine Gefahr.
Weiß nicht, aber ich füttere auch Wiese und da leben ebenfalls Wildies. Myxo muß doch eigentlich zwecks Ansteckung in die Blutbahn gebracht werden >Stechtiere > Mücken

Mir hat ein Impfhersteller geschrieben, dass eine Ansteckung über Klamotten und Wiese nicht auszuschließen ist.

In Australien hat man das mit sehr vielen Wildtieren für ganze Gebiete festgestellt: Keine Mücken oder Flöhe - keine Myxo. Über Klamotten oder Berührung überträgt sich der Virus nicht.

Teddy
28.10.2014, 17:18
Hm, bei den Stallhasen meiner Mutter früher war auch ab und an mal einer dabei, der Myxo bekam. Es wurden nie andere angesteckt, obwohl sie zusammen im Garten liefen.

Und derjenige, den ich 4 Wochen intensivst gepflegt hatte, bis ich ihn doch einschläfern lassen mußte, hat auch niemanden angesteckt, obwohl er frei im Haus lief und ich ihn rund um die Uhr betreut habe und er und ich und meine Mutter Kontakt zu den anderen Tieren hatten. Desinfiziert habe ich damals gar nichts. :rw:

Auch sonst muß ich sagen, habe ich nie groß was desinfiziert, wenn eins meiner Tiere krank war an einer ansteckenden Krankheit. Gerade mal die Klokisten. Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Auch, weil ich mir dachte, die Ansteckung findet wahrscheinlich schon statt, bevor man das ganze Ausmaß der Krankheit sieht. Und weil Myxo, noch Kokzidien, Pilze noch Schnupfen sich bei mir niemals von einem Tier zum anderen verbreitet haben. Ich denke, das andere Tier muß auch entsprechend aufnahmebereit sein, das Immunsystem nicht fit.
Vielleicht hab ich ja einfach Glück gehabt. Und das 44 Jahre lang :pf:

Simmi14
28.10.2014, 20:55
Glückspilz :flower:
Meine lehrreichste Erfahrung war, dass meine Mum, Bruder und ich und bei Bauernhofkatzen in Bayern den Katzenpilz geholt haben samt Krankenhausaufenthalt in der Uniklinik Frankfurt http://www.apotheken-umschau.de/Infektion/Katzenpilz-Laestig-fuer-Mensch-und-Tier-348499.html. War damals 11 und wir waren einer der ersten registrierten Fälle, die sich in Deutschland angesteckt haben und nicht im Mittelmeerraum, wo das Zeug herkommt. :scheiss:

Ich hab wegen der Myxowellen hier + Parknähe nie Wiese geflückt, aber Zweige (gut ausgeschüttelt wegen Mücken). Ich könnte mir gut vorstellen, dass das bei Myxo ähnlich wie Ebola über Körperflüssigkeiten funktioniert. Also Blut, Speichel, Urin. Bei Wiese aus dem Park war ich mir nie so sicher, ob nicht ein Wildi kurz vorher draufgepinkelt hat. :rw:

Weiß das jemand genauer?

april
28.10.2014, 22:09
Ja, ich weiss das genauer - und muss kräftig zurück rudern: RHD überträgt sich nicht ohne Mücken oder Flöhe, Myxo kommt ohne aus.

Myxo kann sich übertragen durch Nasensekret, Blut, und Darmschleim, aber nicht durch Urin und nicht durch normale Köttel, wohl aber durch allfälligen Schleim auf den Kötteln. Blut und Darmschleim sind wahrscheinlich seltene Übertragungswege. Viel erfolgreicher dürfte für den Virus die Übertragung durch Nasensekret sein.

Rein nur die Tröpfeninfektion reicht allerdings nicht: Gesunde Kaninchen ohne direkten Kontakt zu einem infizierten Kaninchen aber in Reichweite von Tröpfchen (Drahtkäfige Seite an Seite) infizierten sich im Experiment nicht.

Bei direktem Kontakt kommt es darauf an, wann der Kontakt stattfindet: In den ersten zwei Dritteln der Erkrankung, beginnend ab sichtbaren Symptomen an den Augen bis zum Tod, reicht der direkte Kontakt für eine Infizierung nicht aus. Erst im letzten Drittel, wenn es zu Nasenausfluss und Niessen kommt, findet die Infektion im direkten Kontakt statt. Dann aber ist die Infektion unausweichlich.

Quelle: Houlihan, Ralph: The Transmissibility of Infections Myxomatosis, Journal of Infectious Diseases, 1945

Untersucht wurde aber nur eine Variante des Myxoma-Virus; bei anderen kann es anders verlaufen (z.B. gibt es in Australien fünf unterschiedliche tödliche Varianten), obwohl ich den Einfluss eher nur bei der Geschwindigkeit sehen würde, mit dem die Krankheit tötet, als die Verbreitungsfähigkeit.

Interessantes Material dazu ist auch P.J. Kerr, Myxoma Virus in Rabbits (http://www.oie.int/doc/ged/d9196.pdf), 1998