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Thema: Kurzinfo zur artnahen Fütterung

  1. #1
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Standard Kurzinfo zur artnahen Fütterung

    Kaninchen zählen zu den Pflanzenfressern und innerhalb dieser Gruppe zu den Blattfressern. In freier Natur ernähren sie sich neben kleineren Mengen an Pilzen, Flechten, Feldfrüchten u.a.m. hauptsächlich von Süßgräsern, Wildkräutern, Bäumen und Sträuchern. Bevorzugt werden vor allem die blättrigen Bestandteile der Pflanzen und junge Triebe. Auch Rinde und Wurzeln werden gerne angenommen. Die natürliche Nahrung ist nicht nur schmackhaft, sondern versorgt die Tiere auch mit wichtigen Nährstoffen wie z.B. essentiellen Aminosäuren. Die heilende Wirkung der verschiedenen Pflanzen stärkt das Immunsystem und schützt vor Krankheiten.
    Geändert von Simone D. (13.06.2012 um 18:41 Uhr)
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  2. #2
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Standard

    Fütterungstipps
    • Ungewohnte Mengen oder Pflanzen sollten immer langsam angefüttert werden, um Verdauungsprobleme zu vermeiden.
    • Wer die Ernährung auf frische Grünpflanzen umstellen möchte, kann z.B. mit einer Handvoll "Wiese" pro Tier und Tag beginnen und die Menge alle paar Tage verdoppeln. Die Mischung sollte zu Beginn aus Gräsern und anderen, gut verträglichen Pflanzen bestehen.
    • Im späteren Verlauf sollte das frische Grün dann nach Möglichkeit nicht mehr rationiert, sondern zur freien Verfügung angeboten werden
    • Aufgrund der verschiedenen Wirkstoffe empfiehlt es sich, Kräuter und Blätter nicht einseitig in großen Mengen anzubieten, sondern stets in einem abwechslungsreichen Gemisch


    Kaninchen können täglich (Pi mal Daumen) bis zu der Hälfte ihres Körpergewichtes an frischem Grün fressen. Einen Großteil ihrer natürlichen Nahrung machen dabei verschiedene Gräser aus. Man bewegt sich bei der Zusammenstellung des Grünfutters auf recht sicherem Terrain, wenn:

    • die Menge an frischen Grünpflanzen jeweils ungefähr dem Gewicht der Kaninchen entspricht (bzw. deutlich mehr ist, als eure Tiere zu fressen vermögen)
    • mind. 50% davon verschiedene Gräser ausmachen
    • die andere Hälfte viele verschiedene gut verträgliche Pflanzen wie Löwenzahn, Klee, Wegeriche, Schafgarbe, Labkräuter usw. beinhaltet
    • das Gepflückte insgesamt viele junge, unverholzte Pflanzen enthält

    Eine solche Mischung bietet den Tieren eine gute Möglichkeit zu wählen, welche Pflanzen oder Bestandteile sie aufnehmen möchten.
    Pflanzengemisch:


    Praktische Tipps rund um das Thema Wiesenfütterung
    • Da frisches Grün rasch verdirbt, sollte Gepflücktes nach Möglichkeit nicht allzu lange lagern, sondern immer frisch verfüttert werden.
    • Im Kühlschrank (Stoffbeutel) kann es dennoch bis zu zwei Tage aufbewahrt werden.
    • Übriggebliebenes sollte mindestens 1x täglich mit frischer Wiese ausgetauscht werden.
    • Das gepflückte Grün darf nicht überhitzen, schwitzen oder gammeln! (Das führt zu Gärprozessen, die bei Kaninchen schwere Verdauungsprobleme auslösen können.)
    • Bei sehr hohen Außentemperaturen sollte daher im Schatten gepflückt werden.
      Bzw. die Grünpflanzen sollten nach dem Pflücken luftig ausgebreitet werden, damit sie auskühlen können.
    • Kein Rasenmäher-Grün anbieten!


    Wo sammeln?
    • Sammelt kleinere Mengen an verschiedenen Stellen. Damit bietet ihr euren Tieren bessere Auswahlmöglichkeiten und belastet die einzelnen Standorte weniger stark.
    • Wenn sich in einem Gebiet nur wenige Pflanzen einer Art finden, dann lasst sie bitte stehen und rottet sie dort nicht aus.
    • Meidet Sammelstellen, sobald die Pflanzen höher werden. Zum einen werden junge, unverholzte Pflanzen von Kaninchen bevorzugt, zum anderen verursacht dies auf den Grünflächen sonst Trittschäden.
    • Respektiert Nutzwiesen, das Privateigentum anderer sowie das Naturschutzgesetz.
    • Erkundigt euch nach einer Pflückerlaubnis, wenn ihr jemanden auf einer Streuobstwiese o.ä. beim Arbeiten beobachtet. Meist gibt es neben einer Zusage nette Tipps, wie z.B. die Info, ob und wann gespritzt wird.
    • Gut geeignete Sammelplätze sind z.B. wilde Wiesen, Brachflächen, Wald-, Weg- und Feldränder, Hecken, Bach- und Flussufer sowie der eigene Garten. Nicht gesammelt werden sollte z.B. auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, Nutzwiesen, Weinbergen und im Naturschutzgebiet. Auch geschützte, gespritzte oder an stark befahrenen Strassen wachsende Pflanzen sollten nicht angeboten werden.


    Geändert von Simone D. (01.09.2013 um 23:56 Uhr)
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  3. #3
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Standard Thema Giftpflanzen

    Beobachtungen von Wildkaninchen zeigen, dass Heilpflanzen, ölhaltige und bittere Pflanzen eine wichtige Rolle in ihrer Ernährung spielen:

    Beinahe die Hälfte der gefressenen Pflanzenarten waren Heilpflanzen oder ölhaltig, aromatisch, bitter, usw. Hier sei besonders auf Chenopodium album hingewiesen, dessen Öle eine wurmtötende Wirkung haben. Insgesamt sind 46 % der Pflanzenarten [...] Heil- und Gift-, bzw. ölhaltige und bittere Pflanzen. Ähnliches hat auch DANlLOV [...] bei einer Analyse der Nährpflanzen des Wildes gefunden und gibt den Anteil der erwähnten Pflanzen-Gattungen mit 42 % an.
    F. Turček, B. Stiavnica, Beitrag zur Kenntnis der Fraßpflanzen des Wildkaninchens, Oryctolagus cuniculus (Linne, 1758), in freier Wildbahn, Säugetierkundliche Mitteilungen, Heft 7, 1959

    Pflanzen, die als giftig gelten, zählen ebenfalls zur natürlichen Nahrung von Kaninchen. Auch ihre Aufnahme dient der Gesunderhaltung. Kaninchen sind im Normalfall sehr geschickt darin zu entscheiden, welche Mengen und Teile eines Krauts sie benötigen, und welche ihnen schaden.

    In Hinblick auf die Ernährung unserer Hauskaninchen gilt es dabei zu bedenken, dass Kaninchen in freier Wildbahn meist eine große Auswahl an verschiedenen Fraßpflanzen zur Verfügung steht. Sie können also jederzeit wählen, welche Pflanzen(-bestandteile) sie aufnehmen möchten. Bei unseren Haustieren entscheiden dagegen meist wir Halter über das Futterangebot. Sei es, indem wir beim Pflücken bereits eine Vorauswahl treffen, das Futter rationieren, oder die natürliche Nahrung nicht täglich anbieten. Diese Einschränkungen bringen das Risiko mit sich, dass die Tiere nicht wie ihre wilden Artgenossen nach Bedarf und Geschmack selektieren (können).

    Mitbedacht werden sollte auch, dass nicht jedes unserer Hauskaninchen als giftig geltende Pflanzen (in allen Lebenslagen) gleichermaßen gut verträgt. Die Verträglichkeit hängt im jeweiligen Augenblick von vielen verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen neben dem vorhandenen Futterangebot beispielsweise der Gesundheitszustand des Tieres, oder auch die Gewöhnung. Wenn ein Tier regelmäßig bestimmte Wirkstoffe aufnimmt, kann es dadurch eine wesentlich höhere Toleranzschwelle als seine Artgenossen haben. Sehr entscheidend für die Wirkung einer Pflanze können auch ihr Standort, ihre Wachstumsphase und der Erntezeitpunkt sein.

    Angaben über Pflanzen, die in bestimmten Mengen für den Menschen (oder andere Tierarten) als giftig gelten, lassen sich nicht zwangsläufig auf Kaninchen übertragen*. Für andere Arten gelten andere Maßstäbe. So können z.B. bestimmte Mengen des Eukalyptus für einen Koala ein wertvolles Futtermittel sein – während jene Mengen bei anderen Tierarten oder Menschen starke Verdauungsprobleme verursachen würden. Kaninchen besitzen z.B. eine hohe Toleranz gegen Bitterstoffe, da ihre natürliche Nahrung diese teilweise in sehr hohen Mengen enthält.

    Wer sich bei einer bestimmten Pflanze unsicher ist, sollte sie nicht anbieten. Die Natur bietet allerlei Alternativen.


    *Eine Pflanzenliste mit gesammelten Quellenangaben und Erfahrungswerten in Bezug auf Kaninchen gibt es z.B. hier.
    Geändert von Simone D. (01.03.2013 um 12:33 Uhr)
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  4. #4
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    Standard

    Auch wenn die Texte dafür recht kurz sind – der Ordnung halber die Quellen, auf welchen die Informationen basieren:


    Literaturnachweise

    A. W. Boback, Das Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus [Linné, 1758]), A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt, 1970

    C. Engel, Wild Health, Gesundheit aus der Wildnis, Animal Learn Verlag, 2004

    G. Habermehl, P. Ziemer, Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre Wirkstoffe, 2., erw. Auflage, Springer Verlag, 1999

    M. Lincke, Das Wildkaninchen, Naturbeschreibung, Jagd, Fang, Abwehr und Verwertung sowie die als Jagdhilfen verwendeten Tiere, Verlag J. Neumann-Neudamm, 1943

    E. Mangold, R. Fangauf, Handbuch der Kaninchenfütterung, Neumann Verlag GmbH, Radebeul, 1950

    H. Niehaus, Zur Ernährungsphysiologie des Kaninchens, Arch. Geflügelzucht u. Kleintierkd., Bd. 17, 1968

    A. Rühle, Kaninchen würden Wiese kaufen: Haltung und Ernährung von Zwergkaninchen - Informationen für engagierte Halter, Books on Demand, 2009

    P. Schley, Kaninchen, Ulmer-Verlag, 1985

    W. Schlolaut, Das große Buch vom Kaninchen, 3. überarbeitete Ausgabe 2003, DLG-Verlags-GmbH, Frankfurt am Main

    V. Stiess, A. Rühle, Selbstmedikation durch Futterselektion, Internetressource: Download von www.kaninchenzeitung.de, 27.08.2010

    F. Turček, B. Stiavnica, Beitrag zur Kenntnis der Fraßpflanzen des Wildkaninchens, Oryctolagus cuniculus (Linne, 1758), in freier Wildbahn, Säugetierkundliche Mitteilungen, Heft 7, 1959

    J. Zinke, Ganzheitliche Behandlung von Kaninchen und Meerschweinchen: Anatomie, Pathologie, Praxiserfahrungen, Sonntag Verlag, 2004


    Internet (Stand: 14.05.2012)

    www.degupedia.de

    www.kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de



    Anm.: Die aufgeführte Literatur dient dem Quellennachweis und ist wertfrei zu betrachten. Die Inhalte der genannten Titel stellen nicht zwangsläufig Empfehlungen dar und spiegeln nicht automatisch die Grundsätze des Vereins wieder.
    Geändert von Simone D. (08.08.2013 um 01:26 Uhr) Grund: Anmerkung eingefügt
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