Sehr häufig wird bei Magen-Darm-Erkankungen eine Diät aus Heu und Wasser empfohlen. Dieser Rat ist falsch. Es gibt tatsächlich keine Magen- oder Darmerkrankung bei Kaninchen, die eine Heudiät nicht noch verschlimmern könnte.
Augenscheinlich ist dieser Ratschlag insbesondere bei Durchfall des Öfteren erfolgversprechend, da es mit sehr trockener Nahrung durchaus möglich ist, diesen einzudämmen. Man nimmt dem Darm damit sozusagen die Möglichkeit, sich selbst zu entgiften, indem man ihm Flüssigkeit entzieht. Eine solche Symptombekämpfung mag zwar rein optisch eine Verbesserung bewirken, bringt den Verdauungstrakt aber zugleich meist noch mehr aus dem Lot. Insbesondere wenn Durchfall vorliegt ist eine hohe Flüssigkeitszufuhr sehr wichtig, um den Wassersverlust auszugleichen und eine Dehydration zu vermeiden.
Darüber hinaus stellt eine reine Heuernährung für Kaninchen immer eine aktute Mangelernährung dar. Gerade im Krankheitsfalle empfiehlt es sich daher nicht, diese als Behandlungsmaßnahme einzuleiten. Denn aus den trockenen Fasern können Kaninchen nicht alle Nährstoffe ziehen, die sie gerade zum gesund werden eigentlich dringend bräuchten. (Auch wenn es häufig fälschlicher Weise so dargestellt wird, als wären Kaninchen in der Lage, aus zellulosereichen Futtermitteln alle für sie essentiellen Nährstoffe selbst zu synthetisieren.)
Ein weiterer Nachteil einer Heu-/ Wasser-Diät liegt mitunter auch darin, dass sie die Ausbreitung von Krankheitserregern im Darmtrakt fördert. Der Magendarmtrakt des Kaninchens ist darauf ausgelegt, große Mengen an frischem, blättrigem Futter aufzunehmen und zu verdauen. Da der Verdauungstrakt nur schwach bemuskelt ist, ist der Weitertransport der Nahrung im Wesentlichen von der Aufnahme neuen Futters abhängig. Je mehr getrocknete Nahrung aufgenommen wird, desto seltener wird nun der Inhalt des Verdauungstrakt erneuert, und desto schlechter werden Krankheitserreger abtransportiert.
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Anja Ewringmann | Leitsymptome beim Kaninchen: diagnostischer Leitfaden und Therapie | Kapitel 4.2.2, Symptomatische Therapie [bei Durchfall] | 2. Auflage, 2010Eine Heu- und Wasserdiät mit Entzug von Frischfutter ist nicht geeignet, um den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden. Ziele der Fütterung sind es, die Darmflora zu stabilisieren, die Darmschleimhaut zu regenerieren und angesammelte mikrobielle Stoffwechselprodukte abzubauen.
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