Hallo, ich hoffe jemand hier kann uns Rat für unsere VG und die Kämpfe zwischen zwei Männchen geben, ich weiß so langsam nicht mehr weiter...

Die Situation:
Wir halten Kaninchen in freier Wohnungshaltung.
Wie hatten jahrelang eine traumhafte Dreiergruppe. Das Herz der Gruppe ist im Januar verstorben, und wir hatten uns nach einer Weile entschieden ein neues Pärchen ins Haus (bzw die Wohnung) zu holen.

Da meine Kaninchendame, Elle, sich extrem aggressiv gegenüber ängstlichen und schwächlichen Kaninchen verhält, habe ich hauptsächlich darauf geachtet, charakterlich passende Kaninchen zu finden.
Also sind wir ins Tierheim gegangen und haben ein liebes Pärchen gefunden, das weder schüchtern und zurückhaltend, noch extrem dominant ist.
Da alle 4 Kaninchen aus Tierheimen kommen, haben wir keine Ahnung, wie alt sie genau sind.
Das alte Pärchen (Elle & Berkut) schätze ich auf bald 5 Jahre ein.
Das Alter der Neuen (Dezső und Millie) ist unbekannt. Sie saßen ein ganzes Jahr lang im Tierheim, mehr wissen wir nicht.
Alle sind kastriert, außer Millie (weiblich).

VG-Versuch 1:
Ich hatte ein paar blöde Fehler in der Raumaufteilung gemacht, wodurch die Kaninchen sich vor der VG schon gerochen und gesehen haben. Hatte es dann trotzdem versucht, da gabs natürlich sehr viel aufgestaute Aggression. Zum Glück gab es keine ernsthaften Verletzungen, ich habe sie aber auch direkt wieder getrennt. Da ich schonmal eine VG hatte wusste ich, dass das kein "normaler Kampf" sondern blinde Aggression war. Macht ja auch Sinn, es gab ja Gründe für die Aggression.
Sie waren dann also für 3 Wochen voneinander so getrennt, dass sie einander weder sehen noch riechen konnten.

VG-Versuch 2:
Der Versuch lief gut. Es war eine vollkommen normale VG, auch wenn sie uns viele Nerven gekostet hat. Es gab sehr viel Gejage, aber mit der Zeit wurde es friedlicher und die beiden Herren haben schon nach einer Woche nebeneinander geschlafen. Die beiden wurden bald unzertrennlich, klebten aneinander, haben zusammen gegessen, geschlafen, gebuddelt, erkundet...
Elle, unsere Dame die keine ängstlichen Kaninchen mag, hat sehr viel länger gebraucht um sich mit den beiden anzufreunden. Millie hatte an den ersten beiden Tagen geschrien, wenn Elle sie gejagt hat, war aber komplett unversehrt. Hatte in Foren gelesen, dass manche Kaninchen einfach sehr leicht schreien??
Nun, jedenfalls war dann nach etwa 6 Wochen alles geklärt, alle haben gerne zusammen gegessen und sogar gekuschelt. Wir waren alle glücklich und erleichtert, dass es passt.

Nun kommen wir zum Problem:
Kurz nach der erfolgreichen VG haben die beiden Jungs angefangen sich RICHTIG zu prügeln. Es sah fast so schlimm aus wie beim 1. VG-Versuch. Berkut, der den Streit angefangen hatte, hatte transparenten Ausfluss am Auge, also bin ich mit ihm zu einer kaninchenkundigen Tierärztin gegangen, um zu schauen was er hat. Das Ergebnis: nichts. Zähne super, Augen super, sonst auch fit.

Ich habe sie dann endlich aus ihrem Vergesellschaftungszimmer geholt, das wollte ich nämlich nicht zu früh machen. Vielleicht wars ja ein Platzproblem?
Dadurch kam endlich mal wieder ein friedlicher, schöner Moment zustande, wo die beiden Herren neugierig die ganze Wohnung erkundet haben. Danach gings aber direkt wieder los, ähnlich heftig wie vorher.
Die beiden hatten sich die Räume aufgeteilt, jeder hat sich ein Zimmer genommen. Die Zimmer sind genau die, die sie vor der 2. VG bewohnt hatten. Ist das ein Zeichen dafür, dass wir die 2. VG zu früh beendet haben?
Dezső bewacht sein Zimmer intensiv und verscheucht Berkut sobald er rein will. In Berkuts Zimmer spaziert er aber ständig rein und verprügelt Berkut halt, wenn Berkut ihn verscheuchen will. Ein friedliches Miteinander gibt es nicht mehr.


Nun, nach dem Tierarztbesuch sind die Kämpfe langsam jeden Tag ein bisschen schlimmer geworden. Berkut ist offensichtlich unterlegen und hat jetzt auch einige Wunden bekommen, zwei am Nacken, eine am Ohr und eine größere am Po. Sie sind nicht sehr tief und scheinen mir auch nicht behandlungsbedürftig, bereiten ihm aber Schmerzen zu (erkennt man an seinem Gesicht und der Körpersprache) und er zieht sich zurück.
Seit vorgestern sitzt er die meiste Zeit auf dem Sofa und hat Angst vor Dezső (der übrigens komplett unversehrt ist). Trotzdem springt er doch manchmal zum kämpfen runter, wenn Dezső ihn genug provoziert. Da hängt er dann zB mit dem Gesicht in Dezsős Mund fest und versucht sich zu befreien. Oder sie gehen sich an den Nacken. Ich versuche, nicht dazwischen zu gehen, aber wenn er so verzweifelt versucht, sich zu befreien, hol ich dann doch die Decke...
Dezső hat jetzt auch gelernt, wie man aufs Sofa springt, also ist Berkut nirgendwo mehr sicher. Da die Kämpfe zunehmend stärker werden traue ich mich nicht mehr, die beiden alleine zuhause zu lassen.
Ich würde sie jetzt also gerne voneinander trennen und in 2 Wochen einen 3. VG-Versuch starten...was sehr schade ist, denn die Mädchen verstehen sich untereinander super und haben auch mit den Männchen kein Problem. Nur die Herren haben ein Problem miteinander.

Nun zu meiner Frage:
Lohnt sich das? Sind das eigentlich zwei unkompatible Männchen? Geht so ein 3. VG-Versuch noch gut?
Ich will unbedingt beide Pärchen behalten, es geht ihnen ja sonst so gut bei uns.
Hinzu kommt, dass ich einfach langsam nicht mehr kann. Durch die Krankheitsgeschichte der Verstorbenen hat sich jetzt seit mitte November letzten Jahres bei mir sehr viel Stress angebaut. Da ich psychisch schon stark vorbelastet bin haut das echt rein. Normalerweise helfen mir die Kaninchen bei psychischen Problemen, inzwischen habe ich aber durch das alles eine Reihe von sehr belastenden, neuen Symptomen entwickelt. Ehe ich mich komplett kaputt mache muss ich also irgendeine Art finden Pause zu machen. Das ist auch ein Grund, weshalb ich darüber nachdenke sie jetzt wieder zu trennen. Gleichzeitig mach ich mir aber auch wieder Sorgen über die nächste VG wenn sie getrennt sind, und darüber, was ich tun soll, wenn die VG nun komplett scheitert.
Man liest ja auch Sachen wie:

"Bei den Rammlern (auch kastr. Rammlern) gibt es Männchen, die sich allgemein nicht miteinander verstehen und (oft nach erfolgreicher Zusammenführung) immer wieder sich extrem raufen und Bissverletzungen davon tragen. Solche Kaninchen sollten spätestens bei der zweiten Bissverletzung trotz optimaler Neuvergesellschaftung, genug Platz usw. wenn sie sich wieder verbeißen, komplett getrennt leben (einen zu anderen Weibchen vermitteln oder zwei Gruppen halten).*" (von https://kaninchenwiese.de/soziales/rangordnungskaempfe/ )

Ich hoffe, jemand hier hat vielleicht eine Idee, wie man mit dieser Situation umgehen kann. Meine Gedanken drehen sich nur noch im Kreis und ich mache mir echt Sorgen. Zurück ans Tierheim möchte ich das neue Pärchen auch auf keinen Fall geben, dort haben sie nur Trockenfutter und Karotten bekommen und sehr wenig Platz gehabt. Sie blühen hier richtig schön auf.

Vielen Dank im Voraus, ich hoffe ihr genießt alle den Frühling!
- Cotton