Freitag ist Joschi gestorben - ein grosses und sehr besonderes Kaninchen. Ausgedient als Deckrammler, gelebt in einem viel zu kleinen Käfig, kam er vor ungefähr 4 Jahren zu mir und lief immer schon etwas merkwürdig. Da hatte er aber erst gar keine Muskeln, war unterernährt und war vermilbt gewesen. Er kam zu Kräften und folgte wie ein Hund auf Tritt und Schritt. In die Küche, wo er beim Kochen zwischen meinen Füssen Platz nahm. Mit zur Tür, wenn man aus dem Haus ging. In die Dusche, von wo er aber wieder verschwand, wenn das Wasser kam... Lieblingsplatz war ja überhaupt zu der Zeit: um das Klo geschlungen. Also mein Klo jetzt, auch weil man dort Klopapier fand, was man in den Flur tragen, dort auspacken und großzügig in der Gegend verteilen konnte. Damit die Tante denkt, es waren Einbrecher im haus, wenn sie zrück kommt. Seine eigenen Klos waren wieder ein andere Geschichte. Die gehörten umgedreht, durch die Gegend geworfen. Näpfe warf er auch gerne - super, auf Holzboden. Ich habe meiner Unter-Wohnerin meinen Wohnungsschlüssel gegeben, damit sie für Ruhe sorgen konnte, falls er mal wieder in Weitwurflaune war.
Zugegebenermaßen war er das einzige Kaninchen von etlichen, die ich schon hatte, das nie wirklich stubenrein war... viellleicht hatte er aber auch einfach schon sein Lähmungsproblem. Denn das Laufen wurde immer schlimmer, bei schwerer Arthrose und verkippten Wirbeln. Und so war eines Tages, letztes Jahr im Juli oder August, die Zeit, wo er querschnittgelähmt war. Und es war schwierig, und jeder Tierarzt hätte ihn wohl gleich eingeschläfert. Aber nicht ihn!
14 Monate mit einem gelähmten Kaninchen, und keinen Moment bereut, dem ersten Impuls nicht nachgegeben zu haben. Wir haben uns beide daran gewöhnt, und deine fantastischen Hasensitter auch (ohne Euch wäre das nie gegangen - DANKE!!). Nachdem er zunächst wund war, und entzündet, und die erste Made kam, wurde die Haltung nach und nach perfektioniert. Ihm ein Areal mit Vetbeds auf Wickelunterlagen auf Inkontinenzlaken und drumherum Gitter, seiner Kumpeline durch Schlupfstellen freie Wohnungshaltung. Aber am liebsten war sie doch bei ihm. Er blieb freundlich und bestimmt, Schmerzmittel fand er lecker, baden ging dann auch mit Knuspern und schlecken, nur föhnen war doof, aber er lernte auch, sich im liegen zu putzen, also von gefühlt dreimal täglich pendelte es sich bei 2-3 mal pro Woche ein. Er robbte freundlich durch die Gegend, kuschelte, manpfte, war der Liebling der Kinder, begrüsste jeden begeistert, der ihn besuchen kam und forderte Streicheleinheiten. Und hatte Tierarztstop - für ihn nur noch pflegerisches und gegen Schmerzen.
Und so ging es dann doch schnell, als er nun eine Aufgasung hatte. Großer, ich vermisse dich, aber es ist auch gut, dass es vorbei ist. Du warst ein tolles Kaninchen, mit eigenem Kopf und Lebenswillen und du hast uns viel gelehrt. Vor allem möchte ich alle ermutigen: auch ein schwerst behindertes Kaninchen kann Lebensqualität haben und sich, uns Menschen und seine Kumpeline erfreuen.
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