Hallo liebe Kaninchenfreunde,
erstmal bin ich echt dankbar, dass es dieses Forum gibt. Nirgendwo sonst liest man so viele aktuelle Sachen - grade bei dieser speziellen Geschichte von RHDV2.
Auch wir als Notstation sind betroffen. Man kann sich das Grauen nicht vorstellen, 16 Kaninchen sind wegen dieses Virus gestorben, und das innerhalb einer Woche. Wir haben leider viel zu lang gebraucht, um die Gefahr zu erkennen. Geimpfte Tiere - RHD - ohne blutige Ausflüsse - das macht doch keinen Sinn. Das haben wir erst nach der Obduktion zweier Tiere realisieren können.
Wer hilfreiche Tipps hat - immer bitte her damit.
Z.B.: wie desinfiziere ich? Vom FL-Institut habe ich 2% Natronlauge empfohlen bekommen, in Foren las ich, die soll nicht gut sein. Ist abkochen eine Möglichkeit? Das Virus übersteht 80 Grad über einen längeren Zeitraum. Hilft Eimeran vielleicht? Das ist zumindest ein Mittel das entgegen vieler anderen auch gegen Kokzidien wirkt und eine Wirksamkeit gegen Viren haben soll - speziell ist RHD nicht aufgeführt.
Meine Tipps soweit, falls nicht schon bekannt
- wer Sorge hat, kann seine Tiere sofort mit Cunivak-RHD grundimmunsieren lassen. (Zwei Impfungen im Abstand von 4 Wochen), danach halbjährlich weiterimpfen. Es spielt dabei nahezu keine Rolle, wann die Tiere zuletzt geimpft wurden und ich würde es jedem dringend ans Herz legen. Lieber einmal zuviel geimpft, einmal mehr Tierarztstress und nicht dieses blöde Virus. Es ist gnadenlos. Laut IDT Biologica (die Cunivak herstellen) könnte man theoretisch alle 3 Wochen RHD impfen. Es hätte keine Auswirkung auf die Gesundheit der Tiere. Jede Impfung mit Abstand von 3 Wochen wirke als Boosterung. Es gibt dazu keine hinreichenden Tests aber es ist andererseits nichts bekannt, dass ein zu häufiges Impfen die Krankheit hervorgerufen oder die Tiere geschwächt hat. Wir als Notstation haben ja fast bei jedem Tier ein unterschiedliches Impfdatum...aber alle sind vor mehr als 3 Monaten geimpft. Also heißt es diese Woche ab und zum Doc und Cunivak impfen
Wenn die Cunivak geimpften Tiere mit RHDV2 konfrontiert werden, zeigen sie manchmal Fieber, manchmal Apathie. Es handelt sich dabei aber um einen wesentlich schwächeren Verlauf und sie überleben es meistens (zu 90%).
- der Nobivacc Impfstoff hat in Tests eine Sterblichkeitsrate von 75% "hinterlassen", mit Cunivak RHD haben in einer Testreihe alle Tiere überlebt. Wir hatten leider das Pech, dass fast alle Tiere das letzte Mal mit Nobivac geimpft wurden, weil verschiedene Ärzte von Studien sprachen, die zeigten, dass Nobivac gegen die anderen Mutationen von RHD besser wirkt. Uns war das neue RHDV2 Virus damals nicht bewusst ...
- grundsätzlich steigere eine konsequente Impfung mit Cunviak die Überlebensrate. Wer Nobivac geimpft hat, sollte auf Cunivak zurück umsteigen - am besten gleich, weil kein Schaden zu befürchten einmal grundimmunsieren lassen.
- es gibt einen Impfstoff aus Frankreich, über den wurde hier schon gepostet. Er ist nur über das Veterinäramt / Landesämter zu beziehen. Wir versuchen das jetzt, das wird aber vermutlich lange dauern. Sobald wir da Erkenntnisse haben, melden wir uns. Er wirkt - wie schon geschrieben wurde - nur gegen RHDV2, eine weitere normale Impfung alle 6 Monate ist also erforderlich.
- wer betroffen ist, Tiere so gut es geht vereinzeln. Nur den nötigsten Kontakt mit den Tieren. Mit Einmalhandschuhen arbeiten - selbst eine Kehrschaufel von einem in das nächste Gehege kan ndas Virus übertragen.
- die bei uns betroffenen Tiere zeigen Müdigkeit, Apathie und liegen viel. Innerhalb von Minuten bis Stunden sterben sie. Wir hatten bisher keine chronischen Verläufe. Die längste Phase von Anzeichen hat gerade mal einen halben Tag gedauert.
- RHD ist übrigens übertragbar über Mücken, Flöhe, Wildtiere (Wühlmäuse reichen aus), andere Kaninchen, Futter, Kot, Urin (Wildkaninchen pinkelt einmal an den Zaun, Kaninchen schnuppert dran genügt also schon).
- aktuell sind die Verbreitungsgebiete hauptsächlich Sachsen und Brandenburg. Es fing mal in NRW / Rheinland-Pfalz an vor zwei Jahren. Eine aktuelle Seuchenkarte gibt's hier. Wir haben unsere Eintragung gerade "beantragt", das ist sehr sehr bitter.
http://www.idt-tiergesundheit.de/tie...itsmonitoring/
- als Notstation bekommen wir öfter Anfragen - innerhalb einer Woche 4 Stück bei denen die Besitzer schrieben "unser Kaninchen ist plötzlich gestorben", auf meine Nachfrage sei alles ohne Anzeichen passiert ... das Virus ist also bestimmt schon längst in Privathaushalten. Nur dort fällt es nicht auf, weil die Tiere eben nicht untersucht werden. Wie oben beschrieben hatten wir unter 16 Todesfällen nur einen einzigen, bei dem Blut aus der Nase trat... es ist also wirklich schwierig zu erkennen.
Ich wünsche euch allen, dass ihr Glück habt, dass euren geliebten Nasen so ein Schicksal erspart bleibt. Wir sind mittlerweile mehr Friedhof als Notstation, wir stehen vor dem Ende. Der Schmerz ist gar nicht zu ertragen. Die Angst, nach den Tieren zu schauen und möglicherweise wieder ein totes zu finden. Es braucht nur ein Tier zu schlafen und wir kriegen gleich Panik, dass es stirbt. Und wir wissen vor allem nicht, ob die Tiere sich nicht jederzeit wieder anstecken, weil wir die Quelle nicht kennen.
Wer noch irgendwelche dienlichen Tipps hat - wir kämpfen schließlich noch um Tierleben, der poste bitte gerne!
Traurige Grüße, Mandy
Kleintiernotstation Dolgen am See
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